ALLIED GROUNDS · Werkzeuge für das Zusammendenken von Umwelt- und Arbeitskämpfen · Texte, Video Talks und mehr · BG°2023 Projekt

I. INTRO

Thema

Mit Jahresprojekten wie “Wasserwissen” (2009), “More World” (2019) und “After Extractivism” (2022) hat die BG begonnen, kritische Fragen der politischen Ökologie zu untersuchen und dabei Probleme wie Umweltverschmutzung, Kommodifizierung von Ressourcen und Klimakollaps mit den sich gegenseitig anheizenden ökonomischen und ökologischen Krisen zu verknüpfen, die durch Kolonialismus, Imperialismus und Kapitalismus verursacht worden sind. Das BG-Projekt “Allied Grounds” (2023) setzte diese Erkundung fort: es fragte nach der ökologischen Dimension von Arbeit und untersuchte (Re-)Produktionsmittel als Mittel der Klima-(Re-)Produktion.

Erkundungen

Mit dem “Allied Grounds”-Projekt wurden zwei verwandte, aber selten miteinander in Verbindung gebrachte Konstellationen untersucht: Im Globalen Süden sind Umweltbelange ein integraler Bestandteil der Kämpfe der Arbeiter*innenklasse gegen Enteignung, Ausbeutung und Extraktivismus, und zwar buchstäblich seit der kolonial-kapitalistischen Eroberung der Neuen Welt. Im Globalen Norden hingegen entstanden Umweltkämpfe der Arbeiterklasse im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die Industrialisierung und Urbanisierung, während Arbeiter- und Umweltbewegungen erst in den letzten Jahren ihr Bündnispotenzial wiederentdeckt haben.

Resultate

Die Basis des “Allied Grounds”-Projekts ist eine Reihe von 46 Texten, die die BG über das Jahr verteilt auf Deutsch und Englisch veröffentlicht hat. Eine dreitägige Konferenz im Haus der Demokratie und Menschenrechte (5.-7.10.2023) schuf eine hybride Plattform um Forscher*innen, Aktivist*innen und Kulturschaffende zusammen zu bringen, und gemeinsam weitere Wissensressourcen zu produzieren: Video Talks, Projekte und Audios. Der Konferenzbericht liegt in mehr als 10 Sprachen vor. Alle Ergebnisse – unter einer Creative-Commons-Lizenz verfügbar – werden auf dieser Projektwebsite gebündelt. Sie dient als Archiv und Werkzeugkasten für kritisches Wissen und solidarische Praktiken.

II. VIDEO TALKS

Vorbemerkung

Angesichts zunehmender Polarisierung und Entsolidarisierung, rechter Mobilisierung und der Neukalibrierung kapitalistischer Kriegsführung muss jede sinnvolle Antwort neue Narrative amplifizieren, die dazu beitragen, transnationale Allianzen zwischen den Unterdrückten und Ausgebeuteten zu ermöglichen. Die Videovorträge, die im Rahmen der BG-Konferenz “Allied Grounds” produziert wurden, bringen in ihrer Vielstimmigkeit ein solches zukunftsweisendes Narrativ zu Gehör, das über die Grenzen u.a. zwischen Arbeiter*innen in Produktion und Reproduktion, Arbeiter- und Umweltbewegungen, Nord und Süd hinausweist.

Katastrophe und Klasse

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Die moralische Kraft der heutigen Umweltbewegungen scheint unbestreitbar. Doch trotz ihrer Anziehungskraft scheinen sie nicht in der Lage zu sein, zu Akteuren eines grundlegenden Wandels zu werden – des Übergangs vom Kapitalismus zum demokratischen Ökosozialismus – argumentiert der Anthropologe Florin Poenaru in seinem „Allied Grounds“-Videovortrag und fordert uns dazu auf, das politische Potenzial der refugee workforce neu zu bewerten.

Grünes Kapital herausfordern

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In Bosnien und Herzegowina sind die Bergarbeiter*innen von zentraler Bedeutung für eine potenzielle Konvergenz zwischen antikapitalistischen und ökologischen Kämpfen und somit für jedweden den Versuch, den marktorientierten “grünen” Wandel herauszufordern, wie die Redakteurin und Aktivistin Svjetlana Nedimović in ihrem „Allied Grounds“-Videovortrag zeigt, indem sie erkundet, wie die “traditionelle” Energie der Arbeiter*innen genutzt werden kann, um eine noch nicht vorgestellte Zukunft aufzubauen.

