7 Thesen zum Erdbeben in Japan: Live-Internet, Crowdsourcing und der Disaster-Capitalism-Complex

Seit dem Aufkommen der global-vernetzten Finanzwirtschaft und dem Aufstieg Tokios zur Bankenmetropole von Weltrang, geht ein Gespenst im Westen um: Wenn das Inselreich Japan im Zuge einer tektonischen Katastrophe vom Ozean verschluckt wird, dann zieht es den Rest der (mit ihr vernetzten) Welt mit runter. In Zeiten des Live-Internet muss die Frage der gegenseitigen Abhängigkeit neu gestellt werden. Denn aus mehr oder weniger passiver Anteilnahme wird potenziell aktive Teilnahme am informationsbasierten Live-Geschehen. : Sie sollte nicht nur auf Finanzen reduziert werden, sondern unsere Verantwortung zur Diskussion stellen. Berliner Gazette-Herausgeber Krystian Woznicki hat dazu fünf Thesen aufgestellt. Alle Leserinnen und Leser sind hiermit eingeladen, die Thesen über den Kommentarbereich des Texts zu erweitern. Auf diese Weise entsteht im Zeichen des kollaborativen Prozess-Journalismus ein neues, aktualisiertes Thesenpapier – alle Veränderungen werden markiert und mit Verweisen auf Quellen im Kommentarbereich verlinkt. Update 1) schwarz, fett markiert, 12.3., 18 Uhr; Update 2) blau, fett markiert, 14.3., 12:45 Uhr; Update 3) braun, fett markiert 15.3., 16 Uhr/19 Uhr; Update 4) grün, fett, 18.3., 7 Uhr, These 0.1. & 6.1.

0. Je größer die Katastrophe, desto größer/dichter die grenzüberschreitende Öffentlichkeit. Gesellschaftliche Erschütterungen größeren Formats (u.a. ausgelöst durch Erdbeben) haben das Potenzial die Aufmerksamkeit der Massen grenzübergreifend auf sich zu ziehen – über sprachliche, soziale, kulturelle, politische, nationale Grenzen hinweg. Im Zuge dessen entsteht eine grenzüberschreitende Öffentlichkeit: anscheinend sprechen plötzlich alle nur noch über ein einziges Thema. Dieser Zustand wird von Medien katalysiert (die avanciertesten Methoden finden im kollaborativen Prozess-Journalismus Verwendung) und hält meistens nicht länger als ein bis zwei Wochen an. In dieser ereignishaften Bündelung von Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit liegt das einmalige Potenzial von Live-Internet, Crowdsourcing und Co. Aus affizierten Zuschauern können engagierte Bürger werden, die das Wissen der Gesellschaft im Moment ihrer Erschütterung erweitern.

0.1. Das politische Potential der Situation sollte sich nicht bloß in euphorischer Netzkulturermächtigung äußern. Bei der Durchsetzung von demokratischen Interessen gegenüber Privatinteressen sollte die politische Wirksamkeit die primäre Messlatte sein. Die Beschaffenheit des Kanals ist auch wichtig, aber sekundär. Was wird diese Nachricht und meine Aufmerksamkeit den Menschen geholfen haben? Welche politischen Wünsche scheinen gerade jetzt wahrscheinlicher geworden zu sein? (PS)

1. Die neue Anteilnahme ist Teilnahme. Das Live-Internet lässt die Grenzen zwischen Anteilnahme und Teilnahme an der Katastrophe verschwimmen. Massenmedien wie der Guardian haben die logistischen Möglichkeiten, Prozess-Journalismus zu betreiben. Blogs wie Spreeblick oder CARTA versuchen es mit Crowdsourcing – im Gewand der Kommentar-Ebene. Teilnehmen können alle, die eine Information bereitstellen wollen. Oder die eine Meinung oder Frage haben. Teilnehmen wird so zum Anteilnehmen – quasi zu einer Ersatzhandlung um das eigene Gewissen zu beruhigen. Die aktive Partizipation an einer Katastrophe sollte jedoch nicht ausschließlich im Zeichen des Betroffenseins stehen. Die Werkzeuge des Engagements sollten ganz rational auf ihre politische Dimension hinterfragt und entsprechend genutzt werden. Umgekehrt gilt jedoch auch: Anteilnahme ist ein sehr wichtiges Element. Die Kommunikation erfolgt (in Zeiten der Katastrophe) viel unmittelbarer, die Betroffenheit ist damit auch unmittelbarer. Dies ist eine ganz wichtige Eigenschaft von Social Media – neben all ihren Gruppenkommunikationsfunktionalitäten. (CSH)

1.1. Live-Internet und Crowdsourcing machen viele bisherigen Unterscheidungen obsolet, so auch die Unterscheidung zwischen Zeuge und Diskutant oder zwischen Produzent und Konsument einer Nachricht. Alle, die live dabei sind, sind potenziell Zeugen eines Vorfalls und Ko-Produzenten einer Nachricht: “It’s one internet. The news system now incorporates the people formerly known as the audience.” (Jay Rosen) Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger Teilnahme von Anteilnahme zu unterscheiden bzw. zu trennen. Immerhin werden in der massenmedialen Katastrophenberichterstattung Endzeit-Voyeurismus, Schaulust (Tickermeldungen degradieren Katastrophen zu Sport-Events) und Betroffenheitspsychologie als entscheidende Anreize zum Live-Verfolgen der Datenströme wirksam.

2. Die wesentlichen Informationen einer solchen Katastrophe sind so komplex, dass sie in der Spektakularisierung des Ereignisses im Live-Internet ausgeblendet werden. Alle Daten und Fakten der Katastrophe sind relevant. Alles muss transparent und zugänglich gemacht werden. Wie auch andernorts hat totale Transparenz hier jedoch nur dann einen Sinn, wenn die Daten und Fakten auf Zusammenhänge hin überprüft werden. Die Zusammenhänge einer Katastrophe sind vielfältig, prozessual – und komplex. Die politisch bewusste Teilnahme an der Katastrophe, die das Live-Internet ermöglicht, sollte 1) die politisch relevanten Fragestellungen der Katastrophe, 2) Qualitätskriterien für das Zusammentragen von Informationen herausfiltern, 3) Werkzeuge und Foren zur Verfügung stellen, die die Informationsflüsse der Schwarmintelligenz moderativ strukturieren (AW) 4) Brücken zwischen den Informationsnetzwerken der teilnehmenden Außenwelt und den Informationsnetzwerken des Katastrophenorts bauen.

2.1. Die Moderationskompetenz der Schwarmintelligenz muss weiterentwickelt werden. Die Diskussion, die Fefe über die Wikipedia-Änderungen angestoßen hat, ist in diesem Zusammenhang bezeichnend. Unklar für Laien ist, ob solche Änderungen faktisch korrekt sind, wer hier mit wem um die Deutungshoheit ringt: Atombefürworter und -gegner oder Laien gegen Experten? Soll man hier auf das Crowdsourcing vertrauen? Muss man abwarten, bis sich die Aufregung legt? Soll man formellere Prozesse suchen, um Fakten korrekt darstellen zu können in einem Umfeld, in dem sich jeder artikulieren darf und kann? Gerade in Sachen Atomkraft gibt es in der Wikipedia seit Jahren Editwars. Und gerade hier ist die Informationslage extrem schlecht. Technische Hintergründe sind nur einem eingeschränkten Kreis zugänglich – sei es hinsichtlich Verständnis, sei es hinsichtlich des reinen Informationszugangs. Wenn ein derart undurchsichtiger Komplex dann schlagartig in den Fokus einer großen Öffentlichkeit gerät, kann nicht umgehend Klarheit geschaffen werden. Das spiegelt sich nun leider auch auf der Ebene der offiziellen Katastrophenkommunikation der japanischen Regierung wider. (CSH)

3. Die hohe Dichte der Vernetzung Japans beschleunigt auf nie dagewesene Weise die Verbreitung von Informationen – sowohl von offiziellen als auch von inoffiziellen Stellen. Die Regierung Japans kann von der Beschleunigung profitieren: Sie kann ihre Koordination effizienter gestalten (“Das Netz hilft Japan“). Auch die Medien können von der Beschleunigung profitieren: Sie können aktueller, authentischer berichten. Das ist zumindest das Potenzial. Die Regierung Japans, die einen nuklearen Ausnahmezustand ausgerufen hat, sollte nicht versuchen die Kontrolle über die Beschleunigung der Informationsverbreitung gewinnen zu wollen. Sie sollte vielmehr die Situation als Herausforderung begreifen, in einem demokratischen Prozess Herr der Lage zu werden. Information alleine reicht nicht aus. Es geht v.a. um direkte Organisationsfragen vor Ort. (GL) Aber eben diese Organisationsfragen können nur dann sinnvoll bearbeitet werden, wenn der Informationsstand stimmt. Deshalb sollte die Regierung Sie sollte ihre War Rooms mit der Schwarmintelligenzdes globalen Internet kurzschließen. Dann könnten auch die Bürger von der Vernetzung Japans profitieren. Durch die Offenlegung von Daten, die die Katastrophe betreffen (Statistiken, Kosten, Offenlegung über die Vergabe Wiederaufbau-Aufträgen etc.) könnten JournalistInnen und interessierte BürgerInnen (= BürgerjournalistInnen), Umweltorganisation und andere Akteure (die nicht direkt von der Katastrophe betroffen sind), Recherchen anstellen, ohne große Einstiegshürden überwinden zu müssen.(MT)

4. Keine Industrienation dieses Planeten dürfte auf eine solche Katastrophe so gut vorbereitet gewesen sein wie Japan. Die bislang fünf Erdbeben, die am 11. März 2011 zwischen 5:46 Uhr und 11:36 Uhr Japan erschüttert haben und die als Tōhoku Chihō Taiheiyō-oki Jishin in die Geschichte eingehen werden, stehen in einer langen Tradition von Erdbeben in Japan. Die gesamte Kultur Japans ist durchdrungen von der Erdbeben-Angst und der dazugehörigen Katastrophen-Imagination: von der Nostradmus-Fasziation, über Godzilla-Filme und Erdbeben-Trainingscenter bis hin zu allgegenwärtigen Prognosen, das Land als Ganzes werde im Zuge eines Erdbebens untergehen (Japan Sinks). Dass in Sendai nichts mehr, aber so gar nichts mehr steht, liegt daran, dass Japaner eh nur Plastik- und Holzhäuschen bauen, quasi Tsunami-präventiv. Diese Häuser lassen sich schnell zusammenlegen durch Wind, Wasser und Beben und sie sind schnelle wieder aufgebaut. (YM) Doch Vorbereitung ist nicht gleich Vorbereitung. Wer mit der Angst leben lernt, ist nicht automatisch derjenige, der die rational besten Sicherheitsvorkehrungen trifft. Das gilt vor allem für Wie bei allen gesellschaftlichen Großprojekten, die top down durchgeführt werden. Und so stellt sich auch in diesem Falle der nationalen Katastrophensicherheit die Frage: Profitierten möglicherweise in erster Linie nur die Eliten, wenn Sicherheitsvorkehrungen erklärtermaßen für die Allgemeinheit getroffen werden? Diese Frage wird für den kollaborativen Prozess-Journalismus zum zentralen Antrieb: das Unbehagen der Allgemeinheit schlecht oder falsch informiert worden zu sein (“Wann sagt uns jemand endlich jemand die ganze Wahrheit?” (BZ)) wird im Live-Internet qua Crowdsourcing produktiv gemacht.

5. Statt der Ohnmacht der Menschen, sollte die Macht der Menschen in den Blickpunkt geraten: einerseits die Macht jener Eliten, die sich im Zuge einer solchen Katastrophe neu formiert; andererseits die Macht der Massen, die in Zeiten von Live-Internet nicht mehr nur passiv zusehen müssen, sondern im Kielwasser des kollaborativen Prozess-Journalismus eine Gegenmacht formieren können. Doch warum ist es überhaupt wichtig, eine Gegenmacht zu formieren?die Macht, die sich im Zuge einer solchen Katastrophe manifestiert. Naomi Klein hatliefert in diesem Zusammenhang mit ihrer Theorie vom Disaster-Capitalism-Complexwichtige Hinweise. zwar das Problem, daraus ein global verbindliches Narrativ gestrickt und sich damit in die Nähe der Verschwörungstheorie begeben zu haben. Doch wir sollten die wertvollen Impulse dieser Theorie nicht unter den Tisch fallen lassen.Der während einer Katastrophe verhängte Ausnahmezustand ist ein zutiefst undemokratischer Moment. Über die Köpfe der Massen hinweg werden Entscheidungen getroffen, die der herrschenden Elite helfen, ihre Macht zu sichern. Wie Naomi Klein herausgearbeitet hat, kommen in solchen Schock-Momenten die Mechanismen des globalen Markts zum Tragen – freilich in Japan haben wir es mit einer neuen Sorte Schock-Moment zu tun: allerorten ist von der „gefassten Nation“ zu hören. Was für Mechanismen des globalen Markts kommen nun im Zuge des Tōhoku Chihō Taiheiyō-oki Jishin zum Tragen? Hier geht es nicht zuletzt um die Atomkraftwerke Japans als Schnittstellen der so genannten Schattenglobalisierung. Yuki Tanaka vom Hiroshima Peace Institute etwa hat in einer wissenschaftlichen Studie gezeigt, dass die Atomkraftwerke von organisierter Kriminalität unterwandert werden. Dieser Akteur ist seit den 1970er Jahren nicht zuletzt als Vermittler von äußerst prekär oder illegal angestellten „Nuclear Power Plant Gypsies“ aufgetreten. Im Moment der Katastrophe sind die Organisationsstrukturen der Schattenwirtschaft dem Potenzial nach das unsichtbare hotbed für perfide Allianzen – das hat sich auch nach den letzten großen Erdbeben-Katastrophen des 20. Jahrhunderts (etwa dem Kantō Daishinsai 1923) gezeigt. Die Gefahr der gegenwärtigen Katastrophe besteht nun darin: Die Schattenwirtschaft Japans ist inzwischen global verzweigt und wird von den in erster Linie profitorientierten Dynamiken der Privatisierung begünstigt. Klein hat die Folgen am Beispiel von Hurrican Katrina sehr deutlich aufgezeigt: Die Macht, die sich im Zuge der Katastrophe neu formiert, muss sich gegenüber der Allgemeinheit nicht rechtfertigen. Denn ihre selbstredende Legitimation ist die Katastrophe. Der kollaborative Prozess-Journalismus in Zeiten von Live-Internet muss kann in diesem Zusammenhang als Gegenmacht begriffen werden. So wie der Kapitalismus im Katastrophengebiet über Nacht neue Ordnungen installieren hilft (die von der Allgemeinheit erst viel später registriert werden), so kann der kollaborative Prozess-Journalismus qua Live-Internet über Nacht als Korrektiv installiert werden. Graswurzelinitiativen müssen sich mit Netz-Aktivisten und Bloggern, Social Networkern und Journalisten traditioneller Medienhäuser verbünden – und einen gegenseitigen Wissenstransfer initiieren. Dieser Transfer lässt erst dann eine wahrhaft wirkungsvolle Gegenmacht entstehen, wenn er die lokale Ebene mit der globalen Ebene koppelt. Hier konstituiert sich ein grenzübergreifendes Wir, das Transparenz herstellen oder herstellen helfen will: Das offensichtliche Versagen der Sicherheitsstrategen muss auf Unvermögen und Interessenpolitik hinterfragt werden; das absehbare Versagen der Wiederaufbau-Direktion sollte so kritisch wie möglich auf politische und ökonomische Motive hin untersucht werden. Wir sollten damit nicht bis zur ersten Wohltätigkeitsgala warten, um dann frei von moralischen Bedenken die vermeintlich kühle Arbeit der Anaylse und strategischen Organisation zu verrichten. Schließlich lassen sich die Massen nicht nur ökonomisch anzapfen: oder bis zum ersten Jahrestag der Katastrophe warten. Schließlich lassen sich In dieser Gemengelage sollte vielmehr die Schwarmintelligenz der teilnehmenden und anteilnehmenden Massen urbar gemacht werden, um viele der in These 2) angesprochenen Fragestellungen und Gesichtspunkte herauszufiltern. Wir können damit nicht bis zum ersten Jahrestag der Katastrophe warten. Schließlich sind wir jetzt live dabei.

