Leugnen, Twittern, Panik schieben? Klimadebatten im Netz sind vielschichtiger als ihr Ruf

Die Medienwissenschaftlerin Sabine Niederer untersucht seit mehr als zehn Jahren Online-Debatten zum Klimawandel – aus ihrer Sicht kann man hier zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit beobachten, wie ein kollektiver Prozess der Bewusstwerdung einsetzt. Im MORE WORLD Interview spricht sie über die komplexen Prozesse hinter ihrer Forschung und wie BürgerInnen sich aktiv einbringen können.

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Der frühere US-Präsident Barack Obama twitterte 2014: „Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen des Klimawandels spürt, und die letzte Generation, die etwas dagegen tun kann.“ Mehr als 4.000 Menschen haben es retweeted, geliked mehr als 3.000. Ich frage mich, ob und wie sich diese Aussage in Ihren Online-Studien zur Klimawandel-Debatte widerspiegelt, die Sie mit Suchmaschinen, soziale Medien und Wikipedia durchgeführt haben.

Ich habe 2007 mit Kollegen begonnen, die Online-Debatte über den Klimawandel zu untersuchen. Im Laufe der Jahre haben wir erkannt, dass bestimmte Ereignisse zu einer erhöhten Aktivität in der digitalen Debatte führen. Das können extreme Wetterverhältnisse sein, aber auch Treffen wie die „UN Conference of the Parties“ (COP), politische Ereignisse wie Trumps Ankündigung, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen, sowie Vorträge und Posts einflussreicher Personen, Politiker etc.. Die Dringlichkeit, die aus Obamas Tweet spricht, klingt sicher im Klimawandel wieder, seit Trump US-Präsident geworden ist. Was, wie wir in unserer Forschung festgestellt haben, einen enormen Anstieg der Aktivitäten rund um das Thema Klimawandel ausgelöst hat. Ebenso die Jugend-Klimabewegung mit ihren einflussreiche Sprecher*innen wie Greta Thunberg: Sie spricht von Klimaschutz als etwas, das jetzt geschehen muss. Solche Nachrichten hallen definitiv online nach.

Die Generation, auf die sich Obama bezieht, ist auch erste, die die Auswirkungen von Online-Debatten erlebt. Und vielleicht die erste, die Zugang zu einer systematischen Analyse dieser Debatten hat. In Bezug auf das Bewusstsein für den Klimawandel scheint es also eine besondere Art von Selbstreflexivität zu geben. Wie hat diese Selbstreflexivität die Analyse vernetzter Inhalte im Allgemeinen beeinflusst?

Die vernetzte Inhaltsanalyse (Networked Content Analysis) baut auf der Inhaltsanalyse auf, die eine hochreflexive Forschungspraxis mit einer langen Tradition ist. Sie untersucht kulturelle Artefakte und Medienobjekte, um den Zeitgeist anhand der Repräsentation von Themen, Standpunkten, Menschen, Orten und Objekten zu bewerten. Sie wird mitunter als größtenteils quantitativ angesehen, da es traditionell auch medienbeobachtende Praktiken umfasst. Die Inhaltsanalyse in der Tradition von Klaus Krippendorf, auf der ich aufbaue, bezieht Mediengattungen stark mit ein und ist ebenso reflexiv. Sie hat eine lange Tradition in der medienübergreifenden Beobachtung der Klimadebatte und insbesondere in den Nachrichten, so dass die Forschung an der Debatte in der Tat nicht so neu ist. Darüber hinaus nutzt die Analyse vernetzter Inhalte das „follows the actors“-Prinzip des Philosophen Bruno Latour: Dies bedeutet, dass wir unsere Position als Forscher nicht dazu nutzen, die eigentliche Sprache, die zur Erörterung des Klimawandels verwendet wird, vorab in vorgefertigte Kategorien zu „übersetzen“, sondern dass wir uns dafür entscheiden, den Facettenreichtum und die Besonderheit der Debatte und der Gruppen um sie herum zu erfassen und reflektieren.

