Open Knowledge und Journalismus: Sind Daten das Öl des 21. Jahrhunderts oder ein Gemeingut?

Foto von Smithsonian Institution (Commons)
Auf der Open Knowledge Konferenz in Berlin kommen Menschen aus aller Welt zusammen und diskutieren über eine nachhaltige Politik des Wissens im Zeitalter der Digitalisierung. Berliner Gazette-Herausgeber Krystian Woznicki war dabei. Er nimmt mit Open Data, also Offenen Daten, einen Teilaspekt des Spektrums unter die Lupe – und hat dabei die folgenden Fragen im Hinterkopf: Sind Daten das neue Öl, das Global Player unter sich aufteilen, oder ein Gemeingut? Und was bedeutet das für den Journalismus?

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Open Knowledge umfasst eine Reihe von Prinzipien und Methoden im Zusammenhang mit der Produktion und Verteilung von Wissen. Unter Wissen versteht man hier im Großen und Ganzen Daten (wissenschaftliche, historische, geographische, etc.), Content (wie Musik, Filme oder Bücher) und allgemeine Informationen (zum Beispiel, was von Regierungen und Verwaltungsbehörden produziert wird).

Open Knowledge steht für einen offenen Umgang mit all diesem Wissen. Was das im Näheren bedeutet und was für Probleme damit verbunden sind, das lässt sich am Beispiel von Open Data, also Offenen Daten, anschaulich machen.

Was sind offene Daten?

Bereits während des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957/58 wurden verschiedene Word Data Center eingerichtet und somit die Grundlagen dafür geschaffen, wofür die Open Data Bewegung heute weltweit kämpft: freier Zugang zu Daten jeglicher Art. Es klingt selbstverständlich. Aber das ist es nicht.

Akteure aus Staat und Wirtschaft lassen Daten urheberrechtlich schützen oder patentieren, sie „schließen“ also jene Materialien, welche die Open Data-Bewegung für jedermann offen zugänglich machen will. Wer schließt, will bestimmen, was wann in Umlauf kommt und zu welchen Preisen. Dieser Logik des Rohstoffs, der kommerziell ausgebeutet wird, steht die Open Data-Bewegung diametral entgegen. Sie will zum Gemeingut machen, was heutzutage ohnehin nur schwer zu schließen, sprich: kontrollieren und regulieren ist, weil es in zunehmend unüberschaubaren Mengen vorliegt und immer mobiler wird.

Es geht in erster Linie um Daten aus Politik und Wirtschaft, Haushaltsdaten etwa oder die Daten der Verkehrsbetriebe. Mal ganz abgesehen davon, dass es hier um das Prinzip geht (apropos: solche Daten sollten allen zugänglich sein), gibt es auch einen ganz konkreten Bedarf. Einerseits von Seiten der Entwickler, die darauf brennen auf der Basis dieses Rohmaterials neue Applikationen zu bauen, wie zum Beispiel hochintelligente Echtzeit-Karten für alle Reisenrouten und -verbindungen.

Andererseits von Seiten der Bürger, die wissen wollen, was bei der Regierung hinter den Kulissen vor sich geht. In Großbritannien feiert man in diesem Bereich schon seit einiger Zeit regelrechte Erfolge. Besonders populär ist etwa die Webseite TheyWorkForYou.com, wo man das Abstimmungsverhalten der britischen Abgeordneten nachverfolgen kann. In Deutschland hingegen kommt die Sache nur langsam in Gang.

Aufbruchstimmung in Deutschland

In diesen Sommermonaten scheint sich endlich ein neues Kapitel in der Geschichte zu öffnen. Als am Berliner Open Data Day im Mai die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen ins Rennen ging, kam regelrecht Aufbruchstimmung auf, begleitet von euphorischen Berichten in Massenmedien und sozialen Netzwerken. Inzwischen hat man eine Berliner Agenda aufgestellt – neben Prinzipien auch Maßnahmen wie Workshops und Camps.

Das Open Data Network-Deutschland hat seitdem gesteigerte Aufmerksamkeit erfahren und wenn die deutsche Niederlassung der Open Knowledge Foundation heute und morgen in Berlin eine internationale Konferenz ausrichtet, könnte sich die frohe Kunde vom Aufbruch in Deutschland auch in die Welt hinaus verbreiten, nicht zuletzt mit Hilfe der angereisten SprecherInnen wie Richard Stallman von der Electronic Frontier Foundation oder Glyn Moody, bekannt für sein Buch „Rebel Code: Linux and the Open Source Revolution“. Beide eröffneten die Konferenz heute mit gleichermaßen inspirierten wie inspirierenden Vorträgen.

