Jedem sein McDeutsch

>McDonaldisierung der deutschen Sprache<, kam es wie aus der Pistole geschossen, als wir eine polnische Studentin nach ihrer Meinung zum Berliner Gazette-Projekt >McDeutsch< fragten. Diesen Slogan verstuenden auch die Buerger Polens. Also baten wir sie eine polnische Uebersetzung der Presseunterlagen anzufertigen. Einer jungen Russin, die mit der Aufgabe betraut wurde, dafuer das kyrillische Alphabet zu bemuehen, schmeckte das Ganze gar nicht: Wird hier nicht der alte Nazitraum von der Weltsprache wiederbelebt?

Ein niederlaendischer Medientheoretiker schickte uns einen Leserbrief mit dem Wortlaut: Rette Deutsch / Rettet den Deutsch / Rettet das Deutsch / Save Deutsch / Rettet German. Es war seine Reaktion auf unseren Kommentar des Spiegel-Titels zur deutschen Einheit. Ein Musikolge aus Regensburg fuehlt sich offenbar ebenfalls zum dekonstruierendem Dichten befluegelt: >MrDeutsch vielleicht oder DrDeutsch oder ProfDeutsch.< Und er kennt die Steigerungsform: AmMcDeutschesten. Oder eine Slawistin, die, in einer Bibliothek stehend, in recht unangemessener Lautstaerke rief: >McDeutsch, McDeutsch, McDeutsch!< - als Reaktion auf das schleichende Sterben der deutschen Sprache. Fuer Buchpreistraeger Ilja Trojanow ist es dagegen das Endprodukt einer kosmetischen Verschoenerung, die den Namen Anglisierung traegt.

Der Kantonsschule Reussbuehl erscheint es wiederum als Schlagwort aussagekraeftig genug, um als Ausgangspunkt fuer einen Aufsatz herzuhalten. Was uns, die Initiatoren des McDeutsch-Projekts, jedoch am meisten amuesiert: Ein in Kanada lebender Deutscher hat unter dem Namen McDeutsch einen Blog gestartet. Alles in allem eindeutige Zeichen: Das Projekt hat einen Grad der Verselbstaendigung erreicht, den man sich nur wuenschen kann. Es ist in aller Munde. Frei nach dem Motto: >Mein McDeutsch< ist nicht >Dein McDeutsch<. Oder besser noch: >Jedem sein McDeutsch<.

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