Klimaproletariat

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Kolonialismus, Kapitalismus und Imperialismus verursachen oder schaffen sogar Katastrophen im Globalen Süden (Überschwemmungen, Dürren usw.), die Millionen von Menschen vertreiben, sie arbeitslos machen und zur Reservearmee in den Zentren des Kapitals degradieren. Hier könnten die am wenigsten Geschützten und am meisten Ausgebeuteten zu Akteuren des Systemwandels werden, argumentiert Jennifer Kamau in ihrem „Allied Grounds“-Videovortrag.

Infrastrukturelle Solidarität

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Heute sind die Geopolitik der Arbeitsmobilität und die Energiewende immer enger miteinander verknüpft. Es ist eine politische Priorität für Arbeiter*innen, zu verstehen, wie diese Verbindungen funktionieren, um eine infrastrukturelle Solidarität entlang dieser Verbindungen aufzubauen und den Internationalismus neu zu erfinden. Dies erfordert eine Politik der Übersetzung, argumentiert der politische Theoretiker Brett Neilson in seinem „Allied Grounds“-Videovortrag.

Working-Class Environmentalism

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Während grüne Kapitalist*innen mit Unterstützung von Regierungen Zukunftsmärkte schaffen, die auf profitable Weise mit der Klimakrise vereinbar sein sollen, könnte eine subpolitische Antwort in Form eines Bündnisses zwischen Klima- und Arbeiter*innenbewegung sein, wie die Kämpfe in der ehemaligen GKN-Fabrik in der Nähe von Florenz nahelegen, argumentieren die Wissenschaftlerinnen Francesca Gabbriellini und Paola Imperatore in ihrem „Allied Grounds“-Videovortrag.

Gegen Öko-Apartheid

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Während die globalen ökonomisch-ökologischen Krisen sich verschärfen, beschleunigt sich die Ausbreitung rassistischer Nationalismen. Dies stellt für uns alle ein großes Problem dar: Arbeiter*innen werden gegeneinander aufgesetzt (“weiße” gegen “nicht-weiße”), anstatt die Ausbeutung und Enteignung aller Arten von Arbeiter*innen und der Umwelt en gros anzufechten, wie die Autorin und Aktivistin Harsha Walia in ihrem „Allied Grounds“-Videovortrag argumentiert.

Nachhaltige Arbeit

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Arbeiter*innen jeglicher Couleur und die zu ihnen gehörenden Communities haben potenziell ein existenzielles Interesse an einer nachhaltigen, nicht umweltzerstörenden Produktion. Gleichzeitig sind sie es, die eine sozial-ökologische Transformation wesentlich tragen müssen. Wenn sie nicht die zentrale Rolle in der Definition und Praxis dieser Transformation übernehmen, wird es diese nicht geben, wie der Sozialwissenschaftler Dario Azzellini in seinem „Allied Grounds“-Videovortrag argumentiert.

Konvergierende Kämpfe

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Arbeiterkämpfe haben tendenziell “Korrekturen” und “Innovationen” des Kapitals ausgelöst, einschließlich technologischer Natur. Daher stellt sich die Frage, wie die aktuellen Arbeitskämpfe zu ökosozialen und dekolonialen Zielen beitragen können, anstatt die nächste Phase der kapitalistischen Akkumulation anzuheizen und letztlich die Klimakrise zu beschleunigen, wie der Forscher Lorenzo Feltrin in seinem „Allied Grounds“-Videovortrag argumentiert.

III. WORKSHOPS

Setting

Die Workshops, die am 5., 6. und 7. Oktober stattfanden, waren das Herzstück der BG-Konferenz “Allied Grounds”. Sie brachten Forscher*innen, Aktivist*innen und Kulturschaffende aus mehr als 25 Ländern zusammen und initiierten kooperative Prozesse.

Workshop guests at BG conference 2023. Photo: Leonie Geiger

Die Workshops, die sich in fünf thematischen Clustern mit den Schlüsselfragen des Projekts “Allied Grounds” befassten, wurden mit Gästen durchgeführt, die von den Organisator*innen der Konferenz eingeladen waren sowie mit weiteren Teilnehmer*innen, die sich über den Aufruf zur Anmeldung registriert hatten. Hier Fotos von den Prozessen. Lesen Sie weiter, um mehr über die resultierenden Projekte zu erfahren.