6. Das Potenzial der Erschütterung kann aktiviert werden, wenn ein vermeintlicher Widerspruch überwunden wird. Wer “live” dabei ist (angefixt vom Endzeit-Voyeurismus und Betroffenheitspsychologie der Katastrophenberichterstattung), kann nicht mit Weitblick handeln, denn das Live-Schema bindet sie/ihn über Affekt-Impulse an den Moment, der gerade in der Katastrophe die Zukunft entweder ausblendet oder komplett verdunkelt (Endzeitszendarios, etc.). Live dabei zu sein und zugleich sich lösen von der affektiven Psychologie des Live-Schemas – das ist die große Herausforderung für den Einzelnen, aber auch für den Prozess-Journalismus. Die Zusammenarbeit zwischen den Massen (die fünfte Gewalt der sozialen Medien) und den Massenmedien (die vierte Gewalt der traditionellen Medienhäuser) sollte im Zeichen von zwei quasi diametral entgegengesetzen Haltungen stehen: einerseits nah dran an den Geschehnissen, andererseits mit großem Abstand aus der Vogelperspektive den Blick für das Ganze, die Zusammenhänge und die Zukunft wahren.

6.1. Der Blick für die Zukunft eröffnet dem kollaborativen Prozess-Journalismus nachhaltige Perspektiven. Nur so kann die spontane Zusammenarbeit der unterschiedlichen Partner das Verfallsdatum des “Aufmerksamkeitstsunamis” (PS) (7-14 Tage nach der Katastrophe) überdauern und die in Zeiten der Katastrophe tendenziell geschwächten Strukturen der Zivilgesellschaft nachhaltig stärken.

Anm.d.Red.: Am 12.3. erreichte uns die Anfrage der Medienphilosophin Yana Milev, die diesen Beitrag in ihrer Anthologie “Design Anthropologie” aufnehmen möchte. Die Publikation erscheint im internationalen Wissenschaftsverlag Peter Lang Bern, Brüssel, Berlin, Wien, Oxford, New York. Am 15.3. sendete der WDR5 These 5 des Texts.

142 Kommentare zu “7 Thesen zum Erdbeben in Japan: Live-Internet, Crowdsourcing und der Disaster-Capitalism-Complex

  1. got floored , got shocked, sopping vinyl & books-!! but we are fine! its really huge earthquake ever….scarryyy

  2. ein blick in das innere der macht:

    “A recording of the warning as it appeared during a live broadcast from Japan’s parliament, has been posted to YouTube. The warning appears at the 8-second mark, and the shaking can be seen beginning about 40 seconds later and continues to build for about 2 minutes.”

    http://www.youtube.com/watch?v=qp-39kqACo4

  3. Japan is full of emotions and people are real. The situation we are is unpredictable and unreal.

  4. @Ingrid: Unterscheidungen zwischen “witness” und “discussion” werden hier vorgeschlagen, an anderer Stelle (im Kommentarbereich von CARTA zu meinen Thesen) lese ich von der Unterscheidung zwischen Berichterstattenden und LeserInnen — ich denke, das Differenzierungen notwendig sind, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diese hier vorgebrachten sinnvoll finde.

    Vielleicht in Ergänzung zu These 1)

    Live-Internet und Crowdsourcing machen viele bisherigen Unterscheidungen obsolet, so auch die Unterscheidung zwischen Produzent und Konsument einer Nachricht. Anteilnahme und Teilnahme sollten allerdings vorallem deshalb auseinandergehalten werden, weil die der Katastrophenberichterstattung Endzeit-Voyeurismus und Spendengalabetroffenheitspsychologie wirksam werden, ja die entscheidenden Impulse zum Verfolgen der Nachrichtenströme werden. Umso wichtiger also in einer solchen Situation sich seiner Position als Teilnehmer bewusst zu werden, die emotionalen Signale, die unsere ANteilnahme-Hormone ansteuern zumindest gedanklich zu deaktivieren.

  5. Quake Warning System Provided Seconds of Notice for Tokyo:

    “The system went into operation in 2007 and links more than a thousand seismographs across Japan. Each location is linked to a central computer that attempts to detect the weak but fast-moving primary waves that are generated by an earthquake and use them to triangulate the location of the quake and estimate its size.”

    “The amount of warning provided depends on the distance from the earthquake’s epicenter. Those closest to the source of the quake and susceptible to the strongest shaking get little or no warning. The warnings begin to make a difference around 50 to 100 kilometers from the epicenter of a strong quake, where up to 30 seconds warning can be provided.”

    “That may not sound like much, but it’s enough time to bring high-speed trains to an emergency halt, stop factory production lines and get schoolchildren under their desks.”

    http://www.pcworld.com/businesscenter/article/221976/quake_warning_system_provided_seconds_of_notice_for_tokyo.html

  6. Sie verlangen sehr viel von den Mediennutzer_innen… Aber auch ich glaube, dass in diesem Fall erst die Überforderung die Potenziale der Herausforderung wachrüttelt… Mit dem Internet sind die Mediennutzer_innen endlich nicht nur passiv, sondern auch aktiv. Jetzt müssen sie auch noch die Psychologie der alten Medien überwinden…

  7. auf facebook kann ich sehen, wie es freunden in japan geht, dennoch ist es weit weg…

    andererseits: viele fb-freunde reagieren mit zynismus (mehr sushi aus solidarität!) und machen sich über internet-gutmenschen lustig. ich halte auch nicht soviel von slacktivism (also der knopfdruckaktivismus), aber mit zynismus muss man auch nicht reagieren find ich.

  8. Liebe Leute,

    die Berliner Anti-AKW-Gruppen haben parallel zum Alex eingeladen, dort ist 18 Uhr Treffpunkt an der Weltzeituhr. Von dort aus scheint es weiter zum Kanzleramt zu gehen, wo Merkel eine Krisensitzung halten will.

    Damit ist unsere Mahnwache abgesagt, bitte sammelt euch mit uns am Alex. Hoffen wir alle darauf, das dieser verheerende Tag zumindest ein deutliches Signal zum Umsteuern in der int. Atompolitik ist!

    Viele Grüße,
    Daniel

  9. Am spannendsten finde ich Punkt 4 und die These:

    “Wer mit der Angst leben lernt, ist nicht automatisch derjenige, der die rational besten Präventivmaßnahmen trifft.”

    Meine Frage: Warum? Gerade wenn man auf die Katastrophe so lange vorbereitet ist, müsste man rational handeln können, besser als wenn sie spontan eintritt und man schnell entscheiden muss.

  10. Drei Ergänzungen/Konkretisierungen zu These drei:

    1) Zu der Frage, wie die Regierung konkret versuchen könnte, “in einem demokratischen Prozess Herr der Lage zu werden”: Zwei Stichworte: Open Data und Open Government. Durch die Offenlegung von Daten, die die Katastrophe betreffen (Statistiken, Kosten, Offenlegung über die Vergabe Wiederaufbau-Aufträgen etc.) könnten JournalistInnen und interessierte BürgerInnen (= BürgerjournalistInnen), Umweltorganisation und andere Akteure (die nicht direkt von der Katastrophe betroffen sind), Recherchen anstellen, ohne große Einstiegshürden überwinden zu müssen.

    2) Welche Regierungen machen das bereits? Die Regierungen der USA, Großbritannien, Neuseeland und Australien haben begonnen, ihre nationalen Regierungen zu „öffnen“ und legen beispielsweise ihre Haushalte offen. Doch die Öffnung der Regierungen ist nur die eine Seite der Medaille. Denn

    3) Man kann es nicht bloß engagierten BürgerInnen überlassen, die Daten auszuwerten. An dieser Stelle tritt eine neue Form des Journalismus auf den Plan: Der Datenjournalismus (siehe dazu diesen Artikel: http://berlinergazette.de/datenjournalismus-zukunft-der-berichterstattung/). Redaktionen sollten die Kapazitäten haben, die zur Verfügung gestellten Daten nach relevanten Informationen zu überprüfen und diese in leicht zugänglicher Form aufbereiten. Es gibt inzwischen Softwares (z.B. „Many Eyes“ von der Firma IBM ), die das Visualisieren von Daten ohne große technische Vorkenntnisse ermöglichen. Dementsprechend können auch freie JournalistInnen, BloggerInnen, BürgerjournalistInnen eigenen Datenjournalismus machen, aktiv werden!

    (Link: zu Many Eyes:http://www-958.ibm.com/software/data/cognos/manyeyes/)

  11. @Magdalena: vielen Dank! ich ergänze das sowie auch einige andere Gedanken in neue Thesen gießen. Die Ergänzungen sind fett markiert (These 0, 1.1, 3 und 6).

  12. Zynismen? Pfui!
    Nein…man kann ganz sicher was gegen Erdbeben unternehmen. Werde mal mit Hephaistos ein ernstes Wörtchen reden!

  13. nachdem die Zivilisation die Natur bezwungen hat bzw. dem Glauben an ihren Sieg erlegen ist, kann jede Katastrophe als menschengemachte Katastrophe angesehen werden.

  14. Poseidon als eigentlich Zuständiger, ist ja so oft sehr unkommunikativ und unter Wasser nur schwer erreichbar. Dachte, das wegen des “zirkumpazifischen Feuerrings”, Hephaistos der bessere Ansprechpartner sei…Habe ihm via linkedin schon mal ne Online-Petion gesandt!

  15. 1. die Leute sind bequem (Bürgerengagement anyone?)
    2. die Regierung hat mehr Angst vor Terrorismus als vor dem Kontaktverlust zur Bevölkerung (closed shop will ever open?)
    3. was haben prozess-journalismus/live-internet/crowd-sourcing mit disaster-capitalismus zu tun?

  16. ich denke auch, dass solche Ereignisse einen erst (wieder) dran erinnern, dass Atomkraft alltäglich und allgegenwärtig ist und man es viel zu oft übersieht und dass sie auch eine permanente (und vor allem in wie fern “kontrollierbare” )Gefahr darstellen… man kann diese Warnung als Weltbürger konstruktiv nutzen und drauf reagieren… denn auch wenn es weit weg ist, betreffen tut es doch uns alle, ob nun direkt oder indirekt…

  17. Lieber Krystian,

    sehr gern möchte ich Dich auf diesem Weg zu einem Autorenbeitrag in unserer Anthologie “Design Anthropologie. Grundriss eins Erweiterten Designbegriffs im Feld der empirischen Kulturwissenschaft” einladen. Es handelt sich bei diesem Projekt um einen gemeinsamen Versuch, auf wissenschaftliche, aber auch kreative Weise in ein noch junges Gebiet der Kulturanthropologie und der empirischen Kulturwissenschaften vorzustossen, dieses auszuloten und zu strukturieren.

    Der Band wird vom internationale Wissenschaftsverlag Peter Lang Bern, Brüssel, Berlin, Wien, Oxford, New York publiziert. Da über die Hälfte der vorgesehenen Beiträger dem englischsprachigen Diskursraum angehören und diesen prägen, wird der Band in englischer Sprache publiziert und somit dem internationalen Interesse zugänglich gemacht.

    Ich habe soeben Deine “7 Thesen” gelesen und finde die super! […] Hoffentlich hast Du Zeit und Lust Dich am Projekt zu beteiligen.

    Die Textabgabe wäre Ende April. Fall Du den Text noch mal überarbeiten möchtest.

    In Erwartung Deiner Rückmeldung und mit besten Grüssen,

    Yana Milev (12.03.11 23:53:36)

  18. @Yana: vielen Dank für Deine Anfrage. Ich freue mich sehr!

    Mein Text will nicht nur über Crowdsourcing und Live-Internet sprechen, sondern es nach Möglichkeit auch auf das Format des Thesen-Papiers übertragen — sprich: ich will den Text in den nächsten Tagen während das Live-Geschehen läuft in Reibung mit den LeserInnen “prozessjournalistisch” weiterentwicklen.

    Vor diesem Hintergrund würde es mich freuen, wenn Du Deine Anfrage in die Kommentar-Ebene einlassen könntest (ich würde es umgehend 1:1 reinpasten), damit die LeserInnen wissen, “okay, was hier im Dialog entsteht, wird am Ende auch in ein Buch Eingang finden”. Der Transparenz und der Authentizität willen wäre ich Dir sehr verbunden — ist das auch in Deinem Sinne?

