Eine professionelle Form des Wollens sich auf eine Information “zuzubewegen” heisse Journalismus, sagt Peter Glaser, um hinzuzufuegen: “Eine neuere, noch nicht randscharf definierte Form davon heisst Bloggen.” Es ist sehr attraktiv, das Bloggen als etwas schwer Klassifizierbares und Neues zu begreifen.
So oeffnen sich Raeume: fuer das Handeln und Denken. Tasten, Suchen und Ahnen als der weiche Rahmen eines Formats, das morgen Schule machen oder aber alle bisherigen Schulen sanft von Innen veraendert haben wird. Ich schreibe Schule in Plural, weil ich meine, dass der Reibungspunkt nicht allein der Journalismus ist. Das Logbuch der Berliner Gazette zeigt, was ausserdem auf dem Spiel steht.
Wissenschaft in Abgrenzung zum Journalismus, Philosophie in Abgrenzung zur Wissenschaft, Denken in Abgrenzung zur Philosophie und Literatur in Abgrenzung zu allen genannten, aber auch als Teil aller genannten Disziplinen. Bloggen macht diese Uebergaenge sichtbar, entfaltet ein Sensorium fuer die besondere Oekonomie dieser Schaltstellen, zeigt sich empfaenglich fuer die vergessenen und unterdrueckten Aspekte, die das eine Ufer mit dem anderen Ufer verbinden, ist aber auch vor allem daran interessiert, die Differenzen herauszuarbeiten, insbesondere jene, die nicht auf der Hand liegen. Nur eine >noch nicht randscharf definierte Form< vermag dies. Nur eine solche Form vermittelt eine Ahnung von der Zukunft. Schliesslich schlummert hier das Potenzial des Unveroeffentlichten und Ungeborenen, des Unfertigen und Ungedachten. Vielleicht sollten wir nicht versuchen, diese Form randscharf zu definieren, sondern eben jenes Potenzial in seinem Reichtum zu ermessen. Statt Definitionskriege zu fuehren, sollten wir die Raender in all ihrer Unschaerfe wuchern lassen und die Form in ihrer Offenheit exponieren. Beliebigkeit? Das Risiko ist nicht zu verheimlichen. Aber es gehoert dazu. Die Offenheit oeffnet sich auf das Neue hin. Dies ist das Gemeinsame: die Resonanz, die alle Bestrebungen mit einer nervoes-neugierigen Schwingung erfuellt und vor der Beliebigkeit rettet.
Endlich mal eine angemessene, unaufgeregte und objektive Betrachtung des Themas. Abseits der von ökonomischen Ängsten und Neo-Konservativismus geprägten Ansichten der Absolventen diverser Journalistenschulen, die um ihr Abgrenzungsbewußtsein und mühsam einstudierte elaborierte Codes kämpfen. Und dem oftmals geschwätzig-belanglosen digitalen Gebrabbel postpubertärer freiberuflicher Nerds, die vor allem ihr Trainspotterdasein hochhalten, zwischen Ypsheft und Bonanzafahrradnostalgie! Und vor allem habe ich auch mal einen deiner Texte verstanden…lach…
das Abseits-Sein all dessen, ja, ich weiss, was Du meinst, aber fragt sich, ob man sich gegenüber den Nerds wirklich so sehr abgrenzen muss und ob nicht auch die paranoiden Journalisten bewusst oder unbewusst Teil “unserer” Sache sind… Zumindest sofern die besagte Resonanz des Fragmentarischen zum Tragen kommt – und das ist wohl auch möglich, wenn man nicht darüber nachdenkt. Ich denke, diese Resonanz kann auch etwas Ereignishaftes sein, etwas, dass passiert, ohne dass man es plant oder kalkuliert
Wir müssen uns nicht abgrenzen, natürlich nicht, nur überwog bislang im medialen Rauschen über das Thema der Chor der beiden benannten Seiten. Klar ist die Resonanz gerade der Journalisten ein wichtiger Indikator, denn man wittert Gefahr, also scheint tatsächlich was zu geschehen. Man nimmt die Sache Ernst. Zeiten ändern sich, Gutenbergsche Grundsätze weichen einem neuen Alphabet, dies ist auch in anderen Medien zu sehen. Zum Beispiel Film und Musik. Die Zeit rollt über tradiertes und allzu reaktionäres hinweg. Es nervt halt einfach nur mitunter, im Wust der ganzen Blogger wahrgenommen zu werden, das hat wohl mit eigenen Abgrenzungstendenzen zu tun…man ist ja kein Heiliger! Aber die Schwingung, sprich Resonanz ist länst da, unaufhaltsam….und interessant. Mitmachen, mitgestalten und sich keinen Kopf machen, lautet das Credo!