Frequent Traveller: Praktische Tipps für unterwegs

Die Berliner Gazette-Autorin Jilian C. York ist permanent on the road – in Sachen Netzpolitik reist sie unermüdlich quer durch die ganze Welt. Nach langjähriger Erfahrung als “Frequent Traveller” formuliert sie nun acht Tipps, die das Reisen erleichtern können.

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Es hat eine Weile gedauert, bis auf meinen Reisen alles reibungslos funktioniert hat. Nun habe ich beschlossen ein paar Tipps loszuwerden. Hier sind acht Dinge, die die Reise einfacher machen.

1. TripIt ist ein einzigartiger Reiseorganisator – in Form einer App. Sie bündelt alle organisatorischen Reisedetails, von Flug- und Hotelbuchung über Mietautos und Wetter bis hin zur Vorbestellung von Restaurants und Theaterkarten. Für mich ist sie unentbehrlich geworden, und hat mir schon eine Nacht in Kentucky erspart. Wie das? Nachdem ich an einer Konferenz in Louisville teilgenommen hatte, erfuhr ich auf dem Weg nach Hause, dass ich durch die Verspätung meines ersten Fluges meinen Anschlussflug verpassen würde. Ich wollte aber keine Minute länger in Kentucky bleiben und rief bei der Airline United an. Dort wurde mir gesagt, es gäbe keine weiteren Optionen für diesen Abend. Zu meinem Glück hatte ich mir vor Kurzem “TripIt Pro” gekauft, das die Möglichkeit bietet, nach Alternativflügen zu suchen. Während mir der Kundenbetreuer von United erzählen wollte, er könne nichts für mich tun, habe ich schnell nach Alternativen gesucht und sie dem perplexen Kundenbetreuer genannt. Er gab zu, dass ich Recht hatte und buchte mich für den gleichen Abend auf einen Flug nach San Francisco über Denver. Obwohl es bisher das einzige Mal war, dass mir TripIt so aus der Patsche geholfen hat, benutze ich die App auf jeder Reise, um meine Aufenthaltsorte nachzuvollziehen. Und für die Profis ein weiterer Tipp: Sollte eure Mutter so sein wie meine und stets einen Reiseplan verlangen, kann TripIt euch dabei auch behilflich sein.

2. Mit AirBnB kann man weltweit private Unterkünfte finden. Menschen auf der ganzen Welt vermieten ihre Privatwohnungen oder einzelne Zimmer davon, wenn sie selbst nicht da sind oder noch Platz haben. Ich gebe zu, nach Horrorgeschichten wie denen auf Slate war ich sehr skeptisch. Es bringt ein gewisses Risiko mit sich, völlig Fremde Menschen in deine Wohnung zu lassen. Ich habe trotzdem ein Zimer in einem privaten Haus gebucht und wurde nicht enttäuscht. Die Firma hat einen ruckeligen Start hinter sich, hat aber aus ihren Fehlern gelernt und bietet inzwischen bessere Versicherungsoptionen für Besitzer und Nutzer. Außerdem ist der Service um ein Netzwerk aus Vertrauen herum aufgebaut: Man kann sich auf die Berichte und ein Netzwerk aus Freunden verlassen, wenn man einen Ort sucht, an dem man sich wohlfühlt. Ich habe den Service in Amsterdam und Marrakesch benutzt und ihn vielen Freunden in etlichen Ländern empfohlen. Inzwischen ist er meine erste Wahl bei längeren Reisen.

3. Packing cubes: Ich habe einen viel reisenden Freund, dessen Koffer mich zum Weinen bringt. Schmutzige Schuhe liegen auf sauberen Klamotten, Kosmetikartikel sind dazwischen gequetscht… Mein größter Albtraum! Ich dagegen habe extreme Probleme mit einem unaufgeräumten Koffer. Also habe ich den Rat angenommen und mir einen Stapel verschiedener Packing Cubes gekauft, zum Beispiel für Schuhe. Sie haben Ordnung in mein Leben gebracht und auch dafür gesorgt, dass der Koffer sich einfacher schließen lässt. Wo wir gerade von Koffern sprechen…

4. Ein guter Hartschalenkoffer: Diesen Tipp habe ich von Robert Guerra bekommen, der ein erfahrener Reisender ist, auch wenn er nur auf Platz drei der Liste für die meisten bereisten Länder in diesem Jahr kommt – seine Anzüge haben nie Falten. Obwohl einige bei Koffern nur das “Beste-vom-Besten” empfehlen, finde ich Samsonite schon komplett ausreichend. Und auch wenn es bei Samsonites Premiumkoffern schnell teuer werden kann, habe ich ein super Angebot für einen Crusair mit Schließen statt Zipper gefunden, der inklusive eingebautem Schloss 200$ kostet. Sehr zu empfehlen.