    Viele Grüße,

    Krystian

  19. Hinweis 1: genau wie im “echten” Leben, sind die Menschen im Live-Internet von so einer Situation überfordert, gerade deshalb finde ich die Herausfoferderung, die hier an den mündigen Netzbürger gestellt wird, wirklich gut. Augen auf und durch!

    Hinweis 2: Datenjournalismus: Die NYT mit einer Visualiserung einer Kernschmelze

    ( https://www.nytimes.com/interactive/2011/03/12/world/asia/the-explosion-at-the-japanese-reactor.html )

    Hinweis 3: Jetzt! ist die Zeit, nach Libyen zu schauen!!!

  20. Libyen! Ich kann netzprofi nur zustimmen. Das Timing von Katastrophen ist immer schlecht. Doch was jetzt in Libyen passiert, interessiert im Moment keinen Arsch. Das darf nicht sein!

  21. Ein großes Problem des Crowdsourcing was gerade passiert: jeder verteilt die Informationene /Meinungen in seinem Netzwerk und sogar in dem Netzwerk noch in einzelnen Gruppen. Zum Beispiel gibt es bei Facebook mehrere Seiten zum Atomausstieg in denen sehr viele Links gerade gepostet werden. Beispiele: ( https://www.facebook.com/AtomausstiegJetzt?ref=ts )
    oder ( https://www.facebook.com/NEINzuAtomkraft?ref=ts ) etc.
    Dazu kommen sehr viele Informationen über Twitter, es werden Infos bei Carta etc. gesammelt, aber wie und wo soll man sich da noch orientieren?
    Denn gerade bei so einem globalen Thema wirkt die Schwarmintelligenz kaum noch, weil es zu viele Schwärme gibt. Daraus entstehen auch nicht viele neue Informationen, weil nur die gleichen Informationen an verschiedenen Stellen gepostet werden, aber es keine neuen allumfassenden Zusammenhänge entstehen können, da die Gruppe zu Meinungsorientiert sind. Welcher Atomenergiebefürworter geht in eine Gruppe Atomausstieg oder schreibt bei Netzpolitik einen Kommentar?

    Irgendwie müsste es einen Instanz über den Gruppe geben, die das alles bündeln könnte.

    P.S. Sorry wenn mein Kommentar zu verwirrend ist, aber es ist eher eine Skizze meiner Gedanken, die ich mir gerade auch bei meiner Arbeit machen muss.

  22. Ich finde die Diskussion, die Fefe über die Wikipedia-Änderungen angestoßen hat, in diesem Zusammenhang interessant ( https://blog.fefe.de/?ts=b383a381; http://www.fixmbr.de/experte-gesucht; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Siedewasserreaktor&diff=86348631&oldid=86343797 )
    Unklar für Laien ist, ob solche Änderungen faktisch korrekt sind, wer hier mit wem um die Deutungshoheit ringt: Atomberfürworter und -gegner oder Laien gegen Experten? Soll man hier auf das Crowdsourcing vertrauen? Muss man abwarten, bis sich die Aufregung legt? Soll man formellere Prozesse suchen, um Fakten korrekt darstellen zu können in einem Umfeld, in dem sich jeder artikulieren darf und kann? Gerade in Sachen Atomkraft gibt es in der Wikipedia seit Jahren Editwars. Und gerade hier ist die Informationslage extrem schlecht. Technische Hintergründe sind nur einem eingeschränkten Kreis zugänglich – sei es hinsichtlich Verständnis, sei es hinsichtlich des reinen Informationszugangs. Wenn ein derart undurchsichtiger Komplex dann schlagartig in den Fokus einer großen Öffentlichkeit gerät, kann nicht umgehend Klarheit geschaffen werden. Das spiegel sich nun leider auch auf der Ebene der offiziellen Katastrophenkommunikation der japanischen Regierung wider.

  23. mein lieblings-vlogger shane dawson mit einem sehr nachdenklichen video zum erdbeben: ( http://www.youtube.com/user/shanedawsontv?blend=1&ob=4 )

    shane spricht darüber, wie die katastrophe in persönlich berührt und wie schwer es ist, jetzt lustig zu sein (er ist ja comedian), inzwischen gibt es über 25.000 Kommentare von jungen Leuten, die ihre Gefühle dort mitteilen.

  24. ich werd nichte wirklich schlau aus diesen seite, aber vielleicht iste das interessant für euch, der titel des seite ist “future of journalism” und es versammelt auch aktuell berichte aus dem journalismus, die besonders innovativ sind. im moment gibt es einen fokus auf das earthquake in japan:

    http://www.nextlevelofnews.com/tsunami/

  25. Kobe ist ein wichtiger Bezugspunkt. Ich war dort, nicht spaet nach den Erdbeben, und sowohl die manglende Kommunikation unter den Betroffenen als auch das starre Stillschweigen der Behoerden war damals das grosse Thema. Es hat sich viel getan in den letzten 15 Jahren. Die Frage aber verschiebt sich von Kommunikation an sich nach direkten Organisationsfragen vor Ort — und das ist auch richtig so. Information alleine reicht nicht aus. Auch ist es fraglich ob es ‘noch’ schneller gehen kann. Vielleicht sind die brennenden Fragen post-medial und kippen ins gruene Spektrum um.

  26. charlie sheen auf twitter: “Curveball; Warlock edict; pain & devastation in Japan demands us all to dig deep & LOVE THEM VIOLENTLY Dogspeed my cadres of the Far East! C” –> kein Kommentar

  27. P.S. Katastrophen sind immer krasse Ereignisse, Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Japaner ein “Kulturgen” haben, von Anfang an mit dem Krassen zu leben und das Krasse Gegenwärtig sein zu lassen. Tsunami / Hafenwelle und Kamikaze / Götterwind sind japanische Wörter, die die japanische Kultur seit Jahrhunderten beherrschen. Dass dort in Sendai nichts mehr, aber so gar nichts mehr steht, liegt doch daran, dass Japaner eh nur Plastik- und Holzhäuschen bauen, quasi Tsunami- und Kamikaze-präventiv. Diese Häuser lassen sich schnell zusammenlegen durch Wind, Wasser und Beben und sie sind schnelle wieder aufgebaut. Wäre in Europa UNDENKBAR. Kein Mensch würde in so einem Bungalow wohnen wollen. Und nach einem Beben würde es dementsprechend auch anders aussehen. Wir haben ja nur das Beben von Lisabon im Kopf. Daraufhin meldete sich Voltaire mit Candite zu Wort, der Negation der Leibnitz’schen Theodizee. Deshalb, die Japaner machen es uns vor, mit dem Emergency Design. das kann niemand so gut wie sie. – Trotzdem, es nimmt uns alle mit.

  28. Die Politik und die Abstraktion in allen Ehren, aber warum man, angesichts einer Naturkatastrophe dieser Größenordnung, wortreich eine kultur-philosophische Evidenz hervorholen muss, verstehe ich nicht ganz.
    Irgendwie hängt ja alles mit allem zusammen, aber der Bezug zu Crowdsourcing und “Prozessjournalismus” ist da schlicht zu weit hergeholt.

    via rohrpost 14.03.11 13:10:50

  29. Wir haben von der Radiosendung “Politikum” beim WDR 5 ( http://www.wdr5.de/sendungen/politikum.html ) eine Anfrage erhalten, These 5 zu erweitern. Die Fragen der Redaktion lauten u.a. “Wie könnten die Gefahren aussehen, denen man mit Kleins Hilfe auf die Spur kommen kann? Und wie genau könnte das Gegengift in Form einer usergenerierten Öffentlichkeit funktionieren?”

    These 5 soll Dienstag (15.3.) ab um 19:05 Uhr live gesendet werden. Wir posten hier später den Link zur Sendung und implementieren ihn auch unterhalb des Thesenpapiers in einer Anmerkung der Redaktion (Anm.d.Red.)

    Schließlich wird auch die erweitere Fassung der fünften These oben ergänzt.

  30. @Bernd: je größer die Katastrophe, desto größer die grenzüberschreitende Öffentlichkeit (These 0); in Zeiten des Live-Internet ist diese Öffentlichkeit nun nicht mehr primär passiv, sondern tendenziell aktiv eingebunden in das Live-Geschehen: die neue Anteilnahme ist Teilnahme (These 1).

  31. “Wenn das Inselreich Japan im Zuge einer tektonischen Katastrophe vom Ozean verschluckt wird, dann zieht es den Rest der [mit ihr vernetzten] Welt mit runter.”
    Ich finde das selten geschmacklos!

  32. sorry, aber ich sehe das genauso wie Bernd. Zumindest könnte man sich als Journalist und “Kulturschaffender” trotz aller superintellektuellen (und oft genug auch angemessenen) Assoziationsfähigkeit vielleicht ja auch mal fragen, ob Schweigen angesichts humanitärer Katastrophen wie in Japan nicht tatsächlich auch ein Zeichen von Pietät ist. Bringen deine Thesen zur “grenzüberschreitenden Öffentlichkeit” etc. den Opfern dort und uns hier wirklich irgendeinen (tröstlichen, mitfühlenden) Erkenntnisgewinn?! Oder ist es – hart gesprochen – nicht doch auch sogar ziemlich zynisch, selbst bei einer schreckliche Naturkatastrophe immer noch nach dem journalistischen, intellektuellen “Dreh” zu suchen, um toll klingende “crowdsourscing” – oder sonstwie Medienthesen mit dem Gau in japan zu verknüpfen??! WDR 5 ist übrigens genau der sender, bei dem auch Kultur(-politische) Programme wie “politikum” ständig alles nochmal thematisch “neu” unter dem kulturellen Blickwinkel aufbereiten, was die aktuellen Nachrichtenkollegen schon alle vorgekäut haben, schöne Grüße aus Köln – Gisa Funck (via rohrpost 15.03.2011 12:14)

  33. @Gisa Funck: als Privatmensch tendiere ich auch zur Zurückhaltung (ich habe sieben Jahre in Japan gelebt während der 1990er Jahre und habe dort viele Verwandte und Freunde); als Publizist jedoch ist es mir ein wichtiges Anliegen, nicht stillzuhalten während die Massenmedien den Vorfall spektakularisieren und der privatwirtschaftliche Sektor sich daran macht, die Situation für seine Interessen auszunutzen. Es geht darum eine Gegenöffentlichkeit herzustellen, dazu beiuztragen, dass eine Gegenmacht entsteht.

    Wie unsere Aktion den Menschen vor Ort hilft? Ich denke darauf gibt es viele Antworten, eine davon ist: wir können dazu beitragen, die Menschen vor Ort, die über das Ausmaß der Katastrophe im Unklaren gelassen werden, aufzuklären. Wir liefern dazu ein konzeptuelles Gerüst und konkrete Hinweise für politische Zusammenhänge. Auch unser Beitrag kann nur ein Beitrag unter vielen sein und beansprucht entsprechend nicht mehr als er realistischerweise leisten kann.

    ich danke jedenfalls für das Feedback, die Gedanken, die es mir/uns bereitet werden wir in die Erweiterung des Thesenpapiers einbinden.

  34. Ich glaube, dass die Anteilnahme ein sehr wichtiges Element ist und in den Thesen völlig unterschätzt wird. Vielleicht ist auch das der Grund für die Ablehnung. Die Kommunikation erfolgt viel unmittelbarer, die Betroffenheit ist damit auch unmittelbarer – und ich glaube, dass dies eine ganz wichtige Eigentschaft von Social Media ist – neben all ihren Gruppenkommunikationsfunktionalitäten.

  35. leider nur ganz auf die Schnelle: Ich habe Deine Thesen gelesen und finde sie extrem spannend und aufschlussreich.

    Ich leite das Thema gerne über meine Kanäle weiter, werde aber voraussichtlich nicht dazu kommen,
    mich in den nächsten Tagen einzubringen […].

    Ich halte mich aber selbst auf dem laufenden und werde mich mit Sicherheit äußern, sobald ich Zeit
    und einen Punkt finde, zu dem ich etwas beizutragen habe,

    Auf jeden Fall hiermit erstmal Beifall für Deine sehr gute Arbeit.

  36. die Unmutsbekundungen sind verständlich, auch ich fühle mich vor den Kopf gestossen, aber das Thesenpapier ist nicht ohne Herz, das spürt man und vielleicht ist es an der Zeit, umzudenken, nicht nur weil soziale Medien am Horizont aufgetaucht sind, sondern natürlich ja: weil wir in Zeiten leben, in denen Katastrophen sich so enorm stark häufen… “Du solltest Dein Leben ändern” (Solterdijk)

  37. Lieber Krystian,

    komme jetzt dazu, etwas zum Diskurs beizusteuern.
    Leider gehe ich nicht gezielt auf den einen oder anderen Thesenpunkt ein, sondern bin inspiriert von Deiner/Eurer Thesen-Architektur und greife da ein, bzw. setze da an. Wenn das zu umfangreich ist, schmeiß es wieder runter vom Blog.