Wenn Selbstreflexivität Ihre vernetzte Inhaltsanalyse beeinflusst hat, wie spiegelt sich das in Ihren Ergebnissen dahingehend wider, dass man es mit einem Kommunikationsraum zu tun hat, der der zum ersten Mal in der Geschichte ermöglicht, dass ein kollektives Bewusstsein für ein globales Problem entsteht? Und ein Kommunikationsraum, der gleichzeitig auch die Grenzen für das Entstehen jeglicher Art von kollektivem Bewusstsein zu definieren scheint? Mit Grenzen beziehe ich mich nicht zuletzt auf die Kritik des Online-Kommunikationsraums als mangelhaft, schlecht konstruiert, manipuliert usw. – eine Kritik, die immer mehr Diskussionen prägt.

Die Beschränkungen der großen Social-Media-Plattformen liegen auf der Hand. Und für Forscher ist es problematisch, dass Facebook den Forschungszugang zu seiner Plattform nach dem Cambridge-Analytica-Skandal noch weiter gesperrt hat, anstatt ihn der öffentlichen und wissenschaftlichen Kontrolle zu öffnen. Bei der Arbeit mit Social-Media-Daten beziehen wir die Funktionsweise der Plattform in die Analyse ein. Ich bezeichne das als „Technizität“ von Inhalten. Gemeint sind damit die technischen Besonderheiten, wie eine Plattform Inhalte bereitstellt, rankt, formatiert und manchmal sogar eine Co-Autorenschaft übernimmt. Vergleichende Analysen, die plattformübergreifend durchgeführt werden, eignen sich besonders, um zu zeigen, wie unterschiedliche Plattformen dies tun – was auch zu unterschiedlichen Nutzungskulturen und sogar Umgangssprachen führt. Ein Medienforscher untersucht gleichzeitig den Inhalt und die Plattform der Klimadebatte.

Das Internet gilt als großer „Klimakiller“. Wie spiegelt sich dieser Umstand in den Online-Debatten zum Klimawandel wider?

Das ist ein Thema, über das ich vor einigen Jahren gemeinsam mit dem Fotografen und Filmemacher Raymond Taudin Chabot ein Paper geschrieben habe. Wir haben die Antworten auf „die Cloud“ aus Perspektive der Geistes-, Sozial- und Kunstwissenschaften untersucht. „Cloud“ ist eine irreführende Metapher, es klingt nach kurzlebig, transparent, leicht und endlos – obwohl es eine gewaltige Infrastruktur mit einem enormen CO2-Fußabdruck ist. Wir haben im Bereich der Künste viele kritische Antworten auf die Cloud gefunden, und es lohnt sich, einen Blick auf die Arbeiten von Ingrid Burrington, Metahaven, Trevor Paglen, Timo Arnall und vielen anderen zu werfen, die sich auf sehr unterschiedliche Weise damit befassen. In punkto Online-Debatte ist zu beachten, dass nicht eine Debatte in einem Internet stattfindet. Tatsächlich stoßen wir bei jedem Thema auf eine Plattformspezifität, wie die Probleme dargestellt werden.

Suchmaschinen, Social Media und Wikipedia werden oft als Räume gesehen, in denen neue Formen des kollektiven Wissens entstehen können – und gleichzeitig kollektive Ignoranz. Wie sieht es mit diesen beiden Phänomenen aus? In welcher Beziehung stehen sie im Rahmen einer vernetzten Inhaltsanalyse zueinander?

In meiner Forschung arbeite ich nicht mit einer solchen Dichotomie. In der Realität sind Online-Debatten wesentlich vielschichtiger. Ich untersuche die Debatte nicht, um zu entscheiden, wer unwissend ist und wer sich auskennt. Für unsere Arbeit ist von Interesse, welche Begriffe, Bilder, Metaphern und Informationsquellen in verschiedenen Teilen der Debatte und auf verschiedenen Plattformen einen Widerhall finden. Plattform-Umgangssprachen enthalten nicht nur eine andere Bildsprache je Plattform, sondern auch eine andere Sammlung von Referenzen. Welche Bereiche beziehen sich hauptsächlich auf die Regierung und welche sind ideologischer geprägt? Und welche sind zum Beispiel Lifestyle-orientierter? Das Schöne an Wikipedia ist natürlich, dass jeder Artikel Zugriff auf seine Versionshistorie gewährt. Für Forscher ermöglicht dies einen Blick auf kollaboratives Wissen bei der Erstellung oder auf die Entwicklung eines Themas. Projekte wie Contropedia wurden mit dem Ziel entwickelt, einen Überblick über die umstrittenen Teile kontroverser Artikel zu geben – zum Beispiel über den Klimawandel.