(Un)Working Balkans

Der Balkan ist im vorherrschenden politischen Diskurs über Europa praktisch nicht präsent: aus den Augen, aus dem Sinn. Gleichzeitig konzentrieren sich zentrale wirtschaftliche und geopolitische Interessen der EU in dieser Region, nicht zuletzt im Zuge der Schaffung “grüner Zukunftsmärkte”.

Workshop: (Un)Working Balkans

Hier hat die Logik des (grünen) Kapitalismus und Imperialismus eine spezifische Dimension – etwa aufgrund der post-“kommunistischen” Formation dieser Region – und gleichzeitig eine Dimension, die repräsentativ für die Peripherie des Weltsystems ist: Der Kapitalismus gedeiht auf der Grundlage von Spaltungen unter den Arbeiter*innen; diese Spaltungen sind der Schlüssel zur Entwicklung des kapitalistischen Produktionssystems und zur Aufrechterhaltung der Profitabilität des Kapitalismus selbst; um die Profitabilität zu gewährleisten, kann nur eine Minderheit der Arbeiter*innenklasse vor den nachteiligen Auswirkungen der Marktkräfte im Allgemeinen und der Schaffung neuer Märkte im Besonderen geschützt werden. Dies zu verstehen ist der Schlüssel zur Überwindung der Spaltung, die heute zwischen den Arbeiter*innen in den “alten” Kohlenstoffindustrien und den “neuen” Post-Kohlenstoff-Industrien entsteht. Wie können diese Spaltungen politisiert und in eine Grundlage für gemeinsame Kämpfe der Arbeiter*innenklasse und Bündnisse mit Umweltbewegungen verwandelt werden, die den grünen Imperialismus herausfordern?

Zoë Aiano, Nidzara Ahematova, Lori Šramel Čebular, Nina Djukanović, Adriana Homolova, Holger Kral, Svjetlana Nedimović, mirko nikolić, Sofija Stefanović, Mihajlo Vujasin haben nach Antworten gesucht. Schauen sich hier das daraus hervorgegangene Projekt an.

Eco-Internationalism for All?

Wenn jede wirtschaftliche Aktivität einen ökologischen Fußabdruck hat, dann liegt es auf der Hand, dass wir als Menschen, die auf die eine oder andere Weise in einer kapitalistischen Wirtschaft arbeiten, einen bedeutenden Anteil an der Klimaproduktion haben, wenn auch weitgehend unbeabsichtigt und unbewusst. Die laufende Umstrukturierung der Arbeit im Namen eines grünen Übergangs reproduziert und verstärkt sogar diese zerstörerische Dimension des Kapitalismus. Die Reorganisation der Arbeit als bewusste und nachhaltige Klimaproduktion auf der Grundlage internationalistischer Allianzen impliziert daher die folgende Herausforderung: Auf der subjektiven Ebene müssen Fragen der (körperlichen und geistigen) Gesundheit angegangen werden, um eine Grundlage für das Wachstum unseres politischen Bewusstseins und unserer Handlungsfähigkeit als Klimaarbeiter*innen zu schaffen.

Workshop: Eco-Internationalism for All?

Auf der kollektiven Ebene müssen wir uns mit der internationalen Arbeitsteilung auseinandersetzen, mit dem erzwungenen Gegensatz zwischen produktiver und reproduktiver Arbeit und mit der Abkopplung großer Teile der Weltbevölkerung von rechtlichen, wirtschaftlichen, politischen und gesundheitlichen Schutzsystemen. Wie können wir die Nachhaltigkeit von Arbeit in Abhängigkeit von unserer Gesundheit neu überdenken? Und wie können wir gemeinsam eine Öko-Internationale gründen, die im Namen einer wirklich gerechten und gemeinsamen Zukunft die Kluft zwischen Nord und Süd und zwischen West und Ost überbrückt?

Carola von der Dick, Max Haiven, Özgün Eylül İşcen, Rositsa Kratunkova, Angelina Kussy, Davide Gallo Lassere, Eliana Otta, Nicolay Spesivtsev, Alexandra Stefanescu und Anna Zett haben nach Antworten gesucht. Schauen sich hier das resultierende Projekt an.

Jobs vs. Nature?