    Mit Dank für Deine/Eure Initiative & mit Grüssen,
    Yana

    1. Kollaborativer Prozess-Journalismus hatten wir in Prag 1968. Dubcek hatte im Februar 1968 die Pressezensur aufgehoben und es fand eine „Emanzipation der Öffentlichkeit“ statt, die zu einer Kollaboration zwischen Volk und Medien führte. Dieser Prozess wurde dann gewaltsam mit dem Truppeneinmarsch im August 1968 beendet.
    2. Naomi Kleins These vom Disaster Capitalism, quasi von der Schock-Doctrine, ist eine Übernahme der wortwörtlichen Ökonomie der Schock-Therapie, einer Wirtschafts-Performance, deren Begriff der US-amerikan. Ökonomen Jeffrey Sachs prägte. Mit Schock-Therapien sind neoliberale Quick-Reformen gemeint, die ausschließlich im Revier des Ausnahmezustands realisiert werden können.
    Die erste neoliberale Schock-Therapie dieser Art, wurde von Milton Fridman (Nobelpreisträger!!!) und den Chicago-Boys 1973 in Chile ausgeführt, in Kollaboration mit der Militärjunta, die den Sturz des Allende-Regimes vollzog.
    3. Die Globale Governace, das Regierungsprinzip supranationaler Unternehmen und Agencies, heute ausschließlich in Mischformen organisiert, ist eine Design Governace. Das heißt m.a.W.: Medienoberflächen sind Designoberflächen und diese sind IMMER unter Verdacht.
    4. Groys’ Medienontologie „Unter Verdacht/under suspicion“ ist allerdings auch nicht mehr ganz relevant, da es für den Verdacht eine Doppelbödigkeit braucht, also die Verdachtsoberfläche und den Verdacht under cover. Das Cover ist jedoch plastisch geworden, d.h. es zeigt sich in einer multiplen Camouflage. Das von Deleuze und Guattari diagnostizierte Schizzo (Kapitalismus und Schizophrenie) stirbt aus.
    5. Die Konsequenz davon ist, dass es keine Verdachtsoberflächen mehr gibt, weil jeder Oberfläche im Verdacht steht, zu verschwinden, und damit auch der Verdacht under cover, also der Feind. Dieser taucht an anderer Stelle in neuer Formation wieder auf, dann auch als neue Oberfläche und wird komplett unkenntlich.
    6. Was heißt das in Bezug auf die Katastrophe in Japan:
    7. Ich gehe unbedingt davon aus, dass die Global Governance ein neues Geschäft in der Katastrophe sieht
    8. Ich gehe unbedingt davon aus, dass Regierungen die Katastrophe als Alibi nutzen ihr Image zu erneuern – Go Green.
    9. Damit ist es nicht die Opposition und auch nicht die Multitude, die ein Go Green bewirkt hat, sondern die Omnipräsenz der Katastrophe. Das ist ein entscheidender Punkt
    10. Die Katastrophe wird instrumentalisiert und zum Dialogpartner, z.B. für Regierungen. Disasterkapitalismus heißt doch: jede Gefahr wird zum Feind. Die Gefahren kennen in ihrer Diffusität keine Grenzen, über die Taliban, den Islam, den Terrorismus bis hin zur Katastrophe ist alles eine Threat-Environment
    11. Im Namen der Katastrophe passiert die Erneuerung der Angstgesellschaft und der Angstgeschäfte
    12. Was kann die Multitude bewirken? In der Soziologie wird von Makro- und Mikrosoziologie gesprochen
    13. Wenn man richtig hinschaut, gibt es im Moment in der Gegend von Sendai Niemanden, der makrosoziologisch beim Zusammenräumen der Trümmer hilft. Die Überlebenden liegen entweder in Camps oder sind in den Süden geflüchtet. Vor Ort sind einige wenige Retter vom IRC (International Red Cross)
    14. Die ganze weltweite Aufregung erreicht vor ORT wen jetzt genau? Wem wird mikrosoziologisch genau damit geholfen?
    15. Kritische Frage: handelt es sich nicht etwa um einen kolonialisierenden Blick?
    16. Denn: woher wissen wir, wie Hilfe aussieht?
    17. Wissen wir überhaupt, was genau passiert? Von Japan erfahren wir kaum etwas über das Ausmaß der AKW-Schädigung. In Deutschland sind in den Baumärkten bereits die Geigerzähler ausverkauft!!
    18. Welche Psychologie greift hier?
    19. Neben den Möglichkeiten der Internet-Kommunikation, den neuen Chancen für den Disaster Capitalism, haben wir es natürlich mit der Paradoxie von Sicherheit zu tun. Die Paradoxie besteht darin, dass das Ausmaß von Angst und Furcht größer ist bei denen, die am weitesten weg sind von Risikogebieten.
    20. Japan ist seit Jahrhunderten ein Risikogebiet. Selbst wenn die aktuelle Katastrophe das größte Beben mit dem größten Tsunami ist, sind die international gebräuchliche Begriff für schwere Angriffs-Katastrophen wie Kamikaze, wörtlich: Götterwind, oder Tsunami, wörtlich Hafenwelle, japanische Begriffe.
    21. Japaner leben seit Jahrhunderten mit ihren Katastrophen, d.h. sie bauen entsprechend, sie wohnen entsprechend, sie denken entsprechend. Sie haben im Vergleich zu Europäern auch dadurch begründet, ein anderes Verhältnis zu Besitz, zu Aufenthalt, zu Selbstinszenierung.
    22. Was wissen wir genau, wie Japaner mit dieser Katastrophe umgehen, aus ihrem kulturellen Gedächtnis heraus, im kollektiven Wissen darum?
    23. Woher glauben wir zu meinen, dass wir helfen, mit dem, was wir als Hilfe ausrufen und anbieten?
    24. Nochmals: Sendai ist eine Wüste und nur ganz wenigen Truppen sind vor Ort und mit wirklicher Hilfe befasst. Die heißt jetzt im Moment: Aufräumen.
    25. Die Paradoxie der Sicherheit wurde qualitativ erforscht. Man weiß heutzutage, dass Menschen in potentiellen Flutgebieten, von Überflutungen stets bedrohten Gebieten, anders mit der allgegenwärtigen Bedrohung umgehen, als Menschen die Tausende Kilometern von realen Bedrohungen entfernt sind. Dort, in der Entfernung, wird das Inferno der Hysterie und Paranoia produziert und zu einem Geschäft aufgeblasen.
    26. „Doch Japan bleibt ruhig, gefasst, als verbeuge es sich mit gefalteten Händen vor seinem Schicksal. Es schreit seinen Schmerz nicht heraus. Woher nimmt das Land diese Kraft?“ ( http://www.bild.de/BILD/news/2011/03/15/japan-wieviel-leid/kann-ein-volk-ertragen.html )
    27. Nochmals kritische Frage: Erzeugt der kolonialisierende Blick nicht das Andere? Das Andere als das, was uns nicht eigen ist. Ermöglicht also der abgrenzende Blick nicht sogar Phänomene, so z.B. das der makrosoziologischen Unterscheidung und dadurch das der mikrosoziologischen Solidarität?
    28. Wir kommen uns näher im Mitgefühl für UNSEREN Schock, für unser Schrecken. Wir trösten UNS. Und grenzen uns damit ab von der Katastrophe in Japan.
    29. Sind das möglicherweise und anthropologisch gesehen nicht genuine Prozesse der Multitude?
    30. Doch warum brauchen wir, um uns als Gemeinschaft zu spüren, als Medien-Community usw., die Katastrophe in Japan?
    31. Um gegen den Katastrophenkapitalismus zu kämpfen?
    32. Diese Vermutungen bestätigen Chantal Mouffes These des Politischen, die auf Carl Schmitts Freund-Feind –Unterscheidung rekuriert: „Der Kern des Politischen ist nicht die Feindschaft schlechthin, sondern die Unterscheidung von Freund und Feind und setzt beides, Freund und Feind voraus.“
    33. Fazit: Wir (ge)brauchen die Katastrophe in Japan (und anderswo), um uns, hier und jetzt näher zu kommen und um einen „Feind“ zu definieren.

  38. gestern Nachmittag erreichten uns Fragen der Redaktion von politik-digital zu diesem Thesenpapier. Das Interview soll in einen Artikel einfließen (siehe Kommentar 56). Auf unserer Seite hat die Auseinandersetzung mit den Fragen weitere Impulse geliefert, die Thesen weiter zu präzisieren.

  39. Von Gabi Hadl aus Kyoto / BND
    Hi Buy Nothing Day friends,

    Greetings and wishes for your safety to all in the affected areas in East Honshu and Hokkaido. In Kansai we have so far been largely spared effects of the tsunami and earthquake, but we are nervously following developments at the nuclear facilities in Fukushima, 500+km away.

    In the meantime, it’s now snowing in the worst affected areas in Eastern Japan, and people are short of the necessities, especially basic foodstuffs. Hoarding elsewhere in the country makes it hard to get the needed stuff to those in need.

    If you have been wondering how to help, this is in my humble opinion the best way to do it: A group who participates in BND every year of our network here in Western Japan is aiming to deliver rice and other basics to the worst affected areas. Kozmoz Japan is a small NPO based in Kyoto with practically zero overhead. Their mission is feeding the homeless (usually locally), and now most people in the affected areas are just that.

    If you are in Kansai and have transportation, it is best to gather rice from yourself ASAP and your friends and bring it to Kozmoz yourself (in Southern Kyoto/Momoyama area). If you are further afield, please donate money (via money transfer/furikomi or credit card).

    Check for details: Kozmoz Japan website
    ( http://kozmoz.jp )

    With hope, and as Kalle Lasn of Adbusters magazine would say ‘for the wild’ too,

    Gabi Hadl
    Buy Nothing Day Japan Network
    bndjapan@mac.com
    ((((((((((((($O$)))))))))))))
    ( http://www.bndjapan.org )  
    ((((((((((((($O$)))))))))))))))

  40. Right now all of us here are experiencing something we have no experience with. We have no handbook ready on how to deal with what is happening, neither do we know what will happen next. Real and surreal at the same time. We live from moment to moment, from day to day. Here in Tokyo we try to do our normal things, yet nothing feels normal. Life as we knew it is gone. We are already living life differently. Priorities have shifted, relationships changed. We surely feel as one community, close and on the same page. We all had the same traumatic experience, and all are very aware we are lucky, here in Tokyo, compared to the Northeast.

    I know that you are concerned about the Fukushima nuclear plant and hearing reports on people leaving Tokyo to safer grounds. It is true that many foreigners have left the city. Some embassies, among which the Dutch embassy, has urged their citizens to leave. Many foreign companies have relocated their expatriates and families. I respect their decisions, especially if children are involved, but do not plan to follow their example.

    I am among the group of foreign locals who is still in Tokyo and that does not want to leave. Many of us have strong connections with the city and its people. We have family, friends, coworkers or staff we are responsible for. And many of us see no reason to leave. We all monitor the news, we have lots of resources of information here, and we constantly exchange information. Facebook and twitter play an amazing role. For me these two are a real lifeline right now.

    We all know there is a lot of uncertainty and that nobody can say for sure what is going to happen. We are getting reports on something new happening almost every hour. At the same time we are also getting more and more background information that is helping us put things into perspective. This helps us stay calm, make informed decisions and be prepared.

    I like to share an update from the British Embassy dated yesterday, afternoon. Widely read and spread here in Tokyo. Although we cannot say anything with absolute certainty right now, this update from the Chief Scientific Advisor to the UK Government makes a lot of sense to many of us here. Moving from panic and fear to getting informed, and next to putting things into perspective is so important in situations like this. Especially for the people in the situation. Please be assured this does not mean we are getting into denial or going overboard on the positive thinking side. Believe me, we are all very reality-minded here.

    I encourage you to read it.

    ( http://ukinjapan.fco.gov.uk/en/news/?view=News&id=566799182 )

    Our plight here, although not a light one, fades in comparison with the people in the Northeast. Every time we feel an earthquake or aftershock in Tokyo, and we have many, we know in the Northeast they probably feel it stronger. Every time we look at the empty shelves in supermarkets and wonder if we should start stocking food (which we should not, there is still plenty of food here), we think of the people in the disaster area evacuation camps where food supplies are getting scarcer by the day, with reports that at some places people only get one riceball a day. And as far as radiation is concerned, if we are already concerned here in Tokyo, we can only image what it is for those living closer to the plant (and in the disaster areas).

    Please keep sending your thoughts and words of love and prayers to Japan. The Japanese people truly appreciate it. They feel very much supported by the world. The words of admiration for how the Japanese people have been dealing with everything since Friday, conveyed via press, personal messages and twitter (very big in Japan), makes them feel proud and helps restoring their spirit. It all helps. It really does.

    And of course you can also help with financial donations. Very much needed. I am happy to send you suggestions of good organizations.

  41. Möglicherweise waren der japanischen Regierung eklatante Sicherheitsrisiken ihrer Kraftwerke schon Jahre vor der dramatischen Havarie der Fukushima-Reaktoren bekannt. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warnte Japan bereits im Dezember 2008 vor möglichen Problemen bei der Erdbebensicherheit seiner Atomkraftwerke. Das geht aus einer von der Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlichten US-Depesche hervor, die SPIEGEL ONLINE vorliegt.

    ( http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,751212,00.html )

  42. “Tu Gutes und twittere darüber” textet die Zeit in einem nicht sonderlich aufschlissreichen Artikel über die Japan-Katastrophe und die Rolle der sozialen Medien. Man könnte sogar meinen, die Zeit-Leute wollen sich lustig machen, der leicht zynische Teaser lautet: “Im Netz lassen sich gut Spenden sammeln, auch ein bisschen positive PR fällt dabei ab. Das mag kalkuliert wirken, schädlich wird es aber erst bei Betrugsversuchen.”

    http://www.zeit.de/digital/internet/2011-03/spenden-im-netz-japan

  43. @Sven Heide: über den Twitter Kanal von WikiLeaks kommt die Nachricht mit einer noch etwas schärferen Ton: ein frontaler Angriff gegen die Regierung Japans (“WikiLeaks blames Japanese government for nuclear plant collapse”)
    ( http://twitter.com/wikileaks/statuses/48011302353895424 ) und dann ein Link zu einem Artikel vom Daily Telegraph:

    “Japan earthquake: Japan warned over nuclear plants, WikiLeaks cables show”

    Japan was warned more than two years ago by the international nuclear watchdog that its nuclear power plants were not capable of withstanding powerful earthquakes, leaked diplomatic cables reveal.

    http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/wikileaks/8384059/Japan-earthquake-Japan-warned-over-nuclear-plants-WikiLeaks-cables-show.html

  44. @zk: die Rolle von social media in Zeiten der Katastrophe mag umstritten sein und wir sollte nicht wieder dem Hype aufsitzen, wie in Zeiten der Aufstände am Maghreb im Zuge derer meines Erachtens die Rolle von social media idealisiert wurde, dennoch sind zwei Dinge sehr klar:

    1) in den sozialen Medien wird die Katastrophe deutlich reger, dichter und schneller kommuniziert, als via andere mediale Kanäle, siehe dazu die folgende Karte:

    ( http://www.netmind-sphere.de/?page_id=663 )

    2) wir kennen (wenigstens medial) Katastrophen aus Prä-Social-Media-Zeiten und wissen wie stark die zivilgesellschaftliche Spähre im medialen Sektor geschwächt, gelähmt, etc. wird und die Öffentlichkeit in anachronistische Muster der Mediennutzung verfällt —> in unserer Zeit jedoch, in Zeiten von sozialen Medien und Mainstream-Internet erleben wir eine neue Tendenz (siehe meine These 1) und wir sollten diese Tendenz nicht unterschätzen: die Katastrophe ist — auch medial betrachtet — klassischerweise ein zutiefst undemokratischer Moment und soziale Medien tragen viel dazu dabei, dass dem nicht so (sehr) ist.

