Gedanken im Finger

In dem Film >Finding Forrester<, mit Sean Connery in der Hauptrolle, gibt es eine Szene, die fuer mich verblueffend klar und einfach von der Aussage her war. Der farbige Junge, der aufgrund einer Wette in das Leben dieses Schriftstellers Forrester, der sich aus dem oeffentlichen Leben zurueckgezogen hat und von den Tantiemen seines ersten und einzigen Bestsellers lebt, eingedrungen ist, will von ihm wissen, was das Wesentliche beim Schreiben sei und er erhaelt die einfache und zugleich komplexe Antwort: >das Schreiben<. Fragt mich jemand wie ich Bilder male oder Radierungen fertige, antworte ich aehnlich: >Ich tue es<.

Das Wesentliche fuer mich bei diesem Prozess ist der Moment, bei dem die Dinge, die sich auf der Leinwand oder jedwedem anderen Medium bildnerischer Gestaltung abspielen, geschehen. Das Zusammenspiel von Idee, Willen, Faehigkeit, Material, Werkzeug, Aktion und sinnlicher Erfahrbarkeit wird in mir zu einem Moment konkret erlebter Authentizitaet. Waehrend ich hier sitze und schreibe, kann ich auch noch nicht sagen, wie lang der Text sein wird, wie ich den Text enden lassen will, ob ich ihn ueberhaupt abschicken werde, ich weiss es noch nicht , denn ich schreibe gerade und es macht mir Spass.

Das Tolle an der Sache fuer mich ist, ich muss es nicht tun. Es macht mir Spass, weil ich gerne mit Menschen rede, um mich ueber derzeitige und augenblickliche Befindlichkeiten auszulassen, weil ich, waehrend ich schreibe, mich selbst beobachten kann und es irgendwie interessant finde, wie meine Gedanken in die Finger zu fliessen scheinen, um eine Tastatur zu bedienen, die, wie auch immer, einen Text auf dem Monitor erscheinen laesst, der dem entspricht, was ich oben bereits beschrieben habe, erlebte Authentizitaet. Ich will mich in diesem Zusammenhang nicht noch zusaetzlich ueber das Phaenomen Zeit auslassen, denn Zeit wird mir in diesem Moment zur Nebensaechlichkeit.

Dass ich in solchen Momenten selbst zum Bild, zur Schrift werde, erfahre ich immer erst hinterher, wenn ich die Zeit, die verflossen ist, verwundert feststelle. Bilder malen, Mails schreiben wird mir auf diese Weise so etwas wie eine Reise ohne Zeit, denn ich stelle oft auch mit Verblueffung fest, welchen Weg ich dabei zurueckgelegt habe, mit anderen Worten, welche Ergebnisse solche Reisen erbracht haben. Zugegebenermassen sind diese Zeitraeume des Tuns nicht immer nur mit unbeschwerten Erlebnissen gefuellt, aber diese Art von Direktheit laedt mich immer wieder zum Verweilen ein.

Manchmal sind die Anlaesse konkreter Natur, oft aber auch entspringen sie einem Bauchgefuehl, welches die Gefahr bergen kann, enttaeuscht zu werden. Andererseits ist das, was zu einem Wechselbad der Gefuehle werden kann, eine Art von Lebenselexier, eben lebendige Kommunikation. Der Zufall und dieses komische Ding, das Bauchgefuehl, spielen sich oft gegenseitig die Baelle zu und ich finde mich irgendwann mittendrin wieder, wie derzeit in einem Briefwechsel mit einem mir voellig unbekannten und scheinbar doch so vertrauten Menschen, der sich auf gleicher oder auch nur aehnlichen Wellenlaenge zu befinden scheint. Er hat ein Saxophon von mir gekauft…

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