Die Zukunft der produktiven und reproduktiven Arbeit ist direkt mit der ökologischen Zukunft des Planeten und der unmittelbaren Umgebung der Arbeiter*innen verflochten. Im kapitalistischen System werden Lohnarbeit und Ökologie gegeneinander ausgespielt, zum Beispiel in Form der so genannten Umwelterpressung, die Arbeitsplätze in umweltverschmutzenden Industrien verspricht. Oder neuerdings auch umgekehrt: durch die Schaffung vermeintlich “grüner Arbeitsplätze”, um Massenentlassungen zu legitimieren. In diesem Zusammenhang macht das Arbeitsplatz-Umwelt-Dilemma nur Sinn, wenn wir die Grundannahmen des Kapitalismus nicht in Frage stellen.

Workshop: Jobs vs. Nature

Das Problem muss daher neu formuliert werden: Nicht “Umweltschutz gefährdet Arbeitsplätze”, sondern das ökologisch zerstörerische oder bestenfalls ökologisch modernisierte “business as usual” (auch: fossiler oder grüner Kapitalismus), dessen klassenspezifische Folgen auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen vieler Arbeitnehmer*innen betreffen. Wie wollen wir jetzt und in Zukunft arbeiten? Was wollen wir produzieren und unter welchen Bedingungen? Wie können wir Arbeit geschlechtergerecht umdefinieren? Wie können wir die Arbeit in einem internationalistischen Kontext umverteilen und die tiefen Ungleichheiten der internationalen Arbeitsteilung überwinden?

Sana Ahmad, Angelina Davydova, Paola Imperatore, Marina Milanović, Janus Petznik, Cristina Pombo, Tanja Potezica und Gracie Matu haben nach Antworten gesucht. Schauen sich hier das resultierende Projekt an.

Dismantling Eco-Fascism

Die Gewalt des Kolonialismus, des Kapitalismus und des Imperialismus verursacht oder schafft sogar Katastrophen im Globalen Süden (Überschwemmungen, Dürren usw.), die Millionen von Menschen vertreiben, sie arbeitslos machen und dazu führen, dass sie als Vertriebene, die Volkswirtschaften auf der ganzen Welt unterstützen, nicht zuletzt die Zentren des Kapitals im Globalen Norden.

Workshop: Dismantling Eco-Fascism

Hier werden die Schwächsten zu den am wenigsten Geschützten und zu den am meisten Ausgebeuteten. Schlimmer noch: Mit der Drohung, “durch billigere Arbeitskräfte ersetzt zu werden”, werden Arbeiter*innen erpresst, die über mehr Rechte oder Schutz verfügen. “Wenn du dich fügst, halten wir die Eindringlinge in Schach und sichern deinen Arbeitsplatz und dein Ökosystem”. Ein solcher Ökofaschismus ist neben dem grünen Kapitalismus auf dem Vormarsch, als der andere große kapitalkonforme Ansatz zur Eindämmung von Arbeiter*innen- und Klimakämpfen, zur Sabotage von Bündnissen zwischen Arbeiter*innen und zur Verhinderung von Umweltgerechtigkeit. Die Anliegen des migrantischen Proletariats liegen also näher am Kern der Gesellschaftsordnung und an der Quelle der Bedingungen, die das Schicksal der “primären menschlichen Bedürfnisse” und der “universellen Güter” bestimmen, als viele der (überwiegend weißen) Umweltbewegungen, die diese Bedürfnisse und Güter auf ihre Protestagenda gesetzt haben. Wie sieht ein Öko-Internationalismus aus, der sich auf die Kämpfe von migrantischen Proletariats stützt?

Jennifer Kamau, Katrin Kämpf, Claudia Núñez, Marta Peirano, Florin Poenaru, Kübra Tokuç, Niloufar Vadiati, Manuela Zechner und Dzina Zhuk haben nach Antworten gesucht. Schauen sich hier das daraus hervorgegangene Projekt an.

Working-Class Environmentalism

Im Laufe der Geschichte haben die Arbeiter*innen die Kontrolle über die Industrie übernommen und die Kapitalistinnen als Organisatorinnen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung abgelöst, wie in den Sowjets von St. Petersburg 1917, unter den Anarchist*innen von Barcelona 1936, in den cordones industriales von Chile 1972 und zuletzt in den Fabrikbesetzungen von Argentinien, Griechenland und Italien zu Beginn des 21. Jahrhundert.