  45. der “tsunami der aufmerksamkeit” der vom erdbeben in japan weltweit ausgeloest wurde sollte nicht bloss zum selbstreferentiellen surfen auf der redundanzwelle genutz werden. die austrahlungen der atomkatastrophe sind erkenntniskritisch und nicht bloss koerperlich relevant. um politische unterschiede zu machen braucht es eine in der tat den mut zum massenhaften umdenken, eine “tabulose” d.h. revolutionäre debatte die politische bifurkationen in institutionen und privatwirtschaft maximiert und die solidaritaet der menschen steigert. atomlobbyismus, technikgläubigkeit, hiroshima traumata, und letzlich das ende eines wohlstands und risikogesellschftsdiskurses kommen leider weder in den medien noch in den vielzitierten social media ausreichend zur sprache. das stumme politische potential der situation sollte sich nicht bloss in euphorischer netzkulturermaechtigung aeussern. wenn man von qualitaetsniveau spricht so sollte nach der wikileaksdebatte die politische wirksamkeit bei der durchsetzung von demokratischen interessen gegenueber privatinetessen die messlatte sein und nicht die beschaffenheit des kanals. was wird diese nachricht und meine aufmerksamkeit den menschen geholfen haben? welche politischen wuensche scheinen gerade jetzt wahrscheinlicher geworden zu sein?

  46. I just arrived in Japan this afternoon from New York. The circumstances is almost desperate and still the most historical human disasters are on the way with 8 nuclear explosions seems almost no way to stop( Japanese Military gave up to make an action today). But still Japanese Beaurocrats who built 55 Nuclear Reactors throughout Japan oppose to change the course of society and remain operating Hamaoka Nuclear Plants( with 4 reactors) less than 200 km away from Tokyo where just yesterday M 6.4 earthquake happened.

    Herwith I request of approve to the petition for stopping Hamaoka Nuclear Electric Plants.

    ( http://www.momodelic.sakura.ne.jp/hamaoka_genpatsu/english.html )

    Thank you very much for signing on the petition if you agreed. We have 3 hours to go for gathering petition with your support( New York Time 6 pm today – 11 pm tonight and Japan Time 7 am this morning). Your participation may help to save Tokyo and Japan!

  47. Grundsätzlich finde ich die Idee des Prozess-Journalismus interessant, habe zugleich aber auch Vorbehalte, da ich – hier sehr konventionell denkend – durchaus Grenzen des kollektiven Denkens via Web sehe. Ich hab’s eher mir dem ausgearbeiteten Essay eines Autors oder eines gut verschränkten Autorenteams.

    Offengestanden interessiert mich (abgesehen von persönlicher Anteilnahme am Geschehen und Empörung darüber, wie egozentrisch und vulgär-aktionistisch sich gerade die europäische Debatte hier läuft) mehr das Nachdenken über den Diskurs in diversen Medien und im Web und die Art und Weise, wie hier Katastrophen als Energiespender für das Ausleben phantasmatischer Projektionen und Orientierungsbedürfnisse durch die scheinbar evidenten Grenzen menschlicher Verfügbarkeit angesichts einer seltsamen Diskursivierung des Erhabenen verhandelt werden. Wie hatten das ja bei der Weltbeben-Debatte mal diskutiert ( http://berlinergazette.de/nach-dem-weltbeben/ ), im Wesentlichen würde ich bei meinen damaligen Thesen bleiben. Und vor allem fragen, wie sich die Faszination erklären lässt, die hier entsteht, wenn Dinge offenbar unbeherrschbar werden – und zwar in kulturphilosophischer UND anthropologischer Perspektive.

    Bezüglich der Schaffung einer kritischen Öffentlichkeit, die offizielle (De-)Informationspolitiken zu unterlaufen bemüht ist, bin ich auch (eine Hermeneutik des Verdachts ansonsten immer begrüßend) etwas skeptisch geworden. Die Zahl selbsternannter Aufdecker, Experten usw. stellt me.E. eine Risiko der Verdünnung von Relevanzen da und überfordert das Potential, das uns Medien bieten. Auch hier bin ich also sehr konservativ und Anhänger des professionellen Qualitätsjournalismus, wie er in der Tradition von Zeitungen wie Lemonde, NZZ etc. steht und ja durchaus netzfähig ist bis zu einem gewissen Grad, auch wenn diese durchaus ihre Grenzen haben. Wobei: das Papier generell langsamer ist als das Netz empfinde ich eher als Vorteil, weil so mehr Zeit für eine RE-flexion bleibt. Aber vielleicht ist meine Skepsis hier übertrieben, mit wiki funktioniert es ja auch ganz gut mit der kollaborativen Wissensverwaltung.

  48. hallo krystian,

    ich bin derzeit etwas zusehr mitgenommen von den fukushima-ereignissen um sich dazu in eine konstruktive ml-debatte einzubringen.

    hatte mehrmals angesetzt aber nichts vernünftiges schreiben können. deswegen nur kurz, ich finde das gut, dass ihr da direkt beginnt zu reflektieren und halte das für absolut legitim.

    gleichwohl ich durchaus auch verständnis für dei einwände etwa von gisa funck habe.

    nichts desto trotz.
    weiter machen!

    mit den besten grüße
    florian kuhlmann (via rohrpost 17.03.2011 10:40 Uhr)

  49. Brief einer Autorin aus Tokio
    Ich habe keine Angst mehr
    Man darf seine Angst ruhig ausdrücken, aber man darf sich nicht von ihr beherrschen lassen. Dann lernt man, mit der Situation umzugehen. Die japanische Schriftstellerin Akira Teruda schreibt, warum sie trotz der Gefahr in Tokio bleibt.

    Bleiben oder Gehen? Japan-Ausreisende am Frankfurter Flughafen

    Liebe Freunde,
    „Der beste Weg zum Glück ist, sich genau so schnell zu verändern, wie sich das Leben selbst verändert“, schreibt der Autor und Geisteslehrer Don Miguel Ruiz. Ich möchte euch sagen, dass ich mich nicht mehr von meiner Angst beherrschen lasse. Ich bin es so satt. Zu erkennen, was passiert, und die Situation einzuschätzen ist etwas ganz anderes, als Angst zu haben. Wenn man Angst hat und traurig ist, kann man das ruhig ausdrücken, aber man sollte sich davon nicht beherrschen lassen. Man kann diese Methode ganz aktuell in dieser Situation praktizieren.

    Bitte versucht nicht, eure Gefühle oder euer Schuldbewusstsein zu verbergen, denn mit der Zeit würde es nur noch schlimmer. Sprecht offen mit anderen. Niemand lebt für sich allein. Offenbart anderen eure Gefühle und sagt, wenn euch nach Weinen zumute ist, lasst euren Tränen freien Lauf. Achtet auf die Temperatur der Tränen, auf den beißenden Schmerz in der Nase, dann werdet ihr wieder ruhiger, weil ihr wisst, dass euer Körper ganz normal funktioniert. Gott sei Dank seid ihr am Leben, und deswegen empfindet ihr Schmerz und Trauer.
    Ich dachte immer, dass ich sofort fliehen würde, wenn bei uns etwas passiert. Aber seit dem Erdbeben hat sich meine Einstellung komplett verändert. Ich fühle mich diesem Land und seinen Menschen so verbunden. Ich liebe dieses Land Japan mehr als zuvor. Und ich liebe die ganze Welt (das gilt übrigens nicht nur für mich, das sagen alle, mit denen ich gesprochen habe).
    Wir lieben euch, ihr Völker der Welt! Wir danken euch aus tiefstem Herzen für eure Hilfe, für euren Beistand. Eure Freundlichkeit, eure Hilfe, eure Gebete rühren uns zu Tränen, denn wir fühlen eure Menschlichkeit. Vielen, vielen Dank! Bitte betet weiterhin mit uns.
    In mir sind Schmerzen und Trauer. Es tut so weh, aber ich habe jetzt keine Angst mehr. Was immer passiert, es liegt nicht mehr in meiner Hand. Ich ergebe mich. Ich muss einfach tun, was notwendig ist, beispielsweise an euch schreiben.
    Ich kann nun die Schmerzen anderer Menschen wirklich verstehen.
    Als die Amerikaner das World Trade Center einstürzen sahen, als die Iraker ihre Stadt von Bomben zerstört sahen, als die Indonesier ihre verwüsteten Strände sahen, als die Chinesen das furchtbare Erdbeben erlebten – all diese Schmerzen in der Geschichte sind auch die Schmerzen aller anderen Menschen. Es sind eure, es sind meine Schmerzen. Es sind unsere Schmerzen. Spürt ihr sie? Es bedeutet, dass wir miteinander verbunden sind. Wir werden auch das Glück miteinander teilen.
    In diesem Moment hat mich gerade ein Freund angerufen, der in Westjapan lebt. Er sagte, ich solle sofort aus Tokio weggehen, bevor es zu spät ist. Ich weiß, viele meiner Freunde sind schon im Begriff wegzugehen. Ich sehe die Nachrichten und höre, dass ein weiterer Reaktor explodiert ist.
    Vielleicht bin ich zu dumm, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich keine Angst mehr habe. Fürs Erste bleibe ich in Tokio und schreibe euch.
    Akira.
    Akira Kuroda, geboren 1977, gehört zu den bekanntesten Autorinnen ihrer Generation. Ihr Debütroman „Made in Japan“ über eine Gruppe im Ausland lebender japanischer Jugendlicher, die in ihr Heimatland zurückkehren (auf Deutsch beim Maas Verlag erschienen), machte aufgrund seiner drastischen Darstellung von Lebensangst und Ennui Furore. Für den viel diskutierten Bestseller erhielt die Schriftstellerin im Jahr 2000 den renommierten Bungei-Preis.

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork



Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dapd

  50. Trotzdem in Japan bleiben! Und erst recht hingehen (vor allem wenn BMW und all die anderen bekloppten Unternehmen ihre Leute abziehen)! Das finde ich gut!!! Gassho to all people who stay an defend the situation. Japan braucht jedeHilfe vor ORT!

  51. Ich habe mal noch eine andere Frage: wie kann das Interesse an dem Thema auch ohne Katastrophe in den Medien aufrecht gehalten werden? Wie können da Soziale Medien helfen? Oder sind die Sozialen Medien dabei genau den gleichen Problem, wie klassische Medien unterworfen, dass besonders die Aktualität (Live-Internet) eine wichtige Rolle spielt?

    Die Frage kommt mir, weil die schreckliche Katastrophe in Japan beispielsweise auch Libyen aus den (Sozialen) Medien verdrängt hat. Haben wir im Internet doch nur 15 Minuten Zeit um alle Themen unterzubringen, wie bei der Tagesschau?

  52. Sehr geehrte Damen und Herren,

    untenstehend finden Sie die Pressemitteilung von Mechthild Rawert zur Atomdebatte des heutigen Tages und zum Abstimmungsverhalten ihrer Kollegen aus dem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg.

    Für Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen

    Antje Schwarzer

    Berlin, 17.03.2011

    Das „Restrisiko“ der Atomkraft ist nicht beherrschbar
    Die SPD-Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert fordert anlässlich der Regierungserklärung im Bundestag zur aktuellen Lage in Japan und den Konsequenzen für die deutschen Atomkraftwerke eine eindeutige Wende der Energiepolitik der schwarz-gelben Bundesregierung:

    Die SPD-Bundestagsfraktion fordert die sofortige und endgültige Abschaltung der ältesten deutschen Reaktoren. Deutschland muss den Ausstieg aus der Risikotechnologie Atomkraft so schnell wie möglich vollziehen, weil sie nicht beherrschbar ist. Das zeigen die aktuellen Ereignisse in Japan überdeutlich. Ich bin deshalb enttäuscht von meinen Bundestagskollegen in Tempelhof-Schöneberg, Herrn Dr. Jan-Marco Luczak von der CDU und Herrn Holger Krestel von der FDP, die heute gegen einen echten Atomausstieg gestimmt haben.

    Bundestagsabgeordnete tragen Verantwortung für Deutschland und seine Bürgerinnen und Bürger. Nur ein Verhalten, das jetzt ernsthaft zum Ausstieg aus der Atomkraft beiträgt, wird dieser Verantwortung gerecht. Ich fordere von allen Kolleginnen und Kollegen des Bundestags, diese Aufgabe anzunehmen. Meine Kollegen von CDU und FDP aus dem Wahlkreis fordere ich auf, ihre Position zur Atomkraft im Interesse der Wählerinnen und Wähler nochmals zu überprüfen.

    Bei insgesamt 7 namentlichen Abstimmungen hat die Regierungskoalition sich gegen einen ernsthaften Atomausstieg und gegen mehr dauerhafte Sicherheit entschieden. Lediglich der Entschließungsantrag der CDU/CSU und FDP ist mit 308 Ja-Stimmen bei 272 Nein-Stimmen verabschiedet worden. Damit haben aber auch Mitglieder der schwarz-gelben Koalition (insg. 332 MdBs) gegen ihren eigenen Antrag gestimmt – so auch Herr Krestel, der sich enthalten hat. Darin wird eine Überprüfung der Sicherheitsbestimmungen für deutsche Kernkraftwerke gefordert.

    Der SPD-Antrag (17/5049) wurde in 4 Einzelabstimmungen, davon die 2.-4. namentlich, abgelehnt:

    1. dem durch Erdbeben, Tsunami und Super-GAU stark betroffenen Japan jede mögliche technische und organisatorische Unterstützung anzubieten (wurde abgelehnt)

    2. geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Atomkraftwerke Biblis A, Biblis B, Brunsbüttel, Isar 1, Krümmel, Neckarwestheim I, Philippsburg 1 und Unterweser sofort unter Verfall der jeweiligen Reststrommengen endgültig stillzulegen (wurde abgelehnt)

    3. unverzüglich einen Gesetzentwurf zur Rücknahme der „Laufzeitverlängerung“ vorzulegen und die 2010 getroffene Vereinbarung mit der Atomindustrie zu kündigen, um zum energiepolitischen Konsens zurückzukehren. Ziel muss sein, den 2000 vereinbarten Atomausstieg zu beschleunigen, um auch die restlichen deutschen Atomkraftwerke in diesem Jahrzehnt endgültig stillzulegen (wurde abgelehnt)

    4. das modernisierte kerntechnische Regelwerk des Jahres 2009 sofort in Kraft zu setzen, um den Stand von Wissenschaft und Technik zur Voraussetzung beim Betrieb deutscher Atomkraftwerke zu machen und die aus den 70er- und 80er- Jahren des letzten Jahrhunderts stammenden Vorschriften endlich abzulösen (wurde abgelehnt)

    Der einzige Weg, die Sicherheit der Bevölkerung Deutschlands wirklich zu verbessern, wäre, die Gesetze zum Atomausstieg sofort wieder in Kraft zu setzen. Denn damit müssten die ältesten und am schlechtesten gegen Flugzeugabstürze geschützten deutschen Atomkraftwerke innerhalb der nächsten 12 Monate endgültig vom Netz. Angesichts der schrecklichen Ereignisse in Japan müsste das auch im Interesse der Regierungsfraktionen sein. Ich hätte mir daher gewünscht, dass auch Herr Dr. Luczak und Herr Krestel für die endgültige Abschaltung gestimmt haben.

