Alles Unsinn

Im Computerstandard Unicode soll langfristig fuer jedes sinntragende Zeichen aller bekannten Zeichensysteme ein digitaler Code festgelegt werden. So ein Anspruch muss erst mal faszinieren. Genauso wie das Projekt Decodeunicode, das sich vorgenommen hat zu all diesen Zeichen Information zu sammeln und wiki-foermig zu praesentieren.

So erfahren wir dort: >One of Unicode’s goals is to provide encoding to and from all existing character set standards. To do this, it must encode some pretty silly stuff.< Gemeint ist hier die Gruppe der Block Elements: Zeichen, die aussehen wie Variationen zu Malewitschs Schwarzem Quadrat. Silly stuff.

Auch der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges hat sich mit Vollstaendigkeit befasst, besonders in seinem Text >Die Bibliothek von Babel<. Dort erzaehlt er das Universum als Bibliothek [oder umgekehrt], und wir merken auch hier, was ein >Alles< aus- und enthalten muss. Im Gegensatz zu den 99.089 Zeichen des Unicodes sind die Elemente der Borges- Bibliothek 26 Zeichen, naemlich Punkt, Komma, die 23 Buchstaben des lateinischen Alphabets und der leere Raum. Und trotzdem: die Zahl moeglicher Buecher ist eine 2.865.431 mit 2.517.824 Ziffern dahinter. In dieser zwar riesigen, aber endlichen Menge aller je moegli- chen Buecher - aller von gestern und aller von morgen - ist der groesste Teil unverstaendlich: sinnarme Zeichenreihen ohne zusammenhaengende Saetze oder Bedeutungen. Wollten wir die Welt vollstaendig abbilden, digitalisieren oder sonst wie komplett kopieren, wir haetten es mit unendlichen Unmengen von Wirrem zu tun. Und doch gibt es keinen absoluten Unsinn in Borges‘ Bibliothek, alles hat irgendeinen >furchtbaren Sinn< oder ist der >gewaltige Name eines Gottes<. Borges schreibt: >Sprechen heisst in Tautologien verfallen.<

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