Eine junge Frau huepft ueber Sommerwiesen, durch den Sommerwald und pflueckt einen Strauss wilder Blumen. Auf einer Lichtung erblickt sie einen Mann. Seine Muskeln glaenzen in der Sonne, er ist ganz vertieft in seine Arbeit. Die junge Frau, eine feine Dame, ist hin und weg, am liebsten wuerde sie sich sofort die Kleider vom Leib reissen und sich dem schwitzenden Arbeiter hingeben – ein paar Einstellungen spaeter ist es auch soweit.
Diese Szene koennte in jedem beliebigen Erotikfilm vorkom- men, so tief hat sich das Bild schwitzender-Arbeiter-macht- es-mit-feiner-Dame in das Filmgedaechtnis eingegraben. Doch es stammt aus der Neuverfilmung von D.H. Lawrences >Lady Chatterleys Lover< [1928]. Diesmal hat sich eine franzoesi- sche Regisseurin an den >Skandalroman< gewagt. Das Buch des Briten ist der >Faenger im Roggen< unter den Buechern fuer Erwachsene echter Kult. Diesen Status hat es vor allem wegen der sehr intensiven Schilderungen von Liebesakten erlangt - zu Unrecht, ist es doch vor allem eine Gesellschafts- studie. >Lady Chatterleys Lover< wurde schon mehrfach fuer Radio, Fernsehen und Kino adaptiert. Und was ist diesmal anders? Zunaechst einmal sprechen hier alle Franzoesisch und nicht Englisch. So kommt der Klassenunterschied zwischen den beiden Hauptdarstellern nicht so stark zum Tragen wie in britischen Adaptionen hier scheinen die sprachlichen Klassenunterschiede eine groessere Rolle zu spielen. Die Regisseurin Pascale Ferran konzentriert sich ganz auf Constance Chatterley [Marina Hands] und ihren Liebhaber Oliver Parkin [Jean-Louis Coullo'ch]. Innerhalb kuerzester Zeit durchlaufen Constance und Parkin tief greifende Veraende- rungen. Sie erkennt, dass Sex nichts ist, wofuer man sich schaemen muss. Parkin wiederum realisiert, dass Sex nicht zwangslaeufig etwas mit Brutalitaet zu tun haben muss.
So kreist die Geschichte der beiden um insgesamt sechs Liebesakte. Ferran inszeniert jeden dieser Akte als etwas Besonderes, Einmaliges. Die Kamera faengt vor allem Haende und Gesichter der Liebenden ein. Die Lust der beiden aufeinander wird nicht verhehlt. Trotzdem ist Ferrans >Lady Chatterley< nicht bloss ein Erotikstreifen. Der Regisseurin gelingt es, den zirpenden, knisternden Sommerwald genauso sexy zu inszenieren, wie ihre beiden Hauptdarsteller und gibt dem Film auf diese Weise eine poetische Dimension. So wird hier alles zur Erotik. Bis hin zum Wildblumenstrauss, den Constance wagt, ihrem Ehemann auf den Tisch zu stellen.
danke schön. geradezu schweisstreibend dieser beitrag. aber auf jeden fall lust machend auf wald! und den film natürlich auch.