    Antje Schwarzer
    Wiss.Mitarbeiterin, Büroleiterin für
    Mechthild Rawert, MdB
    Deutscher Bundestag
    Platz der Republik 1
    11011 Berlin

    Tel: 030 – 227 – 737 53
    Fax: 030 – 227 – 762 50
    Mail: mechthild.rawert.ma01@bundestag.de

  53. @andi: so schnell kann es gehen… libyen hat jetzt bei spiegel und guardian online japan verdrängt: grünes licht für air strikes… social media wird folgen…

  54. @all: danke für die kommentare! ich habe jetzt einen Update vorgenommen, grün markiert.

    @andi: man sagt, dass “kritische Themen” in den Netzmedien länger leben als in den Massenmedien.

    Aber das ist in diesem Zusammenhang nicht entscheidend. Zumindest nicht so sehr.

    Entscheidender ist, dass die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure im kollaborativen Prozess-Journalismus wie er in Zeiten der Katastrophe Gestalt annimmt, langlebig sein muss.

    Jedenfalls dank für die Frage! ich habe ausgehend davon die letzte These erweitert bzgl. Nachhaltigkeit.

  55. Original Message

    From: MANAMI N
    To: info@manami-n.com
    Date: Fri, 18 Mar 2011 17:40:04 +0900 (JST)
    Subject: My question about atom ic power plant in Japan/2 (written in Jp/En)

    —-

    (In Japanese)

    ( http://www.youtube.com/user/chorochannel#p/a/u/1/wlVlmyyNxlw )

    First,I’d like to say thank you
    that some of you wrote back to me and supported
    to my last email.

    well I got Youtube’s link,sorry it’s only in Japanese.
    It seemed to broadcast on 17th March in Japan and
    I felt it was what I really wanted to know.

    They mentioned:

    Tepco(tokyo electric power company) is just
    controller,it means they don’t know exactly
    the structure of power plant.

    Of course politicians are useless too… Fukushima
    power plant was made by Engineer of Toshiba and
    Hitachi.Fukushima is very old and most of Engineers are
    already dead,but few Engineer could manage this.
    We didn’t hear that Toshiba or Hitachi’s Engineer
    joined after problem happened or not.

    The problem happened because electricity was down
    then all of functions were stopped.
    Even if same things happened in me at home,
    I will try to fix the electricity at first.
    But Tepco and Goverment didn’t try it at first.
    Instead of this,they started to give see-water
    for cooling down the heat.Even since yesterday they
    started to give water from the top by helicopter
    …it looked like “Hero” very much.

    anyway Water mission seemed not to bring big success,
    then they started to get electricity
    from another power plant…

    ????

    Nobody knows why they made such decision…

    Just try to get electricity 1 week ago!
    Maybe there were some big problem for managing
    electricity…but

    What a poor my country!

    Maybe Tepco and government got mad already
    or saw too much hollywood movie featured Bruce Willis.
    Water by helicopter looked very sad for me,
    even if it was movie,the scenario is C-class one.

    Another problem is,people in Fukushima.
    Some of them are still living there,and people who
    lived inside 30km( they already got out from the area)
    start to get discrimination from another
    people(people scared to contact them and
    they can not go outside but nobody give
    them food or so).

    Everything happened because Government doesn’t give
    people right information!

    Now I really don’t know what I should do.
    If some of you have the idea,please let
    me know.

    I hope all of you laugh at me and say
    “hey you were mad! nothing happened,Japan’s
    government was right!” in the very near future.

    Thanks

    Manami Nagahari
    Berlin,Germany

    (this time I include contact in Japan.
    They should be panicked in a right way).

  56. ich lese immer wieder und auch hier in den Kommentaren, das viel Aufmerksamkeit diese ganzen Stars bekommen: Stars fühlen mit Japan, etc. Vielleicht ist es doch nicht so wichtig, was die Massen denken oder sagen oder fühlen? Vielleicht gilt doch nicht das was die Thesen behaupten: also nicht das neue Regime der Vielen, sondern eben ds alte topdown-System der Wenigen?

    es stimmt mich nachdenklich…

    ein Text, der mich spaltet, stammt von der STARautorin Banana Yoshimoto, eine Berühmtheit, eine der wenigen Schriftsteller-Persönlihckietne aus Japan, die auch im Westen bekannt sind. erschienen bei SPIEGEL online

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,751573,00.html

  57. @Krystian#94: aber Massenmedien sind doch im Netz und das Internet ist inzwischen ein Massenmedium — können wir da mpch solche einfachen Unterscheidungen auch hinsichtlich der Dauer “Medien-Events” treffen?

  58. es geht um Interessen, Interessenvertretung und die fabel, das die Regierung diese Aufgabe für die Bevölkerung übernehmen kann:

    “If technologies can potentially have disastrous effects on large numbers of innocent bystanders, someone needs to represent their interests. We might expect this to be the role of governments, yet they have generally become advocates of nuclear power because it is a relatively low-carbon technology that reduces reliance on fossil fuels. Unfortunately, this commitment seems to have reduced their ability to be seen to act as honest brokers, something acutely felt at times like these, especially since there have been repeated scandals in Japan over the covering up of information relating to faults and accidents at reactors.”

    ( http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2011/mar/17/fukushima-japan-nuclear-disaster )

    Es geht um Stimmen, die Stimmen der Bevölkerung, nicht die Stimmen von irgendwelchen Vertretern derselben und es geht um Wege diese Stimmen hörbar zu machen.

    Wir brauchen Moderatoren, die Ordnung schaffen, die mehr aus den Stimmen rausholen, als das ohnehin schon Hörbare, die sie kitzeln, hinterfragen, bestärken, etc.

    Wer (oder was) kann diese Moderatoren rolle übernehmen? Wie muss diese “soziale Technologie” genau beschaffen sein?

  59. @ Gisa: Japan ist nicht nur von einer katastrophalen Naturkatastrophe gebeutelt. Dass auf der Insel, die im Ganzen nicht größer ist als die Fläche Deutschlands und auf dem bewohnbaren Teil sehr dicht bevölkert, Kernkraftwerke gebaut wurden, überschreitet zumindest meine Vorstellung von menschlichem Größenwahn, den ich hinter jedem technischen Fortschritt vermute.

    Gestern Abend erschien im SPIEGEL live ticker die Meldung: Dem Erdbeben von Japan werden nach Auffassung von Wissenschaftlern voraussichtlich weitere Beben folgen. “Man muss davon ausgehen, dass dieses Erdbeben andere große Erdbeben nach sich ziehen wird”, sagte der Geophysiker Hans-Peter Bunge von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Spannungszustand des gesamten Erdkörpers habe sich verändert. Andere Erdplatten müssten nun zwangsläufig reagieren. Die Wellenbewegungen des Bebens von Japan hatten sich über die ganze Erde ausgebreitet. Sogar in München, wo die “Welle” nach zehn Minuten eintraf, habe sich der Boden noch um zwei Zentimeter gehoben und gesenkt, sagte Bunge. Mess-Stationen hätten dies aufgezeichnet.

    Und heute gibt es diesen Artikel einer französischen Jounalistin: Die spinnen, die Deutschen!
    ( http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,751683,00.html )

    Spinnen die Deutschen?

    @ Krystian: unsere Diskussion wird nichts dazu beitragen, den betroffenen Japanern zu helfen. Virtuelle Mutzusprache ändert nichts an der grauenhaften Realität, der die Japaner ausgesetzt sind. – Wir können uns nur wünschen, dass alle Länderregierungen und die Stromkonzerne sich zu schnellen, gravierenden Änderungen zugunsten unseres Leben herablassen. – Hab Dank für die Einladung, mich an dieser “Diskussion” zu beteiligen.

  60. eine interaktive Visualisierung des internationalen Meinungsbilds im Angesicht der Katastrophe in Japan:

    “What does the world think of events in Japan? Data specialists Infomous have taken the data from comment site aggregator Appinions to produce this stunning visualisation. Click on a word to change the perspective – hover over it to get a list of comment pieces. Refresh it to get the latest live results”

    http://www.guardian.co.uk/news/datablog/interactive/2011/mar/18/japan-comment-internet

  61. Japan: Strahlenmessung via Crowdsourcing

    In Katastrophenzeiten sind Informationen überlebensnotwendig. Und wenn sich die japanische Regierung darauf konzentriert, den Super-GAU zu verhindern, müssen die Menschen sich selbst helfen. Genau das geschieht gerade auf RDTN.org, einer Webseite, auf der mittels Crowdsourcing Strahlungswerte aus unterschiedlichen Regionen zusammengetragen werden. Die Zahl der privaten Messstationen wächst stetig, vor allem in der Krisenregion rund um das AKW Fukushima I.

    http://meedia.de/nc/details-topstory/article/japan–strahlenmessung-via-crowdsourcing_100033876.html

  62. @ChristA (#101): “unsere Diskussion wird nichts dazu beitragen, den betroffenen Japanern zu helfen. Virtuelle Mutzusprache ändert nichts an der grauenhaften Realität, der die Japaner ausgesetzt sind.”

    Ich sehe das anders. Fakt ist, dass die Welt via Live-Internet und Crowdsourcing teilnehmen kann an der Katastrophenhilfe vor Ort (siehe der Überblick über Projekt dazu weiter unten).

    Bei unserer Diskussion geht es nicht um “virtuelle Mutzusprache”, sondern in erster Linie um die Herausbildung von Bewusstsein (für diese neue Art der Katastrophenhilfe) und Kompetenz (im Umgang damit).

    Hier nun eine kleine Übersicht zu Katastrophenhilfe via Crowdsourcing:

    1. Twitter
    Twitter hat für Nachrichten zur Situation in Japan spezielle Hashtags angelegt: #311care für medizinische Information, #Hinan für Informationen zur Evakuation und #J_j_helpme für Hilferufe. Trendistic bündelt Tweets zum Thema und zeigt den Verlauf der Diskussion.
    ( http://trendistic.com/japan )

    2. Facebook
    In Facebook-Gruppen wie Tokyo Radioactive NOW tauschen sich Betroffene darüber aus, wo in Japan die Situation wie gefährlich ist, wie man sich nun verhalten soll und wie man einander helfen kann.
    ( http://www.facebook.com/home.php?sk=group_195685977129326&%3Bnotif_t=group_activity )

    3. Radiation Network
    Das amerikanische Radiation Network hat eine in Echtzeit aktualisierte Karte online gestellt, die die radioaktive Strahlung in den Regionen Japans anzeigt. Jeder Japaner kann mit Geigerzähler und entsprechender Software aktuelle Werte einspeisen.
    ( http://radiationnetwork.com/Japan.htm )

    4. RDTN.org
    RDTN.org versteht sich nicht als Korrektor zu den Verlautbarungen der japanischen Regierung, sondern vielmehr als Ergänzung. Geplant ist, in naher Zukunft die Daten der User mit Regierungsmitteilungen abzugleichen. Um einen zuverlässigen Datensatz zu gewährleisten, gleicht die Webseite die Daten der User außerdem mit denen von Pachube und Geigercrowd.net ab.
    ( http://www.rdtn.org )

    5. Person Finder
    Google stellt einen leicht bedienbaren ‘Person Finder’ zur Verfügung, mit dem Familien nach vermissten Angehörigen fanden können und jeder, der etwas über Opfer der Katastrophe weiß, Informationen schnell weitergeben kann.
    ( http://japan.person-finder.appspot.com/?lang=en )

    6. CrisisCommons
    Das Freiwilligen-Netzwerk CrisisCommons hat ein stündlich aktualisiertes Wiki angelegt, in das jeder Informationen über Hilfsorganisationen und Hilfsaktionen eintragen kann.
    ( http://wiki.crisiscommons.org/wiki/Honshu_Quake )

    7. ESRI
    Der auf Geoinformationssysteme spezialisierte Software-Hersteller ESRI ordnet auf einer interaktiven Japankarte Flickr-Bilder und YouTube-Videos aus Japan ihrem jeweiligen Herkunftsort zu.
    ( http://www.esri.com/services/disaster-response/japan-earthquake-tsunami-2011-map/index.html )

    8. OpenStreetMap
    Nach dem Erdbeben von Haiti war die OpenStreetMap die genaueste verfügbare Karte des Inselstaates. Communitymitglieder zeichneten aufgrund von Satellitenbildern zerstörte Strassen, Spitäler und andere wichtige Infrastruktur ein. Das Humanitarian OpenStreetMap Team versucht nun auch für Japan die Karten mit wertvollen Informationen zu versehen.
    ( http://wiki.openstreetmap.org/wiki/2011_Sendai_earthquake_and_tsunami )

    9. Ushahidi
    Die Open-Street-Map-Foundation in Japan nutzt nämlich den in Kenia gegründeten Dienst Ushahidi, um die Koordination vor Ort besser bewältigen zu können. Freiwillige können Berichte über ein Formular oder über einen Tweet mit dem Hashtag #osmjp eintragen. Die Daten werden im Crowdsourcing-Verfahren von vielen Freiwilligen erhoben und in verschiedene Kategorien wie etwa “Vertrauenswürdige Berichte”, “Zustand der Infrastruktur”, “Versorgung”, “Gefahrenzone” oder ”Andere Sprachen” eingeordnet. Aber auch Daten des Wetterdienstes zu den neuesten Erdbeben werden automatisiert eingelesen.
    ( http://www.sinsai.info/ushahidi/ )

