Wild Campen

Wild Campen in Berlin? Berliner Gazette-Autorin Anne Grieger hat eine Frau entdeckt, die das dauerhaft betreibt. Und fragt sich, warum.

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Wild Campen ist in Deutschland verboten. Ehe man sich versieht, sind die Maenner vom Ordnungsamt da, und mit denen ist nicht zu spassen. Die Vorstellung erscheint zugegeben in einer Grossstadt wie Berlin auch nicht gerade verlockend. Es fehlt die Abgeschiedenheit, der freie Blick in den Sternenhimmel. Romantisch verklaert, natuerlich. Ich vergass den Ruf des Kaeuzchens, den Duft von Flieder und die Waldameisen im Marmeladenglas.

Auf einem schmalen Gruenstreifen zwischen Gitschiner Strasse und Landwehrkanal hat eine Frau mit grauen Zottelhaaren ihr Lager aufgeschlagen. Und zwar dauerhaft, wie es scheint. Zwei Einkaufswagen, mehrere Plastiksaecke und eine 10-Kilo Kiste voller Aepfel aus der Region. Ich war irritiert, als ich die etwa 60-Jaehrige zum ersten Mal in der Sonne sitzen sah. Sie strickte an einem langen lilafarbenen Schal. Eine Altachtundsechzigerin in Fruehrente? Eine Soziologie- Professorin, die ihr Forschungsfreisemester fuer einen Selbstversuch nutzt? Um dann ein kluges Buch ueber Entfremdung in der modernen Gesellschaft zu schreiben?

Wohl kaum. Die Geschichte waere zu niedlich. Ich tippe eher auf Altersarmut. Rolltreppe abwaerts – Jobverlust, Hartz IV, Verlust enger Bezugspersonen. Ehe ich mich in weiteren Spekulationen ergehe, sollte ich noch einmal vorbeiradeln und nachfragen. Um dann wahrscheinlich eine Geschichte zu hoeren, die voellig anders ist. Wilder und trauriger. Und mit Camping nicht das Geringste zu tun hat.

Anm.d.Red.: Das Foto oben stammt von obeck und steht unter einer Creative Commons-Lizenz.

2 Kommentare zu “Wild Campen

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