Gegen Öko-Apartheid, oder: Für internationalistische und multirassische Arbeiter*innenkämpfe

Während die globalen ökonomisch-ökologischen Krisen sich verschärfen, beschleunigt sich die Ausbreitung rassistischer Nationalismen. Die dadurch verstärkten Spaltungen der Arbeiter*innenklasse in weiße und nicht-weiße Arbeiter*innen stellt uns alle ein großes Problem dar: Die Spaltungen dämpfen internationalistisch-multirassische Arbeiter*innenkämpfe. Mehr noch: Arbeiter*innen werden gegeneinander aufgehetzt, anstatt die Ausbeutung und Enteignung aller Arten von Arbeiter*innen und der Umwelt en gros anzufechten, wie die Wissenschaftlerin und Aktivistin Harsha Walia in ihrem Beitrag zur BG-Textreihe “Allied Grounds” argumentiert.

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Der rechte Nationalismus, der Weiße gegen rassialisierte Menschen, Wanderarbeiter*innen gegen gewerkschaftlich organisierte Arbeiter*innen, Geflüchtete gegen Bürger*innen, den Westen gegen den Rest ausspielt, ist eine Ideologie der herrschenden Klasse. Der rechte Nationalismus gibt vor, die Arbeiter*innenklasse zu verteidigen, ist aber vehement antikommunistisch. Er bricht die internationalistische Solidarität, senkt die Lohnuntergrenze für alle Arbeiter*innen und hält Extraktivismus und Ausgrenzung in einer sich erwärmenden Welt aufrecht.

Die vom rechten Nationalismus geschürte Politik der Angst lenkt von der Ungleichheit ab und ist eine materielle Grundlage für die Entmündigung rassialisierter Gemeinschaften und die Ausbeutung rassialisierter Arbeiter*innen. Weiße Vorherrschaft innerhalb der Arbeiter*innenklasse ist nicht einfach nur fehlgeleitete Wut über wirtschaftliche Ängste, ebenso wenig wie sich geschlechtsspezifischer Rassismus aus der Klassenbildung herauslösen lässt. Interpellationen wie “weiße Arbeiterklasse” oder “nationale Arbeiterklasse” gehen auf Kosten aller arbeitenden Menschen, insbesondere der rassialisierten eingewanderten Arbeiter*innen, die im Globalen Norden (und darüber hinaus) die Mehrheit der Arbeiter*innenklasse ausmachen.

Die “weiße Arbeiterklasse” dekonstruieren

Die Hälfte der am schnellsten wachsenden Arbeitsplätze in den USA etwa sind im feminisierten Pflegesektor der sozialen Reproduktion angesiedelt, wie z. B. Krankenschwestern und häusliche Pflegehilfen, die während der Covid-19-Pandemie bekanntlich als unverzichtbar eingestuft wurden. Rassialisierte Frauen nicht zufällig in den unterbezahlten Sektoren der Pflege und der wesentlichen Dienstleistungen überrepräsentiert. Krankenschwestern, Reinigungskräfte, Lehrerinnen, Hausangestellte, Lebensmittelverkäuferinnen, Dienstleistungsarbeiterinnen, alleinerziehende Mütter und Landverteidigerinnen, die während der Pandemie und schon lange davor politische Kämpfe führten, haben pointiert dargelegt, dass Ungleichheit ein Produkt von Sparmaßnahmen und auch von Unterschieden ist, die durch Nationalität, Rasse, Geschlecht, Sexualität und Fähigkeiten entstehen, die Bestandteil von Klassenbeziehungen sind.

Weißsein ist eine besitzergreifende Kraft und ein System der Patronage, das Weißen den vollen Status und Schutz der Staatsbürgerschaft sowie Einkommenswert und Vermögensvererbung für weiße Arbeiter*innen bietet. Währenddessen sind rassialisiert Arbeiter*innen in die Eigentumsverhältnisse des rassischen Kapitalismus verstrickt. Die Nostalgie für eine auf Gewerkschaftslöhnen basierende, fordistische Industriewirtschaft ignoriert, dass eine solche Wirtschaft immer sowohl durch kolonialen Extraktivismus als auch durch die rassialisierte, geschlechtsspezifische Niedriglohn-Dienstleistungswirtschaft subventioniert wurde. Letztlich führt die Besessenheit, das übertriebene Trauma des weißen Arbeiters zu analysieren, dazu, dass das patriarchale Weißsein gestärkt wird, die unverhältnismäßige Verarmung rassialisierter Arbeiterinnen unsichtbar gemacht wird und die antirassistische, feministische Führung in Klassenkämpfen untergraben wird.

