Mit Umwelthemen kann jeder punkten. Das wissen auch die Stars in Hollywood und setzen sich deshalb gerne für den Regenwald oder andere bedrohte Öko-Zonen ein. Doch bedeutet “grün zu sein”, tatsächlich auch Farbe zu bekennen?
Mit großer Macht kommt große Verantwortung – das muss Peter Peter alias Spider-Man auf die harte Tour lernen, als er von einer radioaktiven Spinne gebissen wird und Superkräfte entwickelt. Leonardo DiCaprio, immerhin Sohn eines Comicbuchverlegers, wird mit dieser Weisheit wohl vertraut sein. Seitdem er erfolgreich den evolutionären Schritt vom angeschmachteten Wasserleichen-Bübchen zum ernsten Star gemacht hat, und das auch noch ohne Popularitätsverlust, setzt er sich stark für Umweltzwecke ein. Man möchte schließlich etwas zurückgeben.
“Die Wale rufen mich!”
Die Zeit der gesichtlosen Stars ist nämlich schon lange vorbei. In den Dreißigern, da waren Hollywood-Stars noch vage Projektionsflächen für die Wünsche und Sehnsüchte des Publikums – All-American und politisch neutral, mit leichten Ausschlägern nach links (James Cagney) und rechts (James Stewart). McCarthy und Nixon änderten das. Gegenwärtig tobt, nach acht Jahren Bush und den zunehmend faschistischen Republikanern, ein culture war: liberal gegen conservative, MSNBC gegen Fox News. Die Fronten sind verhärtet. Große Teile Hollywoods stehen links und wählen demokratisch, die Ausnahmen – Clint Eastwood etwa – lassen sich an einer Hand abzählen.
Wer nicht die Muße oder einfach den Mut hat, auf großen Bühnen “Bring back the troops!” oder “George Bush doesn’t care about Black people” zu rufen, aber sich trotzdem engagieren (und im Gespräch bleiben) möchte, kann es ja mit Umweltaktivismus versuchen. Bei einem solchen Konsensthema gibt es wenige Einsprüche, von “Emissionsreduzierung ist Stalinismus!”-Spinnern abgesehen. George Clooney wurde nach Irakkriegskritischen Äußerungen als „unpatriotisch“ angefeindet und musste Einspieleinbussen hinnehmen, ein Umweltaktivist hingegen bleibt von solch Gegenwind verschont. Denn wer ist schon gegen Umwelt?
Gut, seine Dokumentation “The 11th Hour” hat sich trotzdem niemand angesehen, was aber einfach an einer Übersättigung nach der “Inconvenient Truth” von Al Gore zu tun haben könnte. Der Fast-eigentlich-US Präsident ist zum beliebten Gaststar mit Botschaft geworden, und zeigt dabei durchaus Selbstironie: So taucht er in der großartigen US-Serie “30 Rock” unvermittelt immer dann auf, wenn es um Umweltfragen geht, um dann mit “Die Wale rufen mich!” ebenso plötzlich wieder zu verschwinden.
Was bleibt hängen?
Denn häufig wird der Vorwurf laut, Prominenten schielen mit ihrem Aktivismus nur auf einen Öko-Image-Bonus. So widmet sich Ed Begley, Jr., nach einer Karriere als Nebendarsteller in Sitcoms und kleineren Hollywood-Filmen, jetzt fast ausschließlich der Umwelt. Seine Reality-Show “Living with Ed” zeigt ihn dabei, mit möglichst kleinem carbon footprint auszukommen. Die Grenzen zwischen Engagement und Ego-show sind verwischt. Auch hier hilft vorauseilend selbsterniedrigende Ironie: In seinem Gastauftritt bei den Simpsons fährt Begley mit einem “Auto, betrieben nur von meiner eigenen Selbstzufriedenheit, ein guter Mensch zu sein”.
Aber wohl nicht allen ist Umweltschutz solch eine vermeintliche Herzensangelegenheit. Als Günther Jauch, konservativ-leeres Gesicht der Nation, der trotz Lottoskandal und Pro-Reli-Debakel aus welchen Gründen auch immer in der Öffentlichkeit noch als „integer“ gilt, vor ein paar Jahren versprach, dass „jeder Kasten Krombacher einen Quadratmeter Wald“ rettet, wurde „Saufen für den Regenwald“ ein paar Wochen lang ein geflügeltes Wort. Denn letztlich ging es ja doch nur um den Verkauf von Bier. Und mehr bleibt von solchen PR-Aktionen dann auch nicht übrig: Ein bisschen Skepsis, ein bisschen Bewunderung, und viel Kopfschmerz.
Eine sehr interessante Perspektive aus das Greenwashing bei den Stars. Außer dem Thema Umwelt scheint es nur ein weiteres Thema zu geben, gegen das keiner was haben kann: Kinder. Kinder sind ne tolle Sache, aber man sollte sie nicht sammeln wie Armbänder, nur damit man auf Fotos cooler rüberkommt, oder?