Die konkreten Innovationen auf diesem Gebiet – das zeigte auch der Berliner Open Data Day im Mai – sind dabei so heterogen, dass man bei all der Euphorie ein wenig zu vergessen scheint, wie eng man es mit der Idee von Open Data nehmen sollte. Scheinbar alle, die eine gute Idee haben, werden in der Bewegung aufgenommen. So auch das Projekt Mundraub – eine Bürgerinitiative, deren selbstgemachte Live-Karte zeigt, wo Bäume stehen, an denen kostenlos pflückbare Früchte hängen.

Das Projekt ist symptomatisch für die Dynamik und den Ideenreichtum der Bewegung. Leider aber auch für noch unzureichende Distanz gegenüber Werkzeugen (in diesem Fall GoogleMaps), die dem Prinzip der offenen Daten diametral gegenüber stehen: Selbst wenn es sich hier um einfache und gratis verfügbare Werkzeuge handelt, kommen sie von Firmen, deren Geschäftsmodell mit Open Data im Sinne von Daten als Gemeingut nichts zu tun hat. (Ich sprach bereits davon.)

An exakt dieses Problem erinnerte heute Richard Stallman, weltweit bekannt als „Free Software“-Aktivist und Erfinder des freien Betriebssystems GNU. Die Idee von Open Data müsse mit freier Software umgesetzt werden, alles andere sei inkonsequent – und „frei“ meint hier nicht einfach nur umsonst, sondern im politischen Sinne „frei“ von den meist intransparenten Machenschaften der Konzerne, die den User versuchen zu kontrollieren, manipulieren oder als Datenquelle auszunutzen.

Kurz: Nur Software und Programme ohne “bösartigen” Hintertüren und Hintergedanken passen zu Open Data-Projekten. Doch so normativ dieser Anspruch sein mag, so wenig herrscht Einigkeit darüber, geschweige denn Klarheit wie er umgesetzt werden kann. Schließlich gilt es hier verschiedene Bereiche der digitalen Gesellschaft mit durchaus unterschiedlichen Bedenken und Problemen miteinander kurzzuschließen. Ein Beispiel ist der Journalismus.

Was bedeutet Open Data für den Journalismus?

Im Journalismus wird Open Data von den Avantgardisten der Zunft als Segen gepriesen. „Open Data is a Winner“ betonte Mirko Lorenz heute in einem Seitenstrang der Open Knowledge Konferenz zum Thema Datenjournalismus. In diesem Geiste werden Daten als neuer Rohstoff des Journalismus gefeiert. Analog dazu zitierte Lorenz Matzat kürzlich im Open Data-Blog der ZEIT den Werbefachmann Michael Palmer: „Daten sind das neue Öl.“

Hier zeigt sich das Dilemma besonders deutlich. Open Data innerhalb des Systems “Journalismus” vermag sich nicht von jener kapitalistischen Rhetorik zu lösen, welche die Bewegung eigentlich überwinden wollte. Wie gesagt: Der Logik des Rohstoffs, der kommerziell ausgebeutet wird, steht die Open Data-Bewegung diametral entgegen. An diesem Widerspruch offenbart sich aber die derzeit umstrittene Position des Journalismus: Ist es ein gemeinnütziger Dienst an der Gesellschaft? Oder eine kommerzielle Dienstleistung?

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Die im Zuge der Digitalisierung in Bedrängnis geratene Branche erinnert immer wieder an ihre Gemeinnützigkeit (“für die Demokratie unabdingbar”), statt offensiver das eigentliche Problem anzugehen: die Geschäftsmodelle der klassischen Medien sind obsolet geworden. Sie müssen überdenken, wie sie wirtschaftlich überlebensfähig bleiben, nachdem sich ein Großteil der Anzeigenkunden neu orientiert hat. Das bedeutet auch, die Digitalisierung nicht länger als Katastrophe wahrzunehmen, sondern als Chance.