Workshop: Working-Class Environmentalism

Diese Kämpfe werfen andere Fragen auf als jene, bei denen es nur um Sicherheit (in der Regel durch den Staat) oder um höhere Löhne und mehr Kontrolle innerhalb einer Fabrik geht. Solche Kämpfe stellen in Aussicht, dass die Arbeiter*innen die gesellschaftliche Arbeitsteilung im Sinne universeller Ziele gestalten. Dies scheint in einer Zeit besonders wichtig zu sein, in der der Traum von der einfachen Erhöhung des Lebensstandards durch Produktivitätssteigerung – das Versprechen der Staaten der Rechten und der Linken im 20. Jahrhundert – an der ökologischen Realität scheitert. Können Arbeiter*innen eine Rolle bei der direkten Gestaltung dessen spielen, was produziert wird, wie es produziert wird und nicht nur, wer was bekommt? Kann dies zu einem Wiederaufleben der Umweltschutzbewegung in der Arbeiter*innenklasse führen, wie der jüngste Fall der ehemaligen GKN-Fabrik in Italien zeigt? Und wie können internationalistische, klassenübergreifende Bündnisse in diesem Zusammenhang aufgebaut werden?

Alistair Alexander, Dario Azzelini, Lorenzo Feltrin, Francesca Gabbriellini, Nelli Kambouri, Gorana Mlinarevic, Jaron Rowan und Sotiris Sideris haben nach Antworten gesucht. Schauen sich hier das daraus hervorgegangene Projekt an.

IV. TEXTE

Intro

Magdalena Taube · Krystian Woznicki · Gemeinsame Arbeitskämpfe? Die ökosoziale und dekoloniale Frage der Klimakrise · URL

Arbeiter*innen in Bewegung

Jennifer Kamau · Klimakrise und rassialisierter Kapitalismus: Die Dekonstruktion des europäischen Entwicklungsmodells in Afrika · URL

Nelli Kambouri · Mobile Wissensarbeit: Alternative ökologische und soziale Theorien der Pflege konstruieren – aber unfähig, sie zu leben? · URL

Brett Neilson · Elektrifizierung und infrastrukturelle Solidarität: Warum der Klimakampf die Neuerfindung des Internationalismus erfordert · URL

Shuree Sarantuya · Klimaproduktion in Bewegung? Die Überschneidungen von nomadischem Land und nomadischer Arbeit im Zeitalter des Sesshaftwerdens · URL

Harsha Walia · Für internationalistische und multirassische Arbeiter*innenkämpfe gegen Öko-Apartheid · URL

Kämpfe der Landarbeiter*innen

Natacha Bruna · Grüner Extraktivismus und Enteignung von Emissionsrechten: Subventionieren die Landarbeiter*innen im Globalen Süden die Weiterentwicklung des Kapitalismus? · URL

Anoushka Zoob Carter · “Agrarökologie oder Barbarei”: Was bedeutet es, für Übergangsgerechtigkeit in der Landwirtschaft zu kämpfen? · URL

Eva Gelinsky · Bauernproteste in den Niederlanden: Nur eine reaktionäre Verteidigung des Status Quo der Intensivlandwirtschaft? · URL

Rahul Goswami · Gegen die Internationale des Kapitals: Warum die Finanzialisierung von Land und Arbeit im globalen Süden falsch ist · URL

Salma Rizkya · Jenseits von Gesundheit und Sicherheit: Der Kampf des entfremdeten Körpers und das Entstehen neuer Formen der Arbeiter*innenorganisation auf der Palmölplantage · URL

Allianzen der Ausgebeuteten

Alexander Behr · Planetarische Bündnispolitik und solidarische Arbeitsteilung: Notizen zur Überwindung der imperialen Lebensweise · URL

Max Haiven · Klima-Arbeiter*innen aller Länder: Vereinigt euch!? Die Suche nach affektiven Verbindungen und gemeinsamen Narrativen · URL

Özgün Eylül İşcen · Nach dem Erdbeben: Klassenkämpfe und Allianzen gegen Katastrophenkapitalismus in der Türkei · URL

Davide G. Lassere · For an Internationalist Ecologism: Can We, the Multiplicity of the World’s Exploited Workers, Reinvent the Politics of Alliances? · URL

Anna Saave · Politiken des Gemeinsamen: Wie ökofeministische Auffassungen von Arbeit helfen, den Boden für neue Allianzen zu bereiten · URL

Grünes Kapital anfechten

Boris Kagarlitsky · Internationalistische Bewegungen? Klimakrise, Arbeiter*innenklasse und Produktionsmittel · URL

Svjetlana Nedimović · Die Feuer der Zukunft in den Öfen der Vergangenheit: Aufbau von sozial-ökologischen Allianzen in Südosteuropa · URL

Matteo Rossi · Autowerker*innen-Kampf und Klimakonflikt: Was es bedeutet, den grünen Übergang zu bestreiken · URL

Tatjana Söding · Gegen das Ende der Geschichte: Warum wir uns gegen die Umwandlung von fossilem in grünes Kapital wehren sollten · URL

John Szabo · Verkehr als “Klimaproduktion”: Treiben Elektroautos die Kommodifizierung von Arbeit und Natur voran? · URL

Kollektive Handlungsmacht?

