Buecher in Raeumen – es ist schon typisch Kulturindustrie, dass aus dieser banalen Kombination ein so grosses Phaenomen geworden ist. Beispiele: Geradezu magisch aufgeladen sind die Buecherraeume in >Der Name der Rose<. Ein unermesslich grosses Politikum wiederum ist die militaerische Vernichtung der staedtischen Bibliothek Jaffa - ein wichtiger Teil der tamilischen Geschichte ist mit ihr verloren gegangen. Architekten wie Arata Isozaki scheinen erst dann so richtig in ihrem Element zu sein, wenn sie eine Bibliothek entwerfen duerfen. Auch fuer Kuenstler eine faszinierende Aufgabe, wenn man beispielsweise an Rainer Ganahls >A Portable [Not So Ideal] Imported Library< denkt.
Und Intellektuelle? Darueber muessen wir wohl nicht reden. Sie lassen sich nicht nur liebend gern vor ihren Buecherregalen fotografieren, sondern verbringen auch sonst viel Zeit damit ein System fuer ihre Buecherraeume zu entwerfen. Man denke nur an Aby Warburg, der – mit Familienkohle ausgestattet – eine Bibliothek aufzubauen begann, deren Ordnungsmuster unterschiedliche Ideenstroeme waren. Das Zimmer selbst war glaub ich rund. In meinem Fall ists eine Buecherwand. Alles in dieser Wand ist dank einer Berliner Regalfirma mit Buechern gefuellt – genau eingepasst, kein Milimeter verschwended [siehe Bild oben]. Genauigkeit und Effizienz sind wichtige Prinzipien.
Noch wichtiger vielleicht: Ich will mir keine zweite, dritte, vierte Regalwand einrichten; diese eine muss reichen. Dass dies nicht einfach ist, weiss jeder Buecherfreund und jeder, der nicht wie Karl Lagerfeld Buechern in seiner Wohnung freien Auslauf gewaehrt, ihnen sogar Insel- und Turmbildung gestattet, sondern ihre Praesenz streng auf die vorgesehene Stauflaeche begrenzt. Dies bringt viel Arbeit mit sich: Ordnung halten. Sortieren. Selektieren. Ausrangieren. Ich schaetze diese Arbeit, weil sie mich immer wieder dazu noetigt, mich auseinander zusetzen, mit meinem Ordnungssystem und mit meinen Buechern. Und lesen? Das ist dann noch eine ganz andere Art von Arbeit. Ja, Sie haben sich wieder nicht verlesen: Ich nenne es Arbeit.
dear mr woznicki,
ich verstehe ihren drang, ihre buecher stringent zu sortieren voll und ganz, habe ich doch ueber jahre hinweg ein aenhliches verhalten an den tag gelegt. mitlerweile jedoch habe ich die vorteile des buecherturmbaus erkannt und kultiviere diese kleinen architektonischen meisterleistungen. speziell das mobile element daran finde ich sehr vorteilhaft.
eine weitere anmerkung zu ihrem artikel, welche vielleicht schon impliziet im artikel enthalten war (?): schallplatten, cds, mini-discs, etc. all diese medien rechne ich persoenlich ebenfalls zu dem komplex “buecher”, in dem sinne von medien und deren organisation. ich finde diese zusaetzlichen medien stellen eine enorme bereicherung zum buch dar. damit waeren wir auch schnell bei der reduktion des platzes bei gleichzeitiger maximierung des inhaltes, ich meine final die organisation all dieser inhalte auf einer festplatte mit einem passenden dateisystem.
ciao
ruwen ;)