Die Orientierungslosigkeit, die bei den klassischen Medien im Allgemeinen und im Journalismus im Speziellen hinsichtlich adäquater Geschäftsmodelle in Zeiten der Digitalisierung herrscht – diese Orientierungslosigkeit prägt auch auch das Verhältnis zu Daten. Soll man in Datenjournalismus investieren? Kann man es hinnehmen, dass man langfristig Geld hineinsteckt, ohne Aussicht auf Gewinne?

Simon Rogers von Guardians Data Blog unterstrich heute bei der Konferenz, dass sich solche Fragen mit Blick auf den Investigativen Journalismus etwa auch nie gestellt hätten. Nur um damit noch deutlicher zu machen, wie entscheidend der kommerzielle Aspekt im Journalismus inzwischen ist. Symptomatisch für diese Entwicklung: Investigativer Journalismus ist vielen Medienhäusern mittlerweile in der Herstellung zu teuer.

Zwischen Gemeinnützigkeit und Wirtschaftlichkeit

Die Digitalisierung als gesamtgesellschaftliche Bewegung betrachtet, steht für das Teilen von Wissen im Allgemeinen und Daten im Speziellen. All das ist im Journalismus nur bedingt Teil der Betriebskultur. Hier mehr, dort weniger. Wie extrem wenig es damit zu tun haben kann, dafür ist der Cablegate-Fall ein bezeichnendes Beispiel.

Große Datenmengen, die im Besitz einer weltweit mit Skepsis betrachteten Regierung waren und deren Arbeitsprozesse speicherten – diese Datenmengen sollten via WikiLeaks an die Öffentlichkeit gelangen. Was tatsächlich geschah, ist hinlänglich bekannt. Die geschlossenen Daten wurden nicht geöffnet, sondern wechselten den Besitzer. In Deutschland konnte sich eine Hamburger Wochenzeitung als erste das exklusive Recht über diese Daten sichern.

Hier steht wirtschaftliches Eigeninteresse ganz offensichtlich über dem Interesse der Gesellschaft zu dienen. “Offene Daten” und “Transparenz” sind da bestenfalls Lippenbekenntnisse. Als ich dieses Problem bei dem „WikiLeaks und Journalismus“-Panel auf re:publica #11 ansprach, kam von dem Podium eine unzweideutige Antwort: Wenn das betreffende Nachrichtenmagazin auf unbestimmte Zeit exklusiv über die geleakten Daten verfügen wolle, dann gehe dies im Sinne der unternehmerischen Freiheit in Ordnung.

Die Ausübung dieser Freiheit steht im Falle des Falles diametral jenen Freiheiten gegenüber, die alle politisch engagierten Bewegungen im Bereich der Digitalisierung angetrieben haben: der freie Zugang zu Wissen und dessen offene Zirkulation sowie auch der freie Zugang zu den technischen und politischen Strukturen, die Wissen organisieren.

Der Journalismus ist derzeit in einer besonders kritischen, besonders spannenden Phase. Sollte es gelingen im gesellschaftlichen Dialog die Gemeinnützigkeit und Wirtschaftlichkeit des Journalismus neu auszuhandeln, dann werden wir eines Tages nicht zuletzt der Open Data- und Open Knowledge-Bewegung für wichtige Impulse in dieser Sache danken müssen.

23 Kommentare zu “Open Knowledge und Journalismus: Sind Daten das Öl des 21. Jahrhunderts oder ein Gemeingut?

  1. Tolle Zusammenfassung, was man auch gut anderen Menschen zeigen kann, die sich noch nicht so mit Open Data beschäftigt haben.
    Eine Frage verstehe ich aber nicht: “Sind Daten ein Rohstoff oder ein Gemeingut?” – wieso schließt sich das aus?
    Kann ein Rohstoff nicht auch ein Gemeingut sein?

  2. @#2: du hast natürlich vollkommen Recht: Rohstoffe können Gemeingüter sein, ja sie sollten es sein. Aber die Geschichte lehrt etwas anderes. Rohstoffe werden privatisiert. Und bei Daten ist das eben nicht anders, zumindest dem Versuch der (Copyright-)Industrien nach.

    Das heißt, ich benutze den Begriff des Rohstoffs im Hinblick auf seine diskursive Einbettung/Codierung. Und ich beobachte, dass er im Umfeld von Open Data/Datenjournalismus von jenseits dieser diskursiven Einbettung/Codierung Verwendung findet.