Sita Balani · Den Planeten reparieren oder polizeilich überwachen? Kämpfe für soziale und ökologische Gerechtigkeit an den Rändern der Demokratie · URL

Lorenzo Feltrin · Emanuele Leonardi · Konvergierende Kämpfe: Ökologische Politik, technologische Entwicklung und die Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse · URL

Marc Herbst · Politiken der Prefiguration: Die Überschneidung von Arbeits- und Umweltkämpfen erfinden · URL

Muskaan Jagadish Khemani · Ethik der Liebe: Ein radikaler Weg zur Revolution in einer Welt ausgebeuteter und gespaltener Arbeiter*innen · URL

Florin Poenaru · Politisierung des Niedergangs: Auf der Suche nach den Akteuren eines grundlegenden Wandels · URL

Jaron Rowan · Klimaproduktion gefällig? Warum wir (gemeinsam) an allem, überall und gleichzeitig arbeiten müssen · URL

Arbeit neu denken

Stephen Bouquin · Leben oder Kapital: Dekommodifizierung von Arbeit und Natur als Widerstand gegen Ökozid · URL

Slave Cubela · Kommunismus des Körpers: Wie wir Arbeits- und Umweltkämpfe verbinden können · URL

Maja Hoffmann · Sich weigern, nichts anderes als Arbeiter*innen zu sein: Warum unser heißer werdender Planet eine Bewegung gegen Arbeit braucht · URL

Ela Kagel · Nachhaltige Klimaproduktion: Vom Nichtstun, über das universelle Grundauskommen, bis hin zu Kooperativen · URL

Manuela Zechner ·Kämpfe für Arbeit jenseits des Lohns: Andere Vorstellungen von Arbeit möglich machen · URL

Jenseits von Wachstum

Alistair Alexander · Indigenes Post-Wachstum? Unerhörte Visionen, wie eine Welt jenseits des Wachstums tatsächlich aussehen könnte · URL

Angelina Kussy · Arbeit neu denken, einen Postwachstumsweg aufbauen: Wie wir das hegemoniale System durch Pflege knacken · URL

mirko nikolić · Die Monokulturen des Kapitals abschaffen: Wie Verbindungen zwischen ländlichen und städtischen Gemeinden zur Neuerfindung der Arbeitskämpfe führen könnten · URL

Alex Pazaitis · Der Wert der Ausbeutung: Wie wir unser Leben und unseren Lebensunterhalt gemeinsam zurückgewinnen · URL

Nora Räthzel · Work-Life Balance? Arbeiter*innen als Akteure einer ökologischen und sozialen Transformation jenseits von Wachstum · URL

‘Just Transition’ von unten

Dario Azzellini · Kapitalismus optimieren oder abschaffen? Nachhaltige Arbeit und Just Transition statt Arbeitsgesellschaft und Klimakatastrophe · URL

Maura Benegiamo · Die Arbeit der Zukunft, die Zukunft der Arbeit? Eine Just-Transition-Kritik der digitalen Landwirtschaftsutopie · URL

Francesca Gabbriellini · Paola Imperatore · Eine Öko-Revolution der Arbeiter*innenklasse? Was wir von der ehemaligen GKN-Fabrik in Italien lernen können · URL

Jörg Nowak · Multiple Krisen? Warum der postfossile Übergang eine sozialistisch-ökologische Planung braucht · URL

Stoyo Tetevenski · Dein Job oder dein Klima: Wie der gerechte Übergang in Bulgarien von Kapitalist*innen gekapert wurde · URL

Öko-Gewerkschaften

Antje Dieterich · Daniel Gutiérrez · Zur Strategie der Öko-Gewerkschaften: Wir brauchen eine sozial-ökologische Rationalisierung von Arbeit und natürlichen Ressourcen · URL

Toby McKenzie-Barnes · Chris Saltmarsh · Jenseits von Techno-Solutionismus und Öko-Austerität: Auf dem Weg zu einer Arbeiter*innen-Klima-Bewegung · URL

Sydney Lang · Merle Davis Matthews · Politik des gerechten Übergangs in Ontario und das Potenzial für eine antikoloniale, antikapitalistische Arbeiter*innenbewegung · URL

Multi-layered collage: Farm worker in Kerala; buildings of the Eloor-Edayar industrial belt in Kerala; toxic clouds causing air pollution. Artwork: Colnate Group, 2023 (cc by nc).