5. Eine universelle SIM-Karte: Statt horrende Summen an den eigenen Mobilanbieter zu zahlen, kann man eine Menge Geld sparen, wenn man sich eine lokale SIM-Karte kauft. T-Mobile braucht zwar ganze drei Monate, um die SIM-Karte zu entsperren, heutzutage ist es aber kein Problem, eine entsperrte Karte über Google oder Amazon zu kaufen. Wer viel reist, weiß allerdings auch, dass es schnell anstrengend wird, in jedem einzelnen Land eine SIM-Karte zu kaufen. Ich hatte das meiste Glück mit Telestial. Dort bekommt man eine Europäische Nummer, kann aber eine Weiterleitung für Anrufe auf die eigene US-Nummer einrichten.

6. Ein universelles Adapterkit für internationale Steckdosen: Letzte Woche bin ich mit einer Freundin unterwegs gewesen, die selten verreist. Ich konnte ihre Frustration mitverfolgen, als sie versuchte einen normalen europäischen Stecker in die leicht abgewandelten marrokkanischen Steckdosen zu bekommen. Die Kontaktstifte sind zwar identisch, aber die Steckdose hat eine leicht andere Form. Wir mussten ständig zwischen dem Laden ihres Telefons und meines Laptops wechseln, bis wir endlich in der Einkaufsmeile einen neuen Adapter kauften. Bis ich dieses Universalset entdeckte, war ich immer mit einer bunten Auswahl an Euro-Steckern unterwegs. Das Set ist etwas teurer, aber es hat bislang in jedem Land funktioniert und ich leihe es Freunden, wenn ich selbst nicht reise. Es ist wirklich gut investiertes Geld.

7. Reisewaschmittel: Das ist etwas für wirklich lange Ausflüge, so wie ich gerade zum Beispiel einen mache. Obwohl ich es natürlich bevorzuge meine Sachen in der Maschine zu waschen oder sie in die Reinigung zu bringen, ist das manchmal einfach nicht möglich. Wenn es also notwendig wird, benutze ich lieber eine milde Seife, anstatt eine kleine Packung scharfen Waschmittels wie Tide zu kaufen. Ich habe das Gefühl, die milden Mittel lassen sich besser auswaschen, wenn man keine Waschmaschine zur Verfügung hat. Mein Favorit, den ich auch zu Hause nutze, ist Forever New.

8. Ein ordentliches, aber kleines Erste-Hilfe-Set: Ich habe immer gedacht, das sei frivol, aber es gibt Länder, da kann man bestimmte Erkältungsmedikamente nicht ohne Rezept kaufen. Mein Erste-Hilfe-Set befülle ich selbst. Es enthält: gute Pflaster, Erkältungsmedikamente mit dem Wirkstoff Pseudoephedrin (damit kann man mit Erkältung fliegen, ohne schmerzhaften Ohrendruck zu haben), eine bunte Auswahl an Medikamenten rund um den Magen, Paracetamol und eine Packung Antibiotika. Überaschenderweise ist es einfacher diese Dinge in Entwicklungsländern zu bekommen (in Marokko zum Beispiel erhält man alle diese Dinge ohne Rezept), aber Pflaster können dort von minderwertiger Qualität sein, während man in den Niederlanden zwar gute Pflaster bekommt, aber kein Pseudoephedrin ohne Rezept.

Anm.d.Red.: Das Bild oben ist eine verpixelte Version eines Motivs von Duane Hanson.

13 Kommentare zu “Frequent Traveller: Praktische Tipps für unterwegs

  1. Tja, erst die Gentrifizierung ausloten und kritisieren und dann Leuten Platz geben, die den Service Airbnb (also Instrumente, die dazu beitragen, die Gentirifizierung voranzutreiben) empfehlen.
    Was ist die Position der Redaktion zum Punkt 2. des obigen Artikels?
    Danke

  2. hallo, das ist ein interessantes thema, eine neue generation von leuten, die billig reisen wollen und dabei die digitalen netze ausnutzen wollen, ich wünsche mir mehr berichte und analysen dazu! selbstverständlich auch kritik.

  3. @Enrico: ich verstehe nicht ganz deine analyse: warum ist
    “Airbnb” ein “Instrument”, das “dazu beitragen” tut, “die Gentirifizierung voranzutreiben”? das geht aus dem artikel leider nicht hervor. kannst du das erklären?

  4. für mich ist das v.a. eine Einkausliste – Konsum ist in unserer Zeit sehr politisch. Dei Autorin interessiert sich für Netzpolitik. Also ist sie ein politischer Mensch im allgemeinen? und als Tourist?

