Joe hat einen deutschen Nachnamen. Der Vater seines Vaters kam aus Köln, glaubt Joe. Dass der Dom gleich neben dem Kölner Hauptbahnhof liegt, weiß er. Joe arbeitet in der Touristeninformation in Brooklyn, New York. In wenigen Minuten erfährt man, woran Joe glaubt und woran nicht. Eine Begegnung.
Das eindrucksvolle Gebäude hinter den sechs ionischen Säulen war einst das Rathaus Brooklyns, bis die Stadt 1898 ihre Eigenständigkeit verlor und Teil New York Citys wurde. Der Prachtbau wurde zur Borough Hall – zum Rathaus des Stadtteils südöstlich Manhattans – degradiert.
Der Glaube an den Marshallplan
Joe kramt eine auf historisch getrimmte Postkarte hervor, auf der auf Deutsch “Grüße aus Brooklyn” steht. Er erzählt, seine Kollegen würden immer “Grübe” sagen, weil sie das ß für ein B hielten. Natürlich weiß Joe, dass das Schriftzeichen für ein scharfes S steht. Er müsse sowas wissen, weil sein Großvater aus Köln stammt, glaubt er.
Joe glaubt auch an den Marshallplan, der Westdeutschland nach dem zweiten Weltkrieg wirtschaftlich schnell wieder auf die Beine half. Und Joe glaubt zu wissen, dass es in Ostdeutschland noch immer schlimm aussieht, weil die Russen so viele hässliche Gebäude errichtet hätten.
Sozialismus bringt’s nicht
Joe glaubt auch an Baseball. Es brach ihm das Herz, als die Brooklyn Dodgers 1957 nach Los Angeles auswanderten. Joe kennt nicht nur Köln, er war auch mal in Berlin. Er glaubt sich zu erinnern, dass rund um die Gedächtniskirche nur Obdachlose mit ihren Hunden herumlungerten.
Jemand habe ihm erzählt, dass der deutsche Staat die Obdachlosen mit Geld für ihre Tiere unterstützen würde. Joe schüttelt den Kopf: “I don’t believe in socialism, anyways.” Es ist das erste Mal, dass Joe sagt, an was er nicht glaubt.
Joe ist sehr nett. Ausführlich erklärt er, wie man am besten nach Coney Island kommt, und wie der Spazierweg am East River zu finden ist. Mit dem Marshallplan hat Joe sicher auch Recht. Wäre Joe nicht so zuvorkommend gewesen, dann hätte man ihn wohl fragen müssen, warum er nicht an einen starken Staat glaubt.
Gesunde Zähne haben einen Preis
Ob er wirklich an die gelb leuchtenden Börsenzahlen glaubt, die auf dem überdimensionalen Ticker am Times Square entlang rennen. Die für jedermann sichtbar verkünden, wer heute etwas gewonnen, und wer etwas verloren hat.
Manch einer hätte Joe auch noch gefragt, ob er wirklich nicht an eine staatliche Krankenversicherung glaubt. Eine, die ihm zumindest ab und an den Besuch beim Zahnarzt ermöglicht hätte. Dann hätte Joe heute vielleicht noch einen einzigen gesunden Zahn im Mund.
Sollte mit der Obama-Versicherung nicht alles besser werden?
In den Staaten, es gibt leider viele Leute die haben keine Verständnis von Versicherung, Schulden und Finanz allgemein. 50% von alle Bürger wissen nicht was “50%” bedeutet. Wann jemand schreit “Socialismus”, die wählen gegen ihre eigene Interessen. Es heißt “Hundepfeife Politik”.
Hundepfeifen-Politik- das gefällt mir!