Silpa Satheesh · Rot-grüne Reihen: Was bedeuten die Konflikte zwischen Gewerkschaften und Umweltbewegungen in Kerala? · URL

Hariati Sinaga · Plantagenarbeiter*innen und die Frage der Organisation, oder: Wie wir das kollektive Gedächtnis für einen gerechten Übergang aktivieren · URL

V. AUDIOS

Das Ende der Welt politisieren

Der (neo)koloniale Kapitalismus führt das Ende der Welt herbei. Umweltaktivist*innen im Globalen Norden fordern uns auf zu erkennen, dass dieses dystopische Szenario bereits in naher Zukunft eintreffen wird. Für die Unterdrückten des Globalen Südens ist die Apokalypse jedoch schon seit mehr als fünfhundert Jahren im Gange. Und es ist ein Zufall, dass aus diesen Regionen seit jeher eine wachsende Zahl von (flüchtenden) Arbeitsmigrant*innen kommt, nicht zuletzt um die Zentren des Kapitals als “Reservearmee” zu unterstützen. Daher gilt es multirassische Arbeiter*innenkämpfe zu imaginieren und zu unterstützen, die den (neo)kolonialen Kapitalismus herausfordern.

"Agents of System Change", das Eröffnungspanel der "Allied Grounds"-Konferenz. Unter der Moderation von Claudia Núñez hielten Florin Poenaru und Jennifer Kamau im Haus der Demokratie und Menschenrechte inspirierende Vorträge.

Das Eröffnungspanel der “Allied Grounds”-Konferenz, “Agents of System Change”, befasste sich mit diesen Fragen. Unter der Moderation von Claudia Núñez hielten Florin Poenaru und Jennifer Kamau im Haus der Demokratie und Menschenrechte inspirierende Vorträge, die durch Klicken auf die unten stehende Schaltfläche angehört werden können.

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Gemeinsame antikapitalistische Interessen erkunden

Arbeiterbewegungen wurden kontinuierlich von Marktkräften vereinnahmt und deshalb immer wieder für tot erklärt. In den letzten Jahren sind sie jedoch als potenziell antikapitalistische Kraft wieder aufgetaucht. Gleichzeitig entdecken die Umwelt- und Klimabewegungen im globalen Norden, die lange Zeit durch moralische Anliegen motiviert waren, allmählich ihr antikapitalistisches Interesse. In einer Reihe von Kämpfen haben sich die Arbeiter- und die Umweltbewegungen zusammengeschlossen, Allianzen gebildet und ihre Kapazitäten erweitert, um gerechte Übergänge in öko-sozialistische Zukünfte zu gestalten.

Das "Resisting Green Jobs"-Panel fand am zweiten Abend der "Allied Grounds"-Konferenz statt und stellte Fälle auf dem Balkan und in Italien zur Diskussion. Unter der Moderation von Rositsa Kratunkova hielten Svjetlana Nedimović, Paola Imperatore und Francesca Gabbriellini im Haus der Demokratie und Menschenrechte inspirierende Vorträge.

Das “Resisting Green Jobs”-Panel stellte Fälle auf dem Balkan und in Italien zur Diskussion. Unter der Moderation von Rositsa Kratunkova hielten Svjetlana Nedimović, Paola Imperatore und Francesca Gabbriellini im Haus der Demokratie und Menschenrechte inspirierende Vorträge, die durch Klicken auf die unten stehende Schaltfläche angehört werden können.

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Neue Allianzen vorbereiten

Im heutigen Kapitalismus sind die Arbeiter*innen zunehmend zersplittert und gespalten, zum Beispiel entlang der Linien von produktiver und reproduktiver Arbeit, von Lohnarbeit und unbezahlter Arbeit. Doch sie könnten ihre gemeinsamen Interessen nicht zuletzt dann verwirklichen, wenn sie sich der kapitalistischen Bedrohung ihres sozialen und ökologischen Umfelds sowie ihrer kollektiven Fähigkeiten, ein lebenswertes Leben zu schaffen, entgegenstellen. Dies erfordert Übersetzungen nicht nur zwischen verschiedenen Sprachen, sondern auch zwischen verschiedenen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen und nicht zuletzt klassenmäßigen Kontexten.