    Wenn es heißt, Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts, dann knüpft das in meinen Augen weitgehend unreflektiert und unkritisch an eine kapitalistische Rhetorik der Rohstoff-Ausbeutung an. Das Beispiel mit dem Öl ist in dieser Hinsicht ja besonders einleuchtend.

  3. Medienhäuser sind profitorientierte Unternehmen – das wird häufig vergessen, bei all der schönen Rede von Demokratie und Aufklärung. Und was auch häufig vergessen: sie haben Gewinne eingefahren im zweiten Teil des 20. Jahrhunderts wie kaum eine andere Branche!

  4. Vergangenen Mittwoch sind in den USA die Gewinner der Knight News Challenge bekanntgegeben worden. Der Wettbewerb der amerikanischen Knight Foundation fand zum fünften und letzten Mal statt. Unter den Preisträgern sind einige Datenprojekte, die sowohl unter dem Aspekt Open Data als auch unter dem des Datenjournalismus vielversprechend sind. Ein Überblick über fünf der insgeamt 16 Gewinner, auf die sich 4,7 Millionen Dollar Fördergelder aufteilen.

    http://blog.zeit.de/open-data/2011/06/28/recherche-werkzeuge-software/

  5. @Krystian, “Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts, dann knüpft das in meinen Augen weitgehend unreflektiert und unkritisch an eine kapitalistische Rhetorik der Rohstoff-Ausbeutung an. Das Beispiel mit dem Öl ist in dieser Hinsicht ja besonders einleuchtend.” sehe ich genauso, weil man Daten kopieren, vervielfältigen und verteilen kann, bei Öl geht das aber nicht. Ein solches Gleichnis zeigt nur das fehlende Verständnis dafür, was Daten sind und wen sie gehören.
    In dem Zusammenhang finde ich das Buch von Don Tapscott “Wikinomics” weiterhin sehr spannend: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikinomics

  6. sollte man kennen wenn über diese ganzen Themen spricht: ein Projekt des Online-Journalismus-Programm an der Hochschule Darmstadt, das eine allgemeine Einführung in das neue Feld des Daten-Journalismus bietet:
    http://www.datenjournal.de

  7. … fein, dann bin ich also im ölgeschäft gelandet ;)
    ein sehr lesenswerter artikel, krystian!
    mit fällt auf, dass auch der begriff “data mining” diesen rohstoffvergleich benutzt. in meinen augen erleben wir derzeit das entstehen einer primi…tiven KI. dank algorithmen lassen sich zusammenhänge eruieren, die bislang nur schwer erkennbar waren. wer nun in solchen projekten gleichsam “an der quelle” sitzt, wird vermutlich auch versuchen, sein wissen für “seine sache” zu nutzen?

    mich würde eins interessieren, krystian: was wäre, wenn etwa microsoft seine betriebssystemprogrammierung ständig vollständig offenlegte, oder google seinen aktuellen algorithmus … was würde geschehen? würden hacker nach lücken suchen und enormen schaden anrichten können?

    oder, zugespitzt: wird OPENSOURCE, wenn das konzept wirklich das beste ist, nicht zwangsläufig gewinnen? weil es besser funktioniert? (weil z.b. programmierer sogar kostenlos die software verbessern?)

  8. @#6: ganz recht, der Daten als Rohstoffe gar als neues Öl zu bezeichnen hinkt in vielerlei Hinsicht. Sicherlich auch dahingehend, dass natürlich Rohstoffe endlich sind, die problematische Dimensionen dieser Entwicklung bekommen wir seit Dekaden weltweit zu spüren; Daten hingegen sind, wie bei den Eröffnungsvorträgen immer wieder unterstrichen wurde, im Überfluss und quasi unendlich vorhanden.

  9. wo Open Data und Journalismus zusammengedacht wird, das ist u.a. auch das Projekt “OpenDataCity”. Es ist spezialisiert auf Anwendungen rund um große Datensätze.

