Nach zwei Jahren Daueraufenthalt in Deutschland aus notorischem Geldmangel, hatte ich die Idee Low Budget in den Sueden zu trampen. Mein bester Kumpel wollte zwar dabei sein, doch bis zur Abfahrt musste ich ihm immer wieder zureden: Ja, sagte ich zu ihm, Trampen ist ne coole Sache.
Dann gings los. Mit unseren Rucksaecken schwitzten wir entweder auf der Rueckbank eines Kaefers oder in der Sonne an einer Raststaette. Wir schafften es in Rekordzeit von zwei Tagen an die Cote da Sur, wo die Belohnung auf uns wartete. Als wir am 7. August am fruehen Abend im Hotel eintrafen, waren wir gluecklich darueber, ein Zimmer mit Dusche kostenlos beziehen zu koennen: Nicht umsonst hatten wir uns schliesslich vorher zwei Presse-Ausweise fuer das ILE of MTV Festival in Toulon ausstellen lassen.
Als wir auf der Partyinsel ankamen, waren wir schnell ernuechtert. Es mangelte zwar nicht an Verpflegung oder Alkohol, doch die Atmosphaere war einfach zu kuenstlich. MTV hatte sich die Gaeste fuer die Party quasi zusammen gecastet, damit es im TV nach einer rauschenden Nacht aussah. Rauschend wurde sie auch: Nach dem schon um drei alles zu Ende war, waren wir gerade erst auf dem Hoehepunkt unseres Gratisrausches auf Mixgetraenken angekommen. Randalierend zogen wir ins Hotel, wo wir am naechsten Morgen unsanft raus gebeten wurden. Nach zwei Tagen mit unserem Zelt am Strand, hatten wir die Nase voll von den Franzosen und es zog uns nach Spanien. Dort verbrachten wir zwei wundervolle Wochen in Barcelona. Viel, ja sehr viel haben wir erlebt. Doch ich moechte mich nicht in nostalgischen Sentimentalitaeten ergehen wie meine Vorgaengerin. Stattdessen jetzt noch ein paar Reisetipps in Lonley-Planet-Manier fuer das bessere Leben unterwegs.
Trampen: Halten Sie Ausschau nach Alleinreisenden Maennern mittleren Alters, die entweder in Anzug, schwer busy aussehen, oder nach mitleidsvolle Selbstgespraeche fuehrenden Seat-Fahrern. Die nehmen einen 20 jaehrigen Juengling gerne mit, entweder um zu Protzen oder um nach Monaten der kommunikativen Isolation wieder ein Gespraech zu fuehren. Wenn Sie im Tramp-Modus unterwegs sind, sehnt man sich schnell nach einer Dusche. Geben Sie sich also auf der Tanke als Trucker aus und Sie bekommen den goldenen Schluessel zu den sauberen Duschraeumen.
Gendarmerie: Man kennt das ja! Nach einem anstrengenden Tag auf der Autobahn und 700 Kilometer weiter, schlaegt man sein Zelt an einer Raste auf und spaetestens wenn man den Campingkocher angeworfen hat, kommt eine Patrouille. Versuchen Sie im ersten Satz zu erwaehnen, dass sie aus Deutschland kommen und Sie werden mit “aha Allemand” begruesst und in Ruhe gelassen. Vorurteile des tuechtigen, sauberen Deutschen erweisen sich in so einem Fall als praktisch!
Clubbing: Denken Sie vorausschauend! Faelschen Sie sich Ausweise grosser, international bekannter Labels. Z.B. koennen sie sich als Locationscout fuer neue TV-Produktionen ausgeben und kommen so in jeden Club umsonst rein. Unterhalten Sie sich nett mit den PR-Menschen und Sie koennen noch ein paar Freedrinks abgreifen. Sind sie lokal in einer Stadt unterwegs, wird ihnen Ihr Ruf vorauseilen und ein umspannendes Netzwerk von Freunden wird entstehen, die sich alle um Sie kuemmern wollen. Sprueche der Tuersteher, wie >aha die MTV-Boys< sind Ihnen sicher. Tipp: Eine Niete fuer das Baendchen zum Umhaengen macht sich immer gut in einem Fakeausweis. Hierfuer koennen sie die BVG-Angestellten mit 1,-Euro fuer die Kaffeekasse bestechen, um sich so eine Niete reinhauen zu lassen. Drogen und Sex: heikles Thema, aber nicht in Spanien. Angeln Sie sich einen schwulen Clubbesitzer [hier sollten Sie ihren Ausweis einsetzen], der Sie ueberall hin mitnimmt und einlaedt. Haben Sie keine Beruehrungsaengste mit privaten, schwulen After Hour-Koks-Partys. Dort gibt es die schoensten Frauen, denn jeder Gay hat seine Gaby. Auch lohnt es sich Unmengen an deutschem Marihuana mitzunehmen. In einem Land wie Spanien, wo die Haschmafia herrscht, ist Grass ein super Kommunikationsmittel! Die Frauen werden Sie lieben. Tipp: Wenn Sie Morgens verstrahlt von einem After Hour-Club heim zum Zeltplatz laufen, schauen Sie in den Strassengraben und gucken Sie etwas aufmerksamer. Hier finden sich Euroscheine, Drogen, z.B. Diaziepam [Valium] fuer den Trip danach. Aber Achtung: Schauen Sie auf das Verfallsdatum. Gut, so viel an dieser Stelle. Ich melde mich dann nach meinem Kambodscha-Aufenthalt wieder.