Was können wir also aus der Lektüre von Contropedia über den Klimawandel und die dazugehörige Debatte lernen?

Bestimmte Punkte der Auseinandersetzung, ihren Rhythmus und ihre Treiber zu identifizieren. Die Debatten können für eine Weile sehr dynamisch sein und dann zu anderen Zeiten verstummen, zum Beispiel weil es einen offensichtlichen Konsens oder – schlimmer noch – eine Gleichgültigkeit gegenüber einem Thema gibt. Dies ändert sich mit der Zeit. Und Wikipedia bietet einen Blick hinter die Kulissen dieser Dynamik.

Und was können wir über den Diskurs der Leugnung des Klimawandels durch die Linse der Analyse vernetzter Inhalte lernen?

Wir haben die Leugnung des Klimawandels und den Klimawandel-Skeptizismus zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht – etwa anhand der jährlichen „Heartland Conferences“ und ihrer Hauptredner. Oder mit Untersuchungen zum Status Quo des Skeptizismus im Zeitalter der Erderwärmung. Beim Recherchieren zum Thema Desinformation sind wir auch auf Klimawandel-Leugnung gestoßen. Die vernetzte Inhaltsanalyse bietet einen breiteren Blick auf die Skepsis der Akteure in dieser Diskussion. Wir begannen, das Ganze zu untersuchen, weil wir uns gefragt haben: Stellen die einflussreichen Klimaskeptiker nur den menschengemachten Klimawandel in Frage oder stehen sie auch anderen Themenkomplexen ablehnend gegenüber? In einigen Fällen konnten wir tatsächlich feststellen, dass bestimmte prominente Klimawandel-Skeptiker in Bezug auf andere Themen, wie die Gefahren von Passivrauchen oder die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit skeptische Ansichten hatten.

Ein interessanter Punkt. Was schlussfolgern Sie daraus?

Natürlich wurden Klimaskeptiker in der Vergangenheit wegen ihrer Verbindungen zur Öl- und Tabakindustrie kritisiert, die Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes und andere haben ausführlich darüber geschrieben. Mein Fazit war: Seit dem Zeitpunkt, als die Skeptiker begannen, sich durch jährliche Konferenzen zu organisieren, können ihre prominenten „Klima-Experten“ tatsächlich als „Skeptizismus“-Experten angesehen werden.

Ist die Skepsis gegenüber dem Klimawandel hier das Symptom eines größeren Themennetzes, dessen gemeinsamer Nenner die Skepsis ist?

Es ist aus Sicht eines an sozialen Themen interessierten Forschers durchaus üblich, benachbarte Themenbereiche zu betrachten und zu fragen: Wie, warum, wann und von wem diese Themen miteinander in Verbindung gebracht werden. Eine enge Nähe von Themenkomplexen kann aktuell sein – so wird etwa eine nachhaltige Landwirtschaft häufig mit Bezug auf den Klimawandel oder grüne Energie diskutiert – oder ursächlich, beispielsweise, wenn eine durch den Klimawandel bedingte Nahrungsmittelknappheit zu Migration führt. Oder möglicherweise Kampagnen-getrieben, wenn Klimawandel an Geschlechterdiskriminierung gekoppelt wird. Im Falle der Kombination Klimawandel und Passivrauchen gab es tatsächlich einen Skeptiker, der über beide Themen schrieb.

Wie Patrick Galey bemerkt, wurden bis zu 20 Prozent aller Tweets mit den Begriffen „globale Erwärmung“ oder „Klimawandel“ von Bots generiert. Sie gelten als Hauptquelle für Fehlinformationen – neben einzelnen Benutzern, die dazu neigen, wissenschaftliche Daten wissentlich oder unwissentlich falsch zu interpretieren, um sie ihrem Standpunkt anzupassen. Ich frage mich, welche Rolle Bots im Kontext Ihrer Arbeit und der vernetzten Inhaltsanalyse im Allgemeinen spielen.