“Politics of Translation”, das Abschlusspanel der “Allied Grounds”-Konferenz. Unter der Moderation von Anna Saave hielten Dario Azzelini, Lorenzo Feltrin und Brett Neilson im Haus der Demokratie und Menschenrechte inspirierende Vorträge.

Das Abschlusspanel der “Allied Grounds”-Konferenz, “Politics of Translation”, befasste sich mit dieser Herausforderung. Unter der Moderation von Anna Saave hielten Dario Azzellini, Lorenzo Feltrin und Brett Neilson im Haus der Demokratie und Menschenrechte inspirierende Vorträge, die durch Klicken auf die unten stehende Schaltfläche angehört werden können.

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VI. INFO

Veranstalter*innen

Die Berliner Gazette (BG) ist ein gemeinnütziges und überparteiliches Team von Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Programmierer*innen, das neue kulturelle und politische Praktiken analysiert und mit ihnen experimentiert. Seit 1999 veröffentlichen wir berlinergazette.de unter einer Creative Commons Lizenz mit mehr als 1.500 Mitwirkenden. Im Dialog mit unserem internationalen Netzwerk entwickeln wir Jahresprojekte, die sich mit den jeweiligen Jahresthemen auseinandersetzen, nicht nur in Form von Textreihen, sondern auch in Form von Konferenzen und Büchern. Zu unseren jüngsten Projekten gehören After Extractivism (2022), Black Box East (2021), Silent Works (2020), More World (2019), Ambient Revolts (2018), Signals (2017), A Field Guide to the Snowden Files (2017), Friendly Fire (2017), Tacit Futures (2016), UN|COMMONS (2015), BQV (2012), und McDeutsch (2006).

Kurator*innen

Die Kurator*innen des Projekts “Allied Grounds” sind Magdalena Taube und Krystian Woznicki. Magdalena ist Chefredakteurin der Internet-Zeitung Berliner Gazette und Professorin für Digitale Medien und Journalismus an der Hochschule Macromedia in Berlin. Sie ist Autorin von “Disruption des Journalismus” (2018), erschienen im Institute of Network Cultures, Amsterdam und Mitherausgeberin zahlreicher Reader, darunter “Invisible Hand(s)” (2020), erschienen im Multimedijalni institut, Zagreb. Krystian ist Kritiker, Fotograf und Mitbegründer der Berliner Gazette. Er erforscht das Gemeinsame an der Schnittstelle von Globalisierung und Digitalisierung und hat Bücher kreiert, die Texte und Fotos miteinander verbinden, zuletzt “Fugitive Belonging” (2018) und “Undeclared Movements” (2020).

Newsletter

Wenn Sie per E-Mail auf dem Laufenden bleiben möchten, können Sie sich gerne für unseren Newsletter anmelden. Die Newsletter informieren wir Sie über aktuelle BG-Projekte sowie über Initiativen unserer Abonnent*innen, Netzwerkpartner*innen und Nachbar*innen. Und natürlich auch über das, was wir in der Online-Zeitung berlinergazette.de veröffentlichen. Die Newsletter sind kostenlos sowohl auf Deutsch und Englisch abonnierbar.

Soziale Medien

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Die BG-Konferenz “Allied Grounds” ist eine Kooperation mit dem Haus der Demokratie und Menschenrechte und wird von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, der Schwingenstein Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert. Outreach-Partner: Arts of the Working Class, AthensLive, Common Ecologies, Critical Data Lab, Furtherfield, Harun Farocki Institut, Kuda.org, LeftEast, NON, Supermarkt, TNI und Undisciplined Environments.

Alle Texte und Fotos dieser Website von BG; Artworks von Colnate Group. Impressum und Datenschutzbestimmungen siehe unten.

Gefördert durch

  1. Bundeszentrale für politische Bildung
  2. Rosa-Luxemburg-Stiftung
  3. Schwingenstein Stiftung

Outreach-Partner

  1. Harun Farocki Institut
  2. Transnational Institut
  3. Athens Live
  4. Furtherfield
  5. NON
  6. Supermarkt
  7. Critical Data Lab
  8. kuda.org
  9. LeftEast
  10. Arts of the Working Class

Kooperationspartner

  1. Haus der Demokratie und Menschenrechte