    10. CouchSurfing
    Für Japaner, welche zurzeit ein Dach über dem Kopf suchen, hat CouchSurfing eine eigene Website gestartet.
    ( http://www.couchsurfing.org/group.html?gid=39703 )

    11. Open Home Project
    Das Ausland hat die Möglichkeit, mithilfe des Internet nicht mehr länger nur passiv, sondern – neben Spenden und logistischer Unterstützung – auch aktiv über das Internet Anteil zu nehmen, etwa durch Web-Initiativen wie das Open Home Project, das Erdbebenopfern ein Bett in Berlin über das Netz anbietet.
    ( http://love4japan.com )

    Quellen:

    ( http://futurezone.at/digitallife/2252-koordinierte-hilfe-ueber-social-media-fuer-japan.php )

    ( http://on3.de/element/9909/japaner-organisieren-sich-im-netz-crowdsourcing-in-der-krise#/element/9909/japaner-organisieren-sich-im-netz-crowdsourcing-in-der-krise )

    ( http://blog.atizo.com/2011/03/crowdsourcing-hilft-japan-nach-erdbeben/ )

    ( http://meedia.de/nc/details-topstory/article/japan–strahlenmessung-via-crowdsourcing_100033876.html )

  63. @andi/neuro (#89/92): Maghreb vs. Japan vs. die Probleme at home, das ist ein komplexes Thema offenbar. Wer verdrängt wen? Worum kümmert sich eigentlich die Bundesregierung? Ach so, ja, um Afghanistan. Mehrfrontenkrieg können offenbar nur die USA…

    Hier noch ein Lese-Hinweis:

    Japan überschattet alle anderen Themen -> Erst berichteten alle Medien vor allem von den Unruhen in der arabischen Welt, jetzt steht fast ausschließlich Japan im Mittelpunkt, kritisiert die Tageszeitung Eesti Päevaleht: “Das Erdbeben und die anschließende Atomkatastrophe stellen alles andere in den Schatten. So erhielt beispielsweise im gestrigen Nachrichtenstrom die Entwicklung in der Elfenbeinküste nur minimale Beachtung, obwohl das Land an der Schwelle zum Bürgerkrieg steht und 380.000 Menschen versuchen, vor der drohenden Gewalt zu fliehen. Dadurch bestätigt sich wieder einmal eine alte Weisheit: Die öffentliche Aufmerksamkeit konzentriert sich immer nur auf jeweils ein einziges großes Thema. Wenn die Menschen sich dann ausschließlich diesem Thema widmen, kann vieles andere Unangenehme im Verborgenen ablaufen, ohne dass es zu wesentlichen Reaktionen käme.”

    http://www.eurotopics.net/de/archiv/article/ARTICLE84751-Japan-ueberschattet-alle-anderen-Themen

  64. Bei aller Brisanz und Notwendigkeit Deines Beitrags schrecke ich doch ein wenig vor der damit verknüpften Episteme zurück.

    Kann ich mir wirklich ein Bild von der Nachrichtenlage in Japan machen? Mir fällt übrigens auf, daß bei Twitter das Hashtag #fukushima auffallend oft in Spanisch kommentiert wird.

    Generell versuche ich mich mehr an Themen, die mir sprichwörtlich näher sind. Wie gerade der hier stattfindende Kommunalwahlkampf und die Beteiligung Frankfurter Künstler.

    Auch hier hat die Frage nach der Relevanz von Crowdsourcing ihre Berechtugung.

    Insofern spricht mich auch Deine erste These besonders an:

    > Live-Internet und Crowdsourcing machen viele bisherigen Unterscheidungen obsolet, so auch die Unterscheidung zwischen Zeuge und Diskutant oder zwischen Produzent und Konsument einer Nachricht.

    Ich habe schon vor geraumer Zeit begonnen diese für die Rolle des Kurators zu reflektieren. Die vorletzte Karte wirst Du bekommen haben:

    ( http://www.thing-frankfurt.de/content/2011/mehr-kuratoren-weniger-kunst )

    Weitergehendes hier, zum “Tod des Kurators”:

    ( http://www.thing-net.de/cms/artikel336.html )

    Mehr in Deinem Kontext habe ich noch dieses gefunden:

    ( http://mashable.com/2011/03/10/curation-journalism/ )

  65. Angesichts des Themas kann ich immer nur in Bruchstücken denken. Heute kam mir folgender Gedanke:

    Wie lässt sich Crowdsourcing mit Öffentlichkeit verbinden, während immer mehr Menschen (und Anliegen) sich hinter “Profilen” verstecken?

    Müsste man nicht die gute alte Homepage zurückfordern, auf der alles öffentlich zugänglich war?

  66. die folgende mail ist eventuell interessant für dich in bezug auf crowdsourcing.

    mit besten grüßen
    florian

    —-

    bitte auch an mögliche interessenten weirerleiten:

    *Von: *japan@iidj.net
    *Datum: *17. März 2011 11:17:59 MEZ
    *An: *Eku.Wand@hbk-bs.de
    *Betreff: **Japan – Request for Better Information*
    *Antwort an: *japan@iidj.net

    dear EKU WAND

    during the past days we have seen events of unimaginable destruction
    unfolding. the catastrophic break downs with direct physical impact are
    ungraspable for all of us not being there where it happens.
    developments at the nuclear power stations are even more difficult to
    comprehend – we have little cues which would help us relate the
    short-.mid-/long-term effects to the scale of urgency we use in our everyday
    judgments and decision making.

    unfortunately the news provided by official media is short on
    factual/objective/integral information needed for guidance and acting
    decisively.

    we ask for your help to collect and/or produce visualization that could help
    the people here in japan in understanding and assessing of what is going on,
    providing references for personal judgements as to what to do best.
    the situation we experience requires us to make decisions, some of which do
    have a fundamental impact on the lives we lived so far.

    these are our most urgent questions:

    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    what do the various measure-units used in news-updates mean
    how do they relate to each other
    ex: measures of Sievert/year, milliSievert/hour, microSievert/hour
    are used throughout– sometimes the per/time identifier is missing
    can one apply simple math to convert from one to the other?
    how do they relate to other measures such as nGy/h

    how do they relate to a reasonable scale of everyday experience
    can we identify ONE normalized measure that would help to put numbers in
    context?

    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    what are the radiation levels – at any part of the country
    we do not have access to MAPS of current levels- some of the official maps
    simply omit locations of most concern…

    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    what are the expected levels
    forecasts which take into account not only wind speed/direction but also
    altitude levels of air-mass movements, precipitations.. and the impact of
    each of these factors on the ground

    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    what are the options to act/move
    visualizations of advisories concerning direct/indirect exposure to
    radiation and food intake.

    we know that we are asking a lot – but we are sure that some of you are able
    to distill essential data out of the many sources and translate these into
    meaningful and usable communications.

    we are planning to publish the returns of this call on a dedicated site but
    also to send them to news outlets here in japan hoping they would share them
    with the large audiences desparate for help.

    the visualizations should speak for themselves, please use as little textual
    information as possible – always keep in mind that the audience sopeaks
    JAPANESE. if you have access to native speakers, ask for their help.

    please submit your presentations as editable PDF files – that will help us
    to do the necessary translations.
    in your return include the following data

    your name
    the affilition if exists
    address
    the source(s) of the data used
    a waiver confirming your agreement to the free distribution and usage of
    your submission

    thank you very much for your support,

    IIDj

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
    IIDj
    Institute for Information Design Japan

    Tokyo 103-0012
    Chuo Ku, Nihonbashi
    Horidome Cho 1.2.9

    map: http://iidj.net/map

  67. apropos “nuclear power plant gypsies” und prekär angestellte atomkraft-dienstleister, natürlich sehr fragwürdig, wie das in der krise jetzt zum tragen kommt, ich muss mich an die us army erinnern und daran, dass illegale einwanderer legalisiert werden durch dein eintritt in die us army und jetzt in fukushima ist, ich weiss, es ist etwas anderes, aber es ist von obdachlosen die rede!

    der spiegel schreibt:

    “Die Menschen in Fukushima arbeiten im extremen Grenzbereich. Und nicht alle von ihnen scheinen der Aufgabe gewachsen zu sein. Berichte, Tepco schicke Obdachlose in das Unglücks-AKW, bestätigten sich zwar nicht. Es handelt sich vermutlich eher um Zeitarbeiter. Doch die sind offenbar überhaupt nicht auf die Situation vorbereitet.

    Shingo Kanno ist einer von ihnen. Laut einem Bericht des “Guardian” hatte sich Kanno, Familienvater und Tabakbauer aus der Gegend um das AKW, für Hilfsarbeiten in Fukushima anheuern lassen, um etwas Geld nebenbei zu verdienen. Bereits vor der Katastrophe war er als Bauarbeiter in dem Kraftwerk. Als der nukleare Ernstfall eintrat, wurde er zunächst nach Hause geschickt. Doch dann kam ein Anruf aus dem AKW, ob er nicht zurückkehren könne.

    Kannos Großonkel sagte der Zeitung: “Sie werden ‘nukleare Samurai’ genannt, weil sie ihr Leben riskieren, um ein Leck zu dichten. Aber Leute wie Shingo sind Amateure, sie können nicht wirklich helfen, sie sollten nicht da sein.”

    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,752444,00.html

  68. Lieber Krystian,

    hier ein Tip von den Studenten an der HfG in Karlsruhe.
    Das passt zwar nicht in das Thesen-Papier, wollte ich Dir aber auch nicht vorenthalten….

    Herzlichen Gruss,
    Yana

    Anfang der weitergeleiteten E-Mail:

    > Von: Adam Rafinski
    > Datum: 23. März 2011 20:58:38 GMT+01:00
    > An: studenten@hfg-karlsruhe.de, mitarbeiter@hfg-karlsruhe.de, professoren@hfg-karlsruhe.de
    > Kopie: gaming@hfg-karlsruhe.de, gamelab@hfg-karlsruhe.de
    > Betreff: Serious Game “1954”
    >
    > Ich darf bekanntgeben, dass GameLab Resident Artist Marco Zampella gemeinsam mit Michael Dinkelaker ihr Serious Game “1954” vor etwa einer Stunde veröffentlicht haben:
    >
    > ( http://1954.postdigital.hfg-karlsruhe.de/ )
    >
    > 1954 wurde das erste Kernkraftwerk in Betrieb genommen. Noch heute werden viele neue Kernkraftwerke gebaut und sollen auch weiterhin in Betrieb genommen werden. In dem Spiel musst du Nuky helfen, eine Kernschmelze zu vermeiden und das Austreten von starker radioaktiver Strahlung in die Umwelt zu vermeiden.
    >
    > Viel Vergnügen bei dieser heiklen Aufgabe.

  69. apropos Open Goverment (These #3):

    Die Informationspolitik der japanischen Regierung und von Tepco ist weiterhin eine Katastrophe. Anstatt wirklich zu informieren, auch über das, was man noch nicht weiß, und Vorsorge zu treiben, wird stets möglichst Optimismus verbreitet, um die Menschen zu beruhigen, indem man darauf setzt, dass man durch Zufall schon aus dem Schlamassel herauskommen wird. Das scheint auch das Vorgehen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zu sein, die gestern noch Optimismus verbreitete und sich auf eine unkritische Wiedergabe der meist spärlichen Angaben seitens des Betreibers und der japanischen Behörden beschränkt. Erst jetzt fordert die japanische Atomsicherheitsbehörde den Betreiber Tepco auf, verlässliche Messdaten aus dem AKW zu liefern. Das ist reichlich spät und zeigt, wie sehr man bei der Verharmlosung unter einer Decke steckt.

    http://www.heise.de/tp/blogs/2/149526

  70. Ich hoffe -wenn auch spät- noch etwas zur Diskussion beitragen zu können, selbst wenn sich der “Aufmerksamkeitstsunami” bereits wieder beruhigt haben sollte.

    Anmerkungen zu den Thesen:

    Zu 0.: Ist die Erweiterung des Wissens der Weisheit letzter Schluss? Was wird durch Katastrophen erschüttert? Unsere gefühlte Sicherheit, die einen kontinuierlichen Alltag ermöglicht. Katastrophen führen uns unsere (gerne verdrängte) eigene Verletzlichkeit vor Augen, was zu einem Aufbruch gewohnter Strukturen führt. Konkret ist es das tatsächliche Leid einer Katastrophe und der daraus resultierende empfundene Druck, die uns erschauern und über Gezänk und Kleinkariertheit sowie Fragmentierung hinausblicken lassen. Die gefühlte Hilflosigkeit -die Ohnmacht- angesichts der Größe des Leids und der Unwiederbringlichkeit des Vertrauten ermöglicht eine Veränderung des Gewohnten, also der Einstellungen und vor allem: des tatsächlichen Verhaltens – auch bezüglich der Frage nach Menschheit und community. (siehe auch Kommentar 87). Jedoch nur solange wie das Bewusstsein aufgebrochen ist, bevor es zu einer (wie auch immer strukturierten) Normalität zurückkehren will.
    Und zusätzlich in Reaktion auf Kommentar 28: Warum bringt immer erst ein gewisser Leidensdruck den Anstoß zu Veränderungen (siehe Reaktorabschaltungen in der BRD). Ist nicht gerade die Abwägbarkeit VOR einer tatsächlichen Katastrophe und somit die Ruhe des Alltags ein wichtiger Faktor, BEVOR schwierige Entscheidungen unter Zeitdruck notwendig werden?!

    Zu 3.: Es besteht eine starke Differenz zwischen den Optionen, den Potenzialen, eines Mediums und der Annahmebereitschaft im Sinne des nutzenwollens, der Realisierung. Angesichts von bestehenden Bewusstseinsstrukturen und Interessenlagen greift die Psychologie herrschender Paradigmen, die sich in Wahrnehmung und zugehörigem Reaktionsspektrum äußert – und zwar nicht nur seitens der Leser und Nutzer des Internets sondern speziell der Entscheidungsträger (zumal zumeist älterer Generation und Prägung).

    Zu 6.1.: Die gesamten Fragen kulminieren in einem Punkt: das Alltags-Bewusstsein. Sofern das Verfallsdatum von Aufmerksamkeit für vitale oder existenzielle Umstände und Werte transformiert werden soll -über die Katastrophe und das nächste Medienereignis hinaus-, ist lediglich die Bildung von Bewusstsein als möglicher Weg vorhanden. Der Alltag braucht Werte und Methoden, nicht nur der Ausnahmezustand!