Bots sind ein interessanter Akteur in der Klimadebatte. Sie charakterisieren sie als Quelle für Fehlinformationen, was für ihre Rolle auf bestimmten Plattformen zutreffen mag. Bei Wikipedia spielen Bots jedoch eine entscheidende Rolle bei der Optimierung, Bearbeitung und Verknüpfung von Informationen zum Klimawandel. Ohne Bots wäre Wikipedia wahrscheinlich ein unleserliches Durcheinander. Jedes Forschungsprojekt, das Online-Materialien verwendet, erfordert einen situativen Ansatz, bei dem wir entscheiden, wie wir mit Bots und anderen nicht-menschlichen Akteuren umgehen sollen, denen wir begegnen könnten, und bei dem wir erklären, warum wir uns für diesen speziellen Ansatz entschieden haben.

À propos Suchmaschinen, Social Media und Wikipedia als potenzielle Räumen für neue Formen des kollektiven Wissens. Eine der wichtigsten Voraussetzungen in diesem Zusammenhang ist, dass dies immer auch Räume für neue Formen der Zusammenarbeit sind. Dort kommen Menschen zusammen, tauschen Informationen aus, schaffen gemeinsam etwas usw. Auch im Kontext des Klimawandels spielt die Frage der Zusammenarbeit eine große Rolle. Ziel des Projekts „MORE WORLD“ ist es beispielsweise, die Ursachen des Klimawandels durch Verflechtungen von Ökosystemen mit kommunalen, staatlichen und globalen Strukturen besser zu erfassen, zu verstehen und letztendlich Möglichkeiten auszuloten, um das Problem aus solchen Zusammenhängen heraus anzugehen. Als Enabler einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen uns allen, die wir vom Klimawandel betroffen sind. Sind Sie bei den Online-Analysen der Klimadebatte auf solche Möglichkeiten einer internationalen Zusammenarbeit gestoßen?

Die Debatte über den Klimawandel überschreitet, auch online, Grenzen zwischen Plattformen, Fachgebieten, Berufen und geografischen Regionen. Und dies seit Jahrzehnten. Natürlich haben wir auch festgestellt, dass bestimmte Personen gerne in „Komfortzonen“ zusammenkommen, aber diese Räume sind nicht unkritisch, wie der Begriff vermuten lässt. Insbesondere im „Lösungsraum“ der Debatte sehe ich Potential für die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache, die eine noch stärker grenzüberschreitende, notwendige Zusammenarbeit ermöglichen könnte.

Beobachten Sie neue Formen sozialer Organisation im Online-Bereich? Und werden diese angesichts des Klimawandels bereits bedeutsam?

Die neuen Formen des kollaborativen Handelns wurden in der Forschung zu organisierten Netzwerken, kollektivem und konnektivem Handeln gründlich theoretisiert. Was mich inspiriert: Wenn wir uns die einzelnen Plattformen ansehen und wie sie Wege zur Bekämpfung des Klimawandels aufzeigen, sehen wir, dass die Menschen interessante Quellen teilen und auch versuchen, persönliche Verantwortung zu übernehmen, indem sie an einem Projekt zu nachhaltiger Lebensweise arbeiten und dieses fördern. Es ist leicht, zynisch zu sein, wenn es um optisch ansprechende Online-Plattform-Präsentationen zum Klimawandels geht, ich persönlich mag die Vielfalt der Klimadebatten und des Klimaschutzes. Die Bereitschaft, Fachwissen zu teilen und Ressourcen auszutauschen, ist nur zu begrüßen.

Eine der mythologisierten Eigenschaften von Online-Medien ist ihre Geschwindigkeit. Man saget zum Beispiel „Tweets bewegen sich schneller als eine Katastrophe“, zum Beispiel wenn man sich einem Wirbelsturm gegenübersieht, der eine Region von Ost nach West verwüstet. Online-Medien wurden als „Frühwarnsystem“ angepriesen. Aber macht dies im Kontext des Klimawandels Sinn, in dem langsame, langfristige Prozesse mit verzögerten Auswirkungen den Charakter der Bedrohung bestimmen?

