Es heisst immer wieder: Ich sei Komiker und sei fuer meine Aktion, >Mein Kampf< zu lesen, bekannt geworden. Das ist aber falsch!
Erstens bin ich kein Komiker, sondern Schauspieler und zweitens habe ich die Idee spontan gehabt, >Mein Kampf< zu einer Buehnenshow zu machen, nachdem ein Zuschauer mir erzaehlt hat, dass es eine aehnliche Lesung bereits schon einmal gab. Es war jedenfalls keine konzertierte >Aktion<, in der es darum ging, irgendwem den Spiegel vorzuhalten. Ich halte nichts von solchen Lektionen. Ob Humor bei >ernsten< Themen wie Hitler angebracht ist? Humor ist eine Sache, die sich im Verstaendnis des Gegenuebers zeigt. Ich selbst halte es fuer eine sinnvolle und legitime Art des Umgangs mit der Geschichte, wenn man auch die laecherlichen Seiten des Ganzen aufzeigt, ohne sich darueber lustig zu machen. Eigentlich muesste man diese Frage an meine Zuschauer adressieren, die ja auch nicht alle gleich auf meine Arbeit reagiert haben. Die Mehrheit hat meine Lesung von >Mein Kampf< so ernst genommen, wie ich es wollte. Ein Teil hat sie nicht verstanden, ein anderer Teil hat sie ueberinterpretiert. Die Nazis haben in der Regel verhaeltnismaessig gleichgueltig reagiert. Auch wenn es auf den ersten Blick anders scheinen mag: Meine Herkunft spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Ich sehe mich als Mensch, der sich auf die Buehne stellt, unabhaengig davon woher er kommt. Ich finde es peinlich, wenn Kuenstler ihre Herkunft instrumentalisieren, um eine Aussage in ihre Arbeit zu transportieren. Ein tuerkischer Kuenstler ist fuer mich nicht weniger und nicht mehr interessant als ein deutscher oder griechischer. Vielleicht mag ich deshalb ethnischen Humor nicht. Er ist in der Tat darauf angelegt, dass sich die Zuschauer in ihrer Sichtweise bestaetigt fuehlen. Gute Kunst faengt fuer mich aber erst dort an, wo sie das Risiko eingeht, den Erwartungen der Zuschauer zu trotzen. Die Zuschauer brauchen nicht die Selbstbestaetigung, sondern muessen sich im besten Falle selbst hinterfragen. Dazu kann ich als Kuenstler einen wichtigen Beitrag mit meiner Kunst leisten, wie ich es mit meiner neuen Arbeit versucht habe. Kunst nimmt immer eine andere Perspektive auf die Realitaet ein. Was aber Parodien ueber ethnische oder religioese Gruppen angeht: Sie entsprechen weder der Realitaet, noch stellen sie in irgendeiner Form eine sinnvolle oder nachvollziehbare Ueberhoehung der Realitaet dar. Sie sind schlicht und einfach nur albern und gefaellig. Das ist Proletenamuesement und keine ernstzunehmende Kunst!