Robin D. G. Kelley weist darauf hin: “Die Vorstellung, dass Rasse, Geschlecht und Sexualität partikular sind, während die Klasse universell ist, setzt nicht nur voraus, dass der Klassenkampf eine Art rassen- und geschlechtsneutrales Terrain ist, sondern geht auch davon aus, dass Bewegungen, die sich auf Rasse, Geschlecht oder Sexualität konzentrieren, notwendigerweise die Einheit der Klasse untergraben und per Definition nicht emanzipatorisch für das Ganze sein können.”

Aus diesem Grund steht die Identitätsbildung der “weißen Arbeiterklasse” in ausdrücklichem Gegensatz zu einer multirassischen Klassenidentität. Darüberhinaus ist diese Identitätsbildung eine Modalität der Rassenbildung auf Kosten aller arbeitenden Menschen. Natürlich identifizieren sich nicht alle weißen Arbeiter*innen mit der Kategorie der “weißen Arbeiterklasse”, weiße Arbeiter*innen sind nicht unbedingt rassistischer als die weiße herrschende Klasse, und Weiße mit niedrigem Einkommen sind nicht die Hauptnutznießer*innen rassistischer Gewalt. Da Rassismus jedoch eine manipulative Taktik des Teilens und Eroberns und die Grundlage materieller sozialer Beziehungen ist, bedeutet Weißsein mehr als nur ein Privileg. Weißsein ist eine öffentliche Identitätspolitik, die eine Klassenkonvergenz um die weiße Vorherrschaft einschließt.

Konkret: Gewerkschaften, die im Interesse von “Bürgerarbeitern” (selbst ein problematischer Begriff) die Durchsetzung von Grenzkontrollen gegen Wanderarbeiter*innen fordern, verstärken nicht nur den weißen Nationalismus, sie missverstehen auch die Rolle der Grenze und des Kapitals. Die Grenze kann die Arbeiter*innenklasse nicht vor der neoliberalen Globalisierung schützen, weil die durch die Grenze erzeugte immobilisierte Arbeit den Interessen des freien Kapitals dient. Der rassische Kapitalismus und die rassische Staatsbürgerschaft erfordern Arbeit, die durch Grenzen kontrolliert wird.

Daher brauchen wir einen robusten und internationalistischen Kampf, der sich für den Abbau der miteinander verbundenen Kräfte des Kapitalismus, des Staates, des Rassismus und aller hierarchisierten Beziehungen einsetzt und gleichzeitig Verwandtschaft durch Relationalität und ortsbezogene Verantwortung fördert. Dies ist jedoch seit dem Aufkommen des Ökofaschismus – einer weiteren alarmierenden Waffe im Arsenal des Nationalismus – noch schwieriger geworden.

Ökofaschistische Grenzen abbauen

Der Mörder von Christchurch wetterte, dass “die fortgesetzte Einwanderung nach Europa ein Umweltkrieg ist”, und auf der anderen Seite des Ozeans verkündete der Mörder von El Paso: “Wenn wir genug Menschen loswerden, kann unsere Lebensweise nachhaltiger werden.” Malthusianische Theorien machen hohe Geburtenraten und Einwanderung für Umweltzerstörung und Nahrungsmittelknappheit verantwortlich, während der grüne Nationalismus die Bedrohung durch die Klimazerstörung und den Mythos der begrenzten Tragbarkeit von Menschen (nicht Unternehmen) als Waffe einsetzt, um zu argumentieren, dass die rassische Ausgrenzung für das Überleben notwendig ist.

