Pressesprecherin der Deutschen Forschungsgemeinschaft [DFG] bin ich seit 1985, genauer gesagt bin ich verantwortlich fuer die Presse- und Oeffentlichkeitsarbeit des Hauses. Der Aufgabenbereich ist entsprechend weitgespannt – Pressearbeit mit Interviews, Pressekonferenzen, Pressereisen, Fernsehkooperationen und vieles andere.
Im Bereich Oeffentlichkeitsarbeit geben wir zwei Zeitschriften heraus, Broschueren, Filme – alles, was dazu gehoert. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der Ausstellungen. Gluecklicherweise gibt es gute Mitarbeiter und Kollegen – wir haben auch regelmaessig Volontaere und Praktikanten in der Abteilung.
Das Reizvolle an der Arbeit ist die Vielfalt, insbesondere die forschungspolitischen Debatten, und die internationale Vernetzung der DFG, die sich auch in der Pressearbeit niederschlaegt. Im Jahr der Stammzelldebatte 2001/ 2002 sind allerdings die Wogen ueber uns zusammengeschlagen – ueber das Wechselspiel zwischen Politik, Medien und Wissenschaft in dieser Zeit koennte man Buecher verfassen.
Die DFG ist die Stimme der Wissenschaft in Deutschland, weil sie als Dachorganisation aller grossen Wissenschaftsorganisationen funktioniert. Nicht nur fast alle Universitaeten, sondern auch die ausseruniversitaeren Forschungseinrichtungen sind Mitglieder der DFG. In der Satzung ist verankert, dass neben der Forschungsfoerderung in allen Wissenschaftsgebieten und der besonderen Aufmerksamkeit fuer den wissenschaftlichen Nachwuchs die Beratung von Parlamenten und Behoerden in wissenschaftlichen Fragen zu den zentralen Aufgaben gehoert.
Seit ihrer Gruendung im Jahre 1920 als >Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft< haben sich die Ziele natuerlich deutlich erweitert - vor allem in Richtung Internationalitaet der Wissenschaft und ihrer Interdisziplinaritaet. Die DFG hat inzwischen Auslandsbueros in Peking, Washington und Moskau - weitere sind in Planung. In einem zusammenwachsenden Europa muss sich Deutschland als Wissenschaftsstandort bewaehren. In den Koepfen liegt schliesslich das eigentliche Potential auch fuer weiteres Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land. Die DFG versucht auf vielerlei Weise, Deutschland konkurrenzfaehig zu machen bzw. zu halten. Zum einen, indem sie versucht, die Strukturen unseres Hochschulsystems flexibler zu machen. Ein Beispiel ist das sogenannte Emmy Noether Programm, benannt nach einer Mathematikerin des fruehen 20. Jahrhunderts, das es jungen Wissenschaftlern erlaubt, frueh in die Selbstaendigkeit zu kommen. Natuerlich beteiligt sich die DFG an den Debatten ueber die Gesetzgebung in Deutschland, sofern sie die Wissenschaft betreffen. So haben wir gerade mit deutlichen Stellungnahmen gegen das neue Gesetz zur Gruenen Gentechnik argumentiert, das jetzt in den Vermittlungsausschuss geht. Ein sehr gutes Beispiel fuer Forschung, die an Laendergrenzen nicht halt macht, sind die neuen Euryi-Awards [European Young Investigator], hochdotierte Forschungspreise fuer die besten jungen Nachwuchswissenschaftler, die jetzt erstmals in Stockholm verliehen wurden. Jede und jeder der 25 jungen Wissenschaftler, die sich gegen eine Konkurrenz von rund 800 Bewerbern durchgesetzt haben, erhaelt mehr als eine Million Euro, um in den naechsten fuenf Jahren in einem Land ihrer Wahl arbeiten und forschen zu koennen. So waechst Europa zusammen! Die Deutsche Forschungsgemeinschaft erhaelt pro Jahr rund 25.000 Antraege auf Forschungsfoerderung. Die Auswahl erfolgt ausschliesslich nach den Kriterien der wissenschaftlichen Exzellenz; zwischenzeitlich ist die Bewilligungsquote aufgrund der grossen Nachfrage in einzelnen Fachgebieten auf unter 30 Prozent abgesunken. Nicht zutreffend ist, dass die Geistes- und Sozialwissenschaften in der DFG benachteiligt sind - im Gegenteil, die Bewilligungsquoten in diesen Feldern sind seit Jahren konstant mit steigender Tendenz. Die Ziele der DFG in allen Verfahren sind Qualitaet, Nachwuchsfoerderung, Interdisziplinaritaet und Internationalitaet. Etwa 75 Prozent all unserer Mittel fliessen in die Foerderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ausserdem haben wir alle unsere Programme fuer auslaendische Wissenschaftler geoeffnet. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bemueht sich darum, Forschung und Lehre in Deutschland zusammen- und hochzuhalten. Das ergibt sich schon allein aus unserer Konzentration auf die Foerderung der Wissenschaft an den Universitaeten. Wir sind davon ueberzeugt, dass neue Ideen und Anstoesse immer wieder von jungen Leuten, vor allem von den Studenten kommen. So dass Lehre die Forschung befruchtet. Die wirklich guten Wissenschaftler sind in der Regel auch gute Hochschullehrer.