    Ich kaufe, was ich für korrekt halte, ich verstehe die Autorin in diesem Sinne. Oder ich würde es gerne so verstehen. Ich würde aber auch sehr gerne mehr über ihre Kriterien erfahren, nicht nur was nützlich und prakisch ist, sondern warum es politisch korrekt ist.

  5. nicht alles, was prakisch ist, ist politisch, und nicht alles, was politisch ist praktisch, im Gegenteil: ich denke, gerade die politischen Dinge im Leben sind nicht so praktisch, erinnern wir uns an OCCUPY, … aber auch sonst… und die Autorin ist unterwegs, sie reist für die netzpolitik, wenn ich recht verstehe, dann muss sie Abstriche machen? für mich sind das große Absrtiche. Ich habe jedoch kein problem mit der Konsumliste ihrer Reiseprodukte. Nein: ich habe ein Problem mit der Art zu Reisen. Flugzeuge machen die Umwelt kaputt. Also ich muss wenn ich reisen will für die Politik nicht den schnellsten Weg nehmen, sondern den langen Weg. Das meine ich ganz konkret (also nicht Flugzeug, sondern Fahrrad). Das meine ich auch symbolisch: der lange Weg, der lange Atem, das ist das Leben für die Politik, das ist nicht praktisch, das ist verzehrend. Das ist ein Kampf. Vielleicht ist auch besetzen (also im Sinne von OCCUPY) heute einfach auch wirkungsvoller als sich bewegen/reisen. Denken wir mal drüber nach!

  6. @Enrico: die BG ist kein Kampfblatt – weder für noch gegen etwas (wie Gentrifizierung). Wir bemühen uns um ein breites Spektrum von Positionen und befürworten die Debatte. Auch hier in der Kommentarebene.

    PS: In den inviduellen Positionen der Redaktionsmidtglieder mag es da mitunter gänzlich unterschiedliche Standpunkte zu einer Sache geben.

  7. @Tanja Schuster
    wenn du AirBnB kennst, weißt du ja was man da macht. Es ist eine Plattform, wo man Unterkunft findet. Wofür man zahlt und wofür Geld gemacht wird. Meiner Meinung nach, hilft diese Plattform unsere Kieze aber auch die in der anderen Städten, ehe noch mehr zu ‘touristisieren’ als funktionierende, solidarische Netzwerke zu fordern und zu etabliere, was letzten Endes auch das Hauptziel der Artkelverfasserin sein sollte. Oder?

  8. @Redaktion, danke für die Antwort. Also die GB ist weder noch gegen etwas. Ein Biesschen wenig. Aber Ok.

  9. Ich mag Tourismus auch nicht wirklich, das Geschäft ist zu groß. Aber AirBnB schaut für mich nach keiner gemeineren Form dieses Geschäfts aus, eher das Gegenteil: weg von den Agenturen, weg von den Pauschal-Paketen, etc. Es gibt hier Menschen, die andere Menschen hosten. Dafür zahlt man, das ist korrekt. Und der Vermittler kassiert mit. Auch kein Problem…

    Ich glaube, ich verstehe nicht, was dein Problem ist. Tourismus? Touristen? AirBnB? fehlende Alternativen zu AirBnB?

    Ich verstehe auch den Link zu Gentrifizierung nicht wirklich, denn bei der Gentrification sind Touristen doch nur Nebendarsteller. Hauptdarsteller sind doch Leute, die nicht nur einen Abstecher in unseren Kiez machen, sondern länger bleiben, solange die Mieten niedrig genug sind und dann andere kommen, die mehr in den Taschen haben.

    Also ich verstehe dein Problem wirklich nicht.

  10. @enrico
    bißchen wirre argumentation meiner meinung nach. wenn ich in einer stadt zu besuch bin (z.b. rio de janeiro) und nicht im hotel wohne sondern privat wohne, dann trage ich zur gentrifizierung bei??

  11. @q
    es geht doch nicht um politisch korrekte produkte (schwierig – welche sollen das überhaupt sein? ein regionaler apfel? ein deo von dm?) sondern um PRAKTISCHE & UNVERZICHTBARE produkte für das reisen. wie soll das arme reiseadapter politisch korrekt werden?

  12. @Christian #12: ich bin der Meinung, dass Konsum uns am direktesten und einfachsten ermoglicht politisch zu sein. Wir konnen Global Player, denen wir nicht vertrauen, unser Geld entziehen und anderen Marken, die wir korrekt finden, supporten. Ganz einfach nur ein bisschen nachdenken, bevor das eigene Geld in welche Richtung wandert, ein bisschen informieren, von wem das Produkt stammt, etc.

    praktisch und unverzichtbar ist mit politisch korrekt zu verbinden…

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