Artwork: Colnate Group (cc by nc)

Ausgrenzende Diskurse darüber, wer dazugehört und ein Recht auf Leben hat, stützen den Nationalismus der herrschenden Klasse und der Rechten, wodurch die internationalistische Solidarität gebrochen und die globale Apartheid verfestigt wird. Eugenik und Einwanderungskontrollen sind das Fundament darwinistischer Rettungsboot-Theorien, die durch apokalyptischen Nihilismus und Rassenkriegsphantasien angeheizt werden. Es handelt sich dabei auch um maskulinistische Retterideologien, die die Rettung der “reinen” Rasse mit der “Bewahrung” einer fragilen Erde verbinden. Selbst wenn rechtsextreme Politiker*innen als Leugner*innen der Klimakrise gelten, stürzen sie sich in das aufkeimende Feld der “Klimasicherheit”, wobei sie militarisierten Grenzen und der Öko-Apartheid auf dem sich erwärmenden Planeten Vorrang einräumen. Zum Schutz des Lebensstils, der Privilegien und der Profite einer globalen Minderheit wird die “Grenzkrise” inszeniert, um zu verbergen, dass es sich in Wirklichkeit um eine Krise der Vertreibung und Immobilität für Millionen von Menschen handelt, die sowohl die Freiheit zu bleiben als auch die Freiheit sich zu bewegen verhindert.

Heute verknüpfen rechtsextreme Politiker*innen die “Migrationskrise” zunehmend mit der Klimakrise, und die Eindämmung der “Klimamigration” ist zu ihrem dringenden Anliegen geworden. Marine Le Pen in Frankreich zum Beispiel betreibt einen ausgrenzenden ökologischen Lokalismus, bei dem Einwanderer*innen mit fremden invasiven Arten verglichen werden, und ihre Partei verkündet Parolen wie “Grenzen sind die größten Verbündeten der Umwelt; durch sie werden wir den Planeten retten”.

Gleichzeitig beschleunigt die globale Erwärmung die bestehenden Ungleichheiten, die durch Kolonialismus und Kapitalismus entstanden sind. Diese Ungleichheiten verfestigen sich in den kolonialen Reaktionen auf Klimaflüchtlinge. Nachdem das verheerende Erdbeben im Jahr 2010 eine Million Haitianer vertrieben hatte, reagierten die USA mit verstärkten Abfangmaßnahmen, der Eröffnung eines Internierungslagers und der Ausstrahlung einer Luftbotschaft über Haiti: “Wenn ihr geht, werdet ihr verhaftet und zurückgeschickt”. Die USA haben außerdem die Operation Vigilant Sentry vor der Küste Floridas eingeleitet und die Homeland Security Task Force Southeast gegründet, eine ständige Task Force für die Abriegelung von Schiffen und die Abschiebung von Passagieren aus der Karibik im Anschluss an Katastrophen. Als der Hurrikan Dorian 2019 auf den Bahamas wütete, wurden Hunderte von Überlebenden daran gehindert, die Evakuierungsfähren nach Florida zu besteigen. Ein vom US-Pentagon in Auftrag gegebener Bericht bringt diese Feindseligkeit gegenüber Klimaflüchtlingen auf den Punkt: “Die Grenzen werden im ganzen Land verstärkt, um unerwünschte hungernde Einwanderer von den karibischen Inseln (ein besonders schwerwiegendes Problem), Mexiko und Südamerika zurückzuhalten.”

Die liberalen Vertreter*innen der herrschenden Klasse bieten kaum moralischen Widerstand gegen diese Öko-Apartheid. Sie meiden die Kernfragen der Abschwächung der Klimakrise, der Beendigung von Zwangsvertreibungen und der Gewährleistung der Rechte von Klimaflüchtlingen. Stattdessen erklären sie die Vertriebenen zu einer humanitären Angelegenheit oder instrumentalisieren sie zu einem Trichter für temporäre Arbeitsmigration. Wir wissen, wenn die Umwelt eine Bank wäre, hätte die herrschende Klasse sie gerettet. Stattdessen werden Ökosysteme und Vertriebene als überflüssig betrachtet, während die herrschende Klasse – einschließlich derjenigen, die sich öffentlich als Klimaleugner*innen präsentieren – sich selbst rettet, indem sie ihre Villen wetterfest macht, Wasser hortet, in Technologien für Klimakatastrophen investiert und ihre grünen Oasen mit Gated Communities und militarisierte Grenzen sichert.

Die falschen Lösungen des Liberalismus ablehnen

Ökofaschistische Ansichten sind zwar eine extremistische Tendenz, aber sie sind ein Auswuchs der Grenzen liberaler Bewegungen, die für die Umwelt als “weißes Heiligtum” kämpfen. Der Sierra Club etwa war in den 1990er und 2000er Jahren in heftige Debatten über Einwanderung und Bevölkerungskontrolle verwickelt. Wie diejenigen auf der Linken, die fälschlicherweise glauben, dass wir Austerität durch Grenzkontrollen bekämpfen können, traten Sierra-Mitglieder*innen für eine Beschränkung der Einwanderung als Methode des Umweltschutzes ein.