    “Wir recherchieren und bearbeiten Daten aus einer journalistischen Perspektive: Welche Geschichte steckt in ihnen, wie lässt sich “data-storytelling” betreiben? Letztlich erstellen wir Apps, die als datengetriebene Rechercheumgebungen dienen, die der Nutzer nach seinem Gusto und Zeitbudget verwenden kann. Data driven journalism steht unserer Meinung nach erst am Anfang. Wir wollen das junge Genre weiter nach vorne bringen.”

    http://www.opendatacity.de/

  10. @#8: “wer nun in solchen projekten gleichsam “an der quelle” sitzt, wird vermutlich auch versuchen, sein wissen für “seine sache” zu nutzen?”

    ich denke Du sprichst hier v.a. das Problem der hierarchien an. Sie gibt es etwa auch bei WIKIPEDIA (und sicherlich auch bei OPEN SOURCE Projekten). Die Frage ist letztlich, wie transparent diese Strukturen sind, wie demokratisch.

    wer bestimmt, was wissen ist, wer bestimmt, was stehen bleibt bei WIKIPEDIA – das ist bekanntlich auch alles nicht so demokratisch dort und auch nicht sonderlich transparent. Es gibt Bestimmer, Entscheider, einige, die sich gegen andere, viele, durchsetzen, weil sie an einer bestimmten Quelle sitzen.

  11. @#8: “wird OPENSOURCE, wenn das konzept wirklich das beste ist, nicht zwangsläufig gewinnen? weil es besser funktioniert? (weil z.b. programmierer sogar kostenlos die software verbessern?)”

    es mag das beste sein, aber setzt sich das beste immer durch? oder eher das, was im jeweiligen gesellschaftlichen und politischen verhältnis das bequemste ist?

    es gibt leute, die sagen, open source und free software werden sich durch setzen aus den von dir genannten gründen, und weil menschen auf der ganzen welt daran mitarbeiten können, aber wir dürfen die strahlkraft der autoritären universallösungen nicht unterschätzen! die meisten menschen sind bequem und open source ganz schön anstrengend… selbst für unbuntu bedarf es eines echten schritts in richtung neuland… und selbst solche schritte sind ganz schön anstrengend…

  12. Ich muss mich verwehren: Das Öl gehört immer noch uns Ölmännern! Wir verstehen was davon. Alle anderen Ideen sind pure Enteignung, Pfui!

  13. so ziemlich alles, das immateriell ist, wird nowadays als rohstoff, als öl des 21 jahrhunderts bezeichnet, es ist ziemlich beliebig und wirklich eine art slogan, dessen gehalt sinkt, tag für tag, offenbar kein rohstoff, der unendlich vorhanden ist, der sinn …

    hier ein zitat:

    “Kreativität, sagen Wirtschaftsexperten, sei der wichtigste Rohstoff des 21. Jahrhunderts, das Öl der postindustriellen Gesellschaft.”

  14. die Öl-Metapher für immaterielle Güter ist weit verbreitet ( siehe auch hier http://oil21.org ) und sehr ambivalent, das ist wohl richtig erkannt und richtigerweise aufgezeigt worden als Ambivalenz, ja Widerspruch.

    Natürlich denken auch die Open Data-Aktvisten nicht nur an Gerechtigkeit, sondern auch an Ökonomie. Sie müssen ihre Projekt irgendwie finanzieren. Nur wie? Das “wie” kann eben nicht irgendwie sein, sondern muss den ethischen Standards genügen und diese Standards gleichwohl die dazu passenden Geschäftsmodelle werden
    in dieser Zeit entwickelt.

    Es ist falsch zu glauben, dass diese Entwicklung ohne Kritik, ohne Reflexion, ohne gesellschaftlichen Dialog möglich ist, bei dem eben alle beteiligt sind und nicht nur die Cracks und ihre Financiers.

  15. hi krystian,
    das hierarchienproblem spreche ich auch mit an, ja. ich neige dazu, systemtheoretisch an derlei fragen heranzutreten, und die personen, auch die gründer von erfolgreichen unternehmern oder deren chefs, deshalb eher als notwendig…e initiierende systemkompomente (“kristallisationspunkt”? habe gerade kein besseres wort …) ansehe. was zeichnet einen guten gründer aus? dass er primär seinem projekt bzw. seiner idee dient? dann ist er wohl ein idealist, aber so sah sich ja auch helmut kohl, dem man immerhin lassen muss, dass er sich persönlich nicht bereichern wollte (weil ihm derlei relativ egal war – ihm ging es primär um die macht selbst) …
    nun zurück zum thema: wenn ich nun mit meinem “glückswetter.de”-tool beginne, metajournalistisch per echtzeit-datamining daten zu sammeln und via korrelation neue zusammenhänge aufdecken möchte, wenn ich irgendwann gar prognosen stellen möchte … wem “gehören dann diese daten”? den journalisten? den webseitenbetreibern? mir, weil ich diese lowestlevel-KI generiere?