  71. Star-Blogger Don Alphonso übt nun ebenfalls Kritik an der Hysterie der Blogospähre, mit Blick auf die verlagsinternen Projekte aber und gibt dann abschließend sogar eine Roadmap zum besten:

    “Nach meiner bescheidenen Meinung gibt es mehrere Arten von Blogs, die mehr Erfolg versprechen:”
    […]

    und am Ende sogar noch eine Warnung “Blogs sind kein Allheilmittel”

    http://blogbar.de/archiv/2011/03/31/japanblogs-so-schnell-wie-moglich/

  72. @andi #127: danke für den Hinweis. In diesem Text gibt es einige Stellen, die mich stutzig machen, u.a. diese hier:

    “Dass Online-Medien irgendwann die gedruckte Zeitung beerben würden, zeichnete sich seit Ende der Neunziger ab. Dass es längst so weit ist, dokumentierten die Zeitungsverlage mit ihren Entscheidungen und Aktivitäten in den letzten zwei Wochen selbst. Denn was sie an heißen Nachrichten zu bieten hatten, das hielten sie nicht mehr zurück. Über “online first”, die Frage, ob nun Druck oder Internet Vorrang haben sollte, wurde gar nicht mehr diskutiert. Keine Nachricht von Wichtigkeit ist heute mehr bis zum Folgetag zu halten.”

    Der letzte Satz kann so nicht stehen gelassen werden. Gerade die Katastrophenn in Japan, auf die sich dieser Text bezieht, hat gezeigt

    1) was eine “Nachricht von Wichtigkeit” ist, war in den ersten drei Wochen der Katastrophe in 90% der Fälle nicht eindeutig klar. Im Gegenteil: Der Status der Informationen (aus Japan/Fukushima) pendelte ständig zwischen “falsch”, “unzuverlässig”, “verspätet” und “besorgniserregend”, “schockierend”, “angsteinflössend”, “tragisch”.

    Spiegel Online und andere Medien hätten in 90% der Fälle gut daran getan, bis zum Folgetag zu warten, um im ungebremsten Strom von Informationen, redundantes von relevanten zu trennen. Da hat man sich in vielerlei Hinsicht bei Print-Medien trösten können.

    2) dass “online first” sein Primat gesichert hat, indem ein für die Verhältnisse des seriösen Journalismus Übermaß an Halbwahrheiten und Panik-Botschaften veröffentlicht wurde, Halbinformationen immer wieder neuzusammengesetzt wurden, um so den EIndruck erwecken zu können, das hier ständig neue Nachrichten aufgetischt werden, dass man was verpasst, wenn man nicht quasi “live” dabei bleibt.

    Vor diesem Hintergrund halte ich viele der Schlussfolgerungen und Einordnungen des Autors für nicht überzeugend. Ich glaube, dass viele Online-Medien ihre Verantwortung und Position im Bereich des Journalismus noch gar nicht richtig durchdacht haben oder sich möglicherweise im Zuge einer großen Abschiedgeste im Geiste des Zukünftgen-Digitalen von all zuvielem losgesagt haben, was den Journalismus in Print-Tagen gut und wichtig gemacht hat.

    @Dennis #126: danke für Deine Anmerkungen! In Bezug auf:

    “Die gefühlte Hilflosigkeit -die Ohnmacht- angesichts der Größe des Leids und der Unwiederbringlichkeit des Vertrauten ermöglicht eine Veränderung des Gewohnten,”

    für einen kurzen Moment besteht diese Möglichkeit, eine solche Unterbrechung kann nie länger anhalten, wie man auch in Deutschland gesehen hat, die politische Elite hat sich gezwungen gesehen SOFORT zu handeln und neue Tatsachen zu schaffen, die Öffentlichkeit war umgehend in einem neuen, alten Thema und unter dem Kosewort der Veränderung war man dann umgehend wieder in all die gewohnten Prozesse der Kommunikation, in all die Routinen des sozialen Verkehrs eingebunden…

    DIe Frage ist: Können wir Senden auf das es wie eine Sendepause wirkt? Ich glaube, meine Thesen, die sich nicht zu nah am aktuellen Geschehen orientiert haben, haben im Grunde genau das versucht.

    “Es besteht eine starke Differenz zwischen den Optionen, den Potenzialen, eines Mediums und der Annahmebereitschaft im Sinne des nutzenwollens, der Realisierung.”

    natürlich: ein Werkzeug ist immer nur Mittel zum Zweck und der Zweck selbst muss definiert werden, er ist nicht gegeben und verwirklicht sich nicht selbst, zudem bedarf einer gewissen Kompetenz im Umfang mit dem Werkzeug. Aber: Sobald ein Werkzeug in der Welt ist, ist die Welt auch nicht mehr dieselbe und die Menschen dem Potenzial auch nicht mehr. Was sich letztendes daraus entwickeln und ereignen kann, zeigt sich u.a. auch an den jüngsten Umwälzungen im Maghreb.

    “Der Alltag braucht Werte und Methoden, nicht nur der Ausnahmezustand!”

    gewiss, nur müssen wir uns fragen: Was für “Werte und Methoden” werden im Ausnahmezustand wirksam? Hat die Demokratie in diesem Moment verspielt, sind ihre Instrumente stumpf geworden oder verhält es sich ganz anders?

  73. Hallo Krystian,

    ich gebe dir in deinen Punkten vollkommen recht, weil sich egal mit welchem Medium man arbeitet sich die journalistischen Grundsätze nicht ändern sollten, dass jede Quelle geprüft werden sollte. Leider übernehmen auch die Printmedien nicht mehr diese Aufgabe, sondern drucken die gleichen DPA-Meldungen ab, wie im Onlinebereich.

  74. @Christiane Schulzki-Haddouti (Nr. 55)
    Chancen und GRENZEN von social media: Information und Austausch, aber Menschlich-Persönliches ist (und bleibt wohl auch) nicht virtuell, sondern un-mittelbar.

    @Yana Milev (Nr. 60)
    Grundsätzlich bleibt zu fragen, welchen Wert die Freund/Feind-Deklaration Schmitt’scher Couleur hat oder generiert. Konkret frage ich mich, wie diese Perspektive in diesem Ausnahmefall relevant oder hilfreich sein kann. Alle 33 Thesen scheinen einem gewissen, bereits bestehenden Feindbild geschuldet. 1.: “kolonialisierender Blick” ?! 2.: “Welche Psychologie greift HIER?” Oder welche Doktrin?! 3.: Natürlich “trösten wir [auch und unmittelbar] UNS.” Warum grenzen wir uns (automatisch) damit ab? 4.: Ich persönlich sehe das abschließende Fazit in These 33 weder als statthaft noch als hilfreich an. Was bringt eine “Feind”-Abgrenzung auf der Basis der Definition des Politischen durch einen NS-Juristen angesichts einer humanitären Katastrophe ?!?
    @Yana Milev (Nr. 87) im Anschluss:
    Das scheint der Kern einer jeden Katastrophe zu sein: “all diese Schmerzen sind die Schmerzen aller anderen Menschen. Es sind eure, es sind meine Schmerzen. Es sind unsere Schmerzen. Spürt ihr sie? ES BEDEUTET, DASS WIR MITEINANDER VERBUNDEN SIND.” Leid hat den positiven Effekt der Identifikation und der Bewusstseinsbildung, dass wir -zumindest in diesem Pumkt- alle gleich sind.
    DOCH WAS BLEIBT DAVON? Was werden wir, jeder Einzelne im Alltag daraus machen? Eine Frage von Ernsthaftigkeit und Konsequenzbereitschaft…

    @Krystian Wozniki (Nr. 106)
    Siehe Kommentar zu These 6.1. Was außer Aufklärung und Bewusstsein kann Journalismus denn ermöglichen bzw. leisten?!?
    @Krystian Wozniki (Nr. 130)
    Angesichts von Katastrophen und humanitären Konsequenzen die Frage nach dem Versagen der Demokratie zu stellen, halte ich für verfrüht. Das Zusammenspiel Staatlicher Kontrollstellen und privater bzw. wirtschaftlicher Entscheidungen in ihrer Kooperation innerhalb eines legalen Bezugsrahmens zu hinterfragen scheint mir ein zielgerichteter Weg zu sein.

    GRUNDSÄTZLICH:
    Zum angesprochenen Punkt der Kompetenz möchte ich die der QUALIFIKATION und der QUALITÄT gesellen. Bei aller Freiheit und Bündelungsoption von social media bleibt es nötig, kritisch zu fragen, wer was postet und mit welcher Absicht; wie bei jeder Form von Veröffentlichung. Wem kann in welchem Bereich vertraut werden? Was sind Indikatoren von Qualität(-sjournalismus) angesichts anonymer Mitgestaltung durch “Alle”? Quantität generiert nicht automatisch Qualität! Auch im Netz sind wir Konsumenten… Kompetenz?

  75. Zu These 6.1.:
    Die Stärke des Prozess-Journalismus ist es, die Aufmerksamkeit für ein Katastrophenthema auch nach der Flut nicht abebben zu lassen. Er bietet ein Forum des Austausches, dass den Zusammenhalt der geschwächten Zivilgesellschaft stärkt.
    Inwieweit kann sich jedoch der Prozess-Journalismus mit diesen hohen Ansprüchen in der Realität behaupten?

  76. Im Zeichen des Kollaborativen (Prozess-Journalismus) haben wir uns zu dritt im Rahmen eines universitären Seminars zu “Online-Journalismus” die Aufgabe gestellt, unter Zeitdruck gemeinsam in 30 Minuten die o.a. These 5 zu lesen, zu diskutieren und einen Kommentar zu verfassen. Dieser hier als experimenteller Beitrag:

    Ausnahmezustand pauschal als rechtsfreien Raum zu etikettieren, in dem “der Kapitalismus” im Zeichen von “Schattenglobalisierung” die “Macht der Eliten sichert”, grenzt [in dieser Verdichtung] an Oberflächenideologie. Im Rahmen einer Katastrophe, d.h. der Notwendigkeiten von riskanten Entscheidungen unter Zeitdruck, demokratische Legitimation zu fordern erscheint der Situation unangemessen. Auch kollaborative Berichterstattung “über Nacht installiertes Korrektiv” bzw. als Gegengewicht hat keinerlei Legitimation erfahren.Doch die Anerkennung der Umstände legitiert in der Umkehr auch nicht jedes Eigreifen seitens regierungsnaher Unternehmen oder des Militärs. Denkbar wäre eine im Alltag formulierte Agenda für den möglichst demokratischen Umgang mit vorhersehbaren Ausnahmezuständen. Für Unfälle anfällige Kerkrafttechnologie auf einer bekanntermaßen von Erdbeben heimgesuchten Insel zu installieren, ist per se und absehbar unverantwortlich oder zumindest fahrlässig durch Gier. “Ein Versagen der Sicherheitsstrategen” bereits tum Zeitpunkt der Katastrophe zu unterstellen, erscheint verfrüht. Schwierig ist das Problem einer möglichst demokratischen Legitimation angesichts des Handlungsdrucks unter Zeitknappheit. Doch sollte bei aller Kritik nicht übersehen werden, dass eine gewählte Regierung als Repräsentant des Volkswillens nicht zu jeder Entscheidung eine erneute Befragung bedarf.

  77. Was ist Schwarmintelligenz?

    Ein Schwarm ist ein Verbund von Individuen, deren gemeinsame Bewegung einen neuen Organismus mit einer eigenen Intelligenz bildet.

    Jeder Einzelne stellt dem Schwarm Informationen zur Verfügung, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich sind. Wo liegen nun die Vor- und Nachteile einer solchen Schwarmintelligenz und gibt es überhaupt negative Auswirkungen des „Schwarms“, der ja auf den ersten Blick vor allem Schutz und Stärke zu bieten scheint?

    Das Teilen von Informationen, die enorme und kaum kontrollierbare Schnelligkeit bringt Vorteile und neue Möglichkeiten für den Einzelnen, aber auch dem Schwarm.

    Die Gemeinschaft eines Schwarms veranschaulicht Emergenz – das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

    Fukushima zeigt uns, dass globale Empathie innerhalb von kürzester Zeit entstehen kann. Die Beweggründe und die Ausübung dieser Empathie seien hierbei offen gelassen.
    Die User können sich zu einer großen Gruppe formieren und an Einfluss und Stärke gewinnen. Jeder Einzelne kann in dieser Einheit Schutz suchen
    und ist zugleich der Gefahr einer unkontrollierbaren Bewegung ausgesetzt, welcher sich zu widersetzen schwierig sein kann.

    Bewegungen scheinen manchmal unkontrolliert, tatsächlich aber gibt es auch bei hoher Geschwindigkeit auffällig selten Zusammenstöße, weil sich jedes Mitglied an direkten Nachbarn orientiert.

    Die scheinbare Macht eines solchen Schwarms birgt ebenso Unsicherheiten in sich. Das Teilen von Wissen verursacht einen Überfluss an Informationen.

    Forschungen haben ergeben, dass die Anzahl der Mitglieder, die in Kontakt stehen, auf nur 6 – 7 begrenzt ist – egal wie groß der Schwarm ist. Die Organisation, die die Effizienz von z.B. einem Bienenstaat ausmacht, begründet sich in der Spezialisierung von solchen Kleingruppen auf bestimmte Arbeiten.

    Jede Information kann eine unzuverlässige Information sein. Manipulierbarkeit spielt hierbei ebenso eine Rolle wie bei sonstigen gesellschaftlichen Entwicklungen.

    Eine weitere Gefahr birgt die Größe des Schwarms, die ihn leicht erkennbar macht für Feinde anderer Spezies. Fliegt ein Vogel direkt in einen Mückenschwarm, tut er das mit geöffnetem Schnabel.

  78. Hier ein Vorschlag These 6) eher allgemeinverständlich zu formulieren:

    Aufgabe des Prozessjournalismus und des einzelnen Berichterstatters ist es, in Katastrophen-Situationen nah an den Geschehnissen zu sein, aber gleichzeitig den Blick für das Ganze, die Zusammenhänge und die Zukunft nicht zu verlieren.
    Natürlich ist der Prozessjournalismus schon seiner Natur nach “mittendrin”, da er sich live ereignet, doch gerade dadurch scheint der Weitblick verloren zu gehen. Eben diese scheinbar widersprüchliche Bindung an den Moment gilt es zu lösen.

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