Ja, wir haben das auch in unserer Forschung beobachtet: Twitter ist schnell. Und natürlich wird es manchmal auch zur „den News“, wenn Tweets in Nachrichtenartikeln oder Fernsehnachrichten veröffentlicht werden. Aber ich denke, das Thema Klimawandel hat sich zuletzt auch enorm beschleunigt. Selbst wenn man nur die politischen Ziele und ihre Fristen betrachtet, betont die Jugendklimabewegung, dass es jetzt Zeit ist, zu handeln. Und betrachten wir heute extreme Wetterereignisse, werden sie alle als dringend erörtert.

Zurück zu dem, was wir in Bezug auf Obamas Tweet besprochen haben: Die Generation, auf die er sich bezieht, ist auch die erste, die die Auswirkungen von Online-Debatten auf die Bildung eines kollektiven Bewusstseins erlebt. Ist die Analyse vernetzter Inhalte auch eine Art Psychoanalyse der Massen?

Um dies zu beantworten, möchte ich ausführen, wie wir die Verflechtung zwischen dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf Online-Medien und unser tägliches Leben adressieren. Wir sind eine Gruppe von Forschern und Designern, die stark in den Geistes- und Kunstwissenschaften verwurzelt sind. Unsere Arbeit besteht zum Teil darin, Themen wie den Klimawandel anhand seiner medialen Vermittlung zu untersuchen. Wir beschäftigen uns nicht mit dem Klimawandel selbst – wir könnten das auch nicht, dazu sind wir gar nicht qualifiziert. Wir können dazu beitragen, dass die Debatte plattform- und standortübergreifend dargestellt wird. Für partizipative und ortsbezogene Datenprojekte habe ich 2014 das „Citizen Data Lab“ gegründet, in dem wir mit lokalen Communities und Organisationen zusammenarbeiten. Wir bilden mit ihnen ein Problem vor Ort ab, interpretieren und kommentieren die Ergebnisse gemeinsam und helfen bei der Formulierung von Prioritäten und Maßnahmen. Anstatt uns mit Massenpsychologie zu befassen, setzen wir uns mit der Öffentlichkeit für den Klimawandel durch solche Workshops auseinander oder beobachten das Engagement in den Online-Debatten. Und machen dabei auch die Bildsprache des Klimawandels sichtbar.

Können Studien zur Klimadebatte online als „Frühwarnsystem“ des kollektiven Bewusstseins gelesen werden, das den Grad unserer Entscheidungsfreiheit oder Ohnmacht gegenüber dem Klimawandel anzeigt?

Sie helfen dabei, ständige Bedenken sowie aufkommende Narrative und gefährdete Standpunkte zu identifizieren. Darüber hinaus beobachtet man Fälle von Gruppenbildung – um mit Latour zu sprechen –, in denen Personen und Organisationen gemeinsam Bilder, Begriffe oder Verweise auf dieselben Quellen verwenden. Ein „Frühwarnsystem“ würde ein kontinuierliches Überwachungssystem erfordern, und das ist nicht unser Ziel. Vielmehr untersuchen wir in unserer Arbeit Social-Media-Plattformen als unterschiedliche Fenster zu einem Thema wie dem Klimawandel, wobei jede Plattform uns einen bestimmten Teil der Debatte zeigt und dies in ihrer eigenen Text- und Bildsprache tut.

Anm. d. Red.: Sabine Niederer war Gast bei der Berliner Gazette-Konferenz MORE WORLD, die vom 10. bis 12. Oktober im ZK/U Berlin stattfand und mit Workshops, Performances und Diskussionen der folgenden Frage nachging: Wie können wir grenzüberschreitend zusammenarbeiten, um dem Klimawandel entgegenzutreten? Eine umfassende Dokumentation der Konferenz mit Projekten, Audios und Videos finden Sie hier. Die Interviewfragen stellte die Berliner Gazette-Redaktion im Rahmen der MORE WORLD-Initiative. Das Foto oben stammt von Mario Sixtus und steht unter einer CC-Lizenz (by nc sa).