Peking ist nicht nur die Hauptstadt der Volksrepublik China, sondern mit ihrer dreitausendjährigen Historie auch politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes. Berliner Gazette-Redakteurin Leonie Geiger entdeckt eine Stadt, die zwischen Tradition und Moderne taumelt. Ein Foto-Essay.
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Ich kannte China als Land vorher kaum. Vor fünf Jahren war ich mal für ein paar Tage in Hongkong, doch das gilt nicht wirklich. So habe ich in Peking schnell eine Stadt entdeckt, die zwischen Tradition und Moderne taumelt und sich im Kommunismus verfangen hat.
Wenn man nachts unterwegs ist, fehlt es nicht an künstlichen Lichtquellen – an Strom wird nicht gespart. Der innere U-Bahn-Tunnel ist mit Bildschirmen gepflastert, so dass Reisende ständig mit Werbung konfrontiert werden, wenn sie aus dem Fenster gucken. Sie läuft nämlich auf den Bildschirmen mit dem Zug mit.
Dieses Foto entstand in der „Essensstraße“- Wangfujing. Hier wird offensichtlich mit der Tradition und den Geldbeuteln der Touristen gespielt. Sie ist höchstens vier Meter breit und quillt vor Besuchern über. An den Seiten werden „Delikatessen“ verkauft. Bei diesem Mann waren es Seesterne -, Skorpione – und Schlangenspieße, die frittiert werden. Leider hatte ich mir vorher den Magen verdorben und konnte nichts probieren. Die Skorpione sind übrigens nicht mehr giftig, hat mir der Mann erklärt, aber sie sind lebend aufgespießt und zucken die ganze Zeit.
Dieses Mensaessen in der Peking-Universität war der Grund für meine Magenprobleme. Eine Freundin geht auf diese Uni – sie gilt als “Chinas Stanford”. Mein Tablett wurde bei der hektischen und lieblosen Essensausgabe schon so verwüstet. Ich dachte immer, dass Chinesen sehr diszipliniert seien. Diese Meinung habe ich schnell geändert. Man hat Glück, wenn man aus der U-Bahn herausgekommen ist, ohne von den hereinströmenden Massen zerdrückt zu werden und so war auch die Essenssausgabe ein Kampf für sich.
Vielleicht liegt es an der Ein-Kind-Politik in China: Ich hatte das Gefühl, dass den Kindern sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Vielleicht zu viel?
In der Nähe des Tian’anmen-Platz gibt es einen Starbucks. Mein Caffé Latte hat 27 Yuan (circa 3,30 Euro) gekostet. Für ein Mittagessen inklusive Getränke zahlt man meistens weniger, als ich für diesen einen Kaffee. Doch Starbucks ist fast die einzige Möglichkeit an einen guten Kaffee zu kommen. Dafür war die dort Aussicht beeindruckend.
Dieses Bild ist in einer kleinen Seitenstraße entstanden. Dort wurde “endlich” mein stereotypes Bild von China bestätigt – man muss nur danach suchen! Peking habe ich aber eigentlich eher als eine große, weite, graue Stadt wahrgenommen.
Das beste Essen, das ich in China genießen konnte, war in diesem Lokal. Chjabu – eine Art Fondue. Nur, dass es Suppen sind, in denen man alles mögliche kocht, wie Gemüse, Brot oder Fleisch. Der ganze Raum war feucht und nebelig von den Dünsten. Ohne meine Freunde wäre ich in den meisten Restaurants verzweifelt gewesen, da die Karten nur auf Chinesisch sind. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass die Chinesen Englisch verstehen. Wenn ich alleine unterwegs war, habe ich mich mehr mit Händen und Füßen verständigen müssen. So kam es aber auch zu netten Situationen.
Die Verbotene Stadt ist ein beeindruckendes Spektakel. Zusammen mit tausenden Touristen zieht man durch die Gassen und vergisst die graue Stadt um einen herum. Das Interessante ist, dass meine Freundin und ich von den unzähligen Malen, die wir von Chinesen um Fotos mit uns (sie rothaarig, ich blond) gebeten wurden, am häufigsten in der Nähe von Touristenattraktionen gefragt wurden. Sie vermutet, dass dort viele Menschen aus der Provinz unterwegs waren, die noch nie Europäer gesehen hatten.
Im größten Museum der Welt, dem Nationalmuseum, war ich vier Stunden und habe mich mehrmals verlaufen. China feiert sich dort als zukunftsweisende, offene und fortschrittliche Nation. Besonders beeindruckend war die Bildergalerie aus den 60er Jahren: Auf fast allen Werken wird Mao gezeigt. Egal ob gerade abgehungert aus dem Gefängnis gerettet oder mitten im Krieg, die Menschen lachen ihn auf den Gemälden immer glücklich an.
Der Smog und Dreck von der Straße verfängt sich überall – nicht nur in meinen schmerzenden Lungen. Dieses Fenster befindet sich im Hausflur meiner Freundin, die dort in einer 3-er WG wohnt. Es ist eher eine gehobene Wohngegend.
Peking scheint spannend zu sein und sehr anders. Tolle Fotostrecke, vielen Dank fuer das Teilen deiner Erfahrungen!