    und dann stellte sich die frage: wer bekommt zugang? sind alle daten immer offen und transparent? oder nur die relevanten? oder nur die, die ich quasi wegschenken kann, zum “anfixen”, und ich suche mir dann kunden, die für die infos zahlen?
    (diese fragen stellen sich mir in der tat demnächst …)

    klar, ich versuche nicht, “charaktere” oder primitive “avatare” von mitbürgern zu erstellen, wie derzeit viele per spam einem datenbanken mit telefonnummern etc. anbieten … aber ein anderer findet womöglich diese miese methode super … oder ein staatlicher dienst …?!
    das führt mich zu einer frage: wem gehört diese lowlevel-KI generell? eigentlich immer dem entwickler, da sie ohne ihn gar nicht da wäre … oder?
    und: zurecht?

    opensource: ich habe da selbst wenig erfahrungen gemacht. und meist eher schlechte. linux habe ich mal mitinstalliert, ich glaube suse 5.5, es war viel zu früh, heute wäre es eventuell denkbar. freie cmsse habe ich testweise installiert (um… es kunden anbieten zu können), aber schlussendlich habe ich diese ganzen wordpress-, joomla- etc. freesources gemieden und lieber selbst meine eigenen php-cmsse zu generieren. kostet viel zeit, aber weil man immer nur das integriert, was man wirklich braucht, ist es auch weit weniger unübersichtlich …

    vielleicht müsste man hier mal ganz genau hinsehen, wie die “hierarchie” organisiert ist: in den klassischen unternehmen (z. b. microsoft, und wohl auch google, facebook) geht es doch mehr top-down, während ich denke, dass wikipedia doch etwas weniger top-down ist, und eher bottom-up erlaubt …. denn die hierarchiestruktur als ganzes, also die pyramide der kompetenzenverteilung, dürfte eigentlich allen organisierten systemen ähnlich sein …….

    und, mal alles runtergebrochen in einer frage, die auf das eingangsposting bezug nimmt: je gemeinnütziger, umso einarbeitungsintensiver/unzugänglicher für den kunden?
    je profitorientierter, je benutzerfreundlicher?

  16. @#19: vielen Dank für Deine Gedanken – das glückswetter-Projekt habe ich mir wirklich nur ganz kurz angeschaut, werde allerdings sicherlich noch etwas Zeit brauchen um das zu durchdringen. Zu Deinen vielen Fragen (ich erlaube mir selektiv zu antworten):

    – es geht also um Eigentum (oder Gemeingut) und um Organisationsstrukturen — mir scheint, diese Dinge hängen durchaus zusammen. Organisationsstrukturen können darüber entscheiden, in wessen Hand (privater oder öffentlicher) die Dinge liegen und wir fragen uns heutzutage: wie können Gemeingüter auch gemeinschaftlich verwaltet werden? also nicht nur: was sind Gemeingüter? oder: was sollten Gemeingüter sein? sondern eben: wie können sie ihrer inneren Logik entsprechend (“common/gemeinsam” zu sein und nicht “für sich” zu sein) angemessen verwaltet werden? und das bedeutet nicht nur: von wem? sondern auch: mit welchem system? und: wie wird dieses system der frage der Ökonmie gerecht? denn ausblenden kann es sie nicht. Nichts in dieser aktuellen Welt steht ausserhalb der Ökonomie.

    Und zu Deinen Fragen am Ende:

    ja!

    Aber nicht “ja”, weil ich das richtig und gut finde, sondern a) weil das die landläufigen Vorurteile mit sich bringen und b) weil die meisten Menschen (in Industrienationen) sich als Kunden, mehr noch: Konsumenten denken und umgekehrt Produzenten den Menschen als Kunden/Konsumenten denken. Sich aus dieser kapitalistischen Logik zu lösen, würde eben auch die Grundlage dafür bilden, die drängenden Fragen hinsichtlich der Gemeingüter zu beantworten.

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