Denk ich an 2009, so wird mir dieses Jahr, ganz gleich was noch folgt, in Erinnerung bleiben, als das Jahr, welches mit Musik und Freundschaft zu tun hat. 2009 ist das Jahr, in dem ich Matthias, den gefluechteten Ossi, der in Sueddeutschland mit seiner Familie lebt und dort jetzt als Altenpfleger arbeitet, kennen und schaetzen gelernt habe. Es ist das Jahr, in dem Renate die Saengerin und ihr blinder Partner Feri, ein begnadeter ungarischer Jazzmusiker, meine Frau und mich mit ihrer Freundschaft beschenkt haben. Matthias, wie auch Renate und Feri gehoeren zu einer selten gewordenen Gattung Mensch, naemlich eben jener, die verschwenderisch mit dem groessten Geschenk, das ich mir vorstellen und wuenschen kann, umgehen, ihrer menschlichen Waerