“Deutschland ist schoen, schoen, schoen.” textet Thomas Meinecke fuer seine Band FSK im Jahre 1980. Wie das Land, so die Sprache. Doch schon damals verstehen die Denkmal-Pfleger etwas anderes unter Schoenheit. Schon damals steht das Deutsche unter Artenschutz.
Die Bedrohung hat ein breites Grinsen und Muskeln wie Rambo, verbreitet sich virusartig via Popkultur und spuckt alles auf das Niveau der Strasse, dort, wo Dreck und Armut herrschen. Und die Abwehr? Was, es gibt noch nicht mal eine Innenverteidigung? Nicht nur Konservative und Neo-Nationalisten alarmieren die Oeffentlichkeit, sondern auch jene, die den Reichtum der Sprache neu erschliessen: Linguisten, Sprachphilosophen, etc.
So spricht Starphilosoph Giorgio Agamben in den Achtzigern von einer globalen Schicksalsgemeinschaft, die sich im Moment der Entfremdung vom sprachlichen Sein quasi aus der gesamten Menschheit rekrutiert. Die Armut der Welt – die Sprache! Doch wie sieht der Reichtum aus? Jutta Limbach beantwortet diese Frage neuerdings mit mindestens einem Buch pro Jahr. Sie kennt nichts, wenn es um >unsere Sprache< geht. Und Wolf Schneider fordert in seiner aktuellen Publi- kation: Speak German! Reichtum wird hier hinter hohen Mauern angehaeuft, Mauern, die klar definieren, wer dazu gehoert, wenn von >unserer< Sprache die Rede ist. Wie aber sieht Reichtum jenseits der nationalen Eigentumslogik aus?
Die gesammelten Songtexte Thomas Meineckes [1980-2007] lassen sich als Schatzkammer lesen. Muttersprache wird zur Fremdsprache, ganz kategorisch, fuer alle, die sie benutzen. Also national entfremdet und auf ewig fremd im Gebrauch, stets nur im Aneignungs-Modus verfuegbar, kein Besitz, sondern ein Bindeglied im Werden, Produkt transatlantischer Uebersetzungsprozesse. Songtitel sprechen Baende: Blue Yodel for Lino Ventura; Jane Fonda Lied; El Pastor Aleman; Ostblock Girl; Jack Lemmon O.m.U. Wie die Sprache so das Land: >Lasst uns die Heimat sehn / Lasst uns die Welt verstehn / Lasst uns die Welt verstehn / wenn wir durch Deutschland gehen.< Man sollte Meinecke beim Wort nehmen.