Oh du mein Fahrbier!

Kennen Sie dass? Sie sind abends in einer Kneipe verabredet und diese liegt am anderen Ende der Stadt, man ist ja schliesslich kein Kiezverlassverweigerer. Bis zum wohlverdienten ersten Bier ist also noch ungefaehr eine halbe Stunde im Nahverkehrsmittel Ihres Vertrauens durchzustehen, im Odeur des >Eau du Trafic Suburbain Berlin<, einer ausgebufft-widerlichen Komposition aus stinksaurem Schweiss, verschuettetem Bier, Doenerdunst, Furz und Kotze.

Genau hier tritt eine der Glanz- leistungen deutscher Ingenieurskunst auf den Plan, formvoll- endet, effizient und genau dieser Situation angepasst – das Fahrbier. Beinahe auf jedem U-Bahnsteig in verschiedensten Geschmacksvariationen, von Becks bis Sternburg Export, erhaeltlich wird mit ihm die Fahrt im Nahverkehr zum Spaziergang.

Das Problem: In Teilen unseres schaurig-schoenen Landes ver- steht man Fahrbier anders. Der gemeine Westfale etwa ver- wendet Fahrbier [gesprochen Fahbie-a], wenn er das verpoen- te N-Wort fuer einen Menschen dunkler Hautfarbe vermeiden will. Es kann also leicht zu Missverstaendnissen kommen. Zwei Freunde, der eine aus Hannover, der andere aus Dortmund- Aplerbeck, unterhalten sich auf dem Weg vom P-Berg nach X- Berg: >Besorgen wir uns noch ein schoenes kuehles Fahrbier fuer den Weg?< >Ey, Alta, dat muss einen schoenen kalten Fahbi-en heißen und wat willze einklich mit nem vastormnen Schwattn?< [zu hochdeutsch: >… mit einem verstorbenen Ma- ximalpigmentierten?<]

Dazu war >Fahrbier< lange Jahre unter Autofahrern verbreitet. Unter ihnen stand es fuer jenes Bier, welches man vermeintlich noch trinken konnte, um bei einer etwaigen Alkoholkontrolle unter der Promillegrenze [damals noch 0,8] zu bleiben. Es gae- be also vielerlei Moeglichkeiten fuer Missverstaendnisse, aber: Zeit hilft. Menschen mit dunkler Hautfarbe darf man laengst nicht mehr als Farbige bezeichnen und die Promillegrenze wird in absehbarer Zeit bei Null liegen. Und dann wird es endlich so weit sein: Fahrbier wird unmissverstaendlich fuer eine der grossartigsten Erfindungen der Menschheit stehen, eine die U- Bahnfahrten moeglich macht, wie einst der Raumhelm die Reise ins Weltall moeglich machte.

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