Der Umweltliberalismus ist durchdrungen von solchen falschen Lösungen, wie der Aufstieg des Techno-Solutionismus im Stil von Elon Musk zeigt. Wir werden auch mit Versuchen konfrontiert, den industriellen Extraktivismus und die Profitgier von Unternehmen mit Propaganda für Kohlenstoffmärkte, Erdgas und saubere Kohle zu beschönigen, die an der Erhaltung ihrer Zufallsprofite interessiert sind, nicht an der Erde. Die Vorstandsvorsitzenden dieser toxischen Konzerne werden von den G7-Regierungen mit hundert Milliarden Dollar an Öl-, Gas- und Kohlesubventionen unterstützt. Uns allen wird die individuelle Verantwortung zugewiesen, zu recyceln und unsere Konsumgewohnheiten zu ändern, obwohl nur einhundert Unternehmen für 71 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind und die ärmste Hälfte der Welt nur für 10 Prozent.

Selbst Umweltbewegungen, die sich für den Naturschutz, die Bindung von Biokohlenstoff, die Produktion von Biokraftstoffen und alternative Energien einsetzen, machen sich oft zu Kompliz*innen eines grün gewaschenen Kolonialismus. Selbst fortschrittlichere Vorschläge wie der Green New Deal sind in der imperialistischen Vorstellung von reichen Ländern als weiße Zufluchtsorte und Gated Communities gefangen. Diese Litanei falscher Lösungen rührt von den blinden Flecken der Umweltliberalen in Bezug auf Militarismus, Kapitalismus und Umweltrassismus her – vom Ignorieren der unverhältnismäßigen Auswirkungen der Klimakrise auf rassialisierte Gemeinschaften auf der ganzen Welt bis hin zu landraubenden Naturschutzbemühungen, die indigene Rechtsprechung auslöschen und koloniales Terra Nullius verewigen.

Anstelle eines individualistischen, inkrementalistischen und imperialistischen Liberalismus müssen wir die Klimakrise und das drohende Aussterben von einer Million Arten als Folge des extraktivistischen Kolonialismus und Kapitalismus angehen. Die Dekarbonisierung würde notwendigerweise eine Entmilitarisierung, Entkerkerung und Entkolonialisierung erfordern, weil die Klimakrise ein Symptom und nicht die Ursache unserer existenziellen Krise ist.

Indigener Widerstand

Was aber braucht es, um sich der Eskalation des Ökofaschismus und der extremen Rechten entgegenzustellen? Diese Eskalation kann nicht vom oder durch den siedler-kolonialen Nationalstaat überwunden werden, denn der Ökofaschismus ist keine rassistische Verirrung eines ansonsten humanen Systems. Stattdessen sind Entkolonialisierung und indigene Befreiung die stärksten und längsten Fronten im Widerstand gegen die Kommodifizierung und Degradierung von Land und Wasser. Indigene Völker machen weniger als 5 Prozent der Weltbevölkerung aus, verwalten aber 80 Prozent der biologischen Vielfalt des Planeten und sind daher am stärksten von den Auswirkungen des ökologischen Völkermords betroffen. Eriel Deranger betont: “Die komplexen Zusammenhänge zwischen Energiearmut, Lebensmittelpreisen, Zugang zu sauberem Wasser und Klimawandel treffen indigene Völker unverhältnismäßig stark.”

Doch so wie weiße Arbeiter*innen ihren Groll gegenüber Wanderarbeiter*innen zum Ausdruck bringen, weil sie ihnen die Arbeitsplätze stehlen, sind Arbeiter*innen in der Rohstoffindustrie oft feindselig gegenüber indigenen Landverteidigern, weil sie ihre (Siedler-)Wirtschaft ruinieren. Die Identität der Arbeiter*innenklasse als “Siedler-Arbeiter-Identität” und die Charakterisierung von indigenem Land als “öffentliches” Land als Ausdruck von terra nullius verdrängen den kolonialen Diebstahl indigener Territorien als unverzichtbare Subvention für das Siedler*innenwesen und die Industrien, in denen die Arbeiter*innen arbeiten. Die Positionierung von Arbeiter*innen gegen indigene Umweltschützer*innen macht auch Landverteidiger*innen und Wasserschützer*innen unsichtbar, die in hochqualifizierten, nicht-kapitalistischen indigenen Ökonomien des Jagens, Sammelns, Fischens, Anbaus und Erntens arbeiten. Indigene Landverteidiger*innen arbeiten in der Tat daran, eine Lebensweise und wechselseitige Beziehungen mit dem Land und all seinen Schöpfungen zu schützen.

Zwei wesentliche antikoloniale Neuorientierungen für Siedler*innen, die auf indigenem Land arbeiten, sind erforderlich: Erstens die Anerkennung der indigenen Landverteidigung als generative Arbeit und zweitens die Solidarität mit indigenen Blockaden als Streikposten, die die Enteignung von Land durch Staat und Kapital verhindern, indem sie die legitime indigene Gerichtsbarkeit geltend machen. Dies ist dringend notwendig, denn in dieser Zeit des frontier extractivism ist der Preis für indigene Pflegearbeit und Landverantwortung hoch. Überall auf Turtle Island haben Krieger*innen von Bewegungen wie Idle No More, Protect Mauna Kea, Standing Rock, Stop Keystone XL, Tiny House Warriors und Wet’suwet’en sind mit der grausamen Intensität bewaffneter staatlicher Repression konfrontiert. Weltweit hat sich die Zahl der brutalen Morde an Umwelt- und Landverteidiger*innen, bei denen es sich überwiegend um indigene Widerstandskämpfer*innen handelt, in den letzten fünfzehn Jahren verdoppelt: Jede Woche werden vier Menschen getötet, und 2019 machten Landverteidiger*innen 40 Prozent aller gezielten Tötungen von Menschenrechtsverteidiger*innen aus.

Klassen- und Arbeiter*innenkämpfe wiederbeleben

Rechtsextremer Revanchismus ist also untrennbar mit der Schaffung einer Klassenidentität durch Rasse, der Stigmatisierung von Ausländer*innen als Sündenbocke, die die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Migrant*innen verfestigt, und der Reproduktion von Ansprüchen der Siedler verbunden. Staatsbildung, Klassenbeziehungen, Extraktivismus und soziale Hierarchien bedingen sich gegenseitig. Die Konditionierung von Umweltbewegungen und Klassenkämpfen durch Staatsbürgerschaft verstärkt die Logik der Knappheit, von der Austerität und karzerale Regierungsführung abhängen, erhält die internationale Arbeitsteilung und eine abgesenkte Lohnuntergrenze aufrecht, auf die sich der Kapitalismus stützt, und steht im Einklang mit rechtsextremem Rassismus und der extraktivistischen Ideologie der herrschenden Klasse. Daher müssen wir Klassenkämpfe, die durch rassistischen Nationalismus strukturiert sind, und Bewegungen für Umweltgerechtigkeit, die durch Ökofaschismus belebt werden, eindeutig zurückweisen.

Ein politisches und wirtschaftliches System, das Land als Ware, indigene Völker als Belastung, Rasse als Prinzip sozialer Organisation, die Sorgearbeit von Frauen als wertlos, Arbeiter*innen als ausbeutbar, Klimaflüchtlinge und Wanderarbeiter*innen als entbehrlich und den gesamten Planeten als Opferzone behandelt, muss abgeschafft werden. Gewerkschaftsbewegungen müssen sich mit Organisationen von Wanderarbeiter*innen zusammenschließen und ein Ende des Systems der Unterwerfung fordern, das stark rassifizierte, vergeschlechtlichte und nationalistische Arbeitskräftepools und Staatsbürgerschaftssysteme schafft. Als voneinander abhängige und miteinander verflochtene Gesellschaften richtet sich unser heftig internationalistischer Kampf nicht gegen “Ausländer”, sondern gegen alle Unterdrücker.

Anm.d.Red.: Dieser Beitrag zur Textreihe “Allied Grounds” der Berliner Gazette basiert auf dem Buch der Autorin “Border and Rule”. Die englische Version dieses Texts ist hier verfügbar. Weitere Info über “Allied Grounds” finden Sie hier: https://berlinergazette.de/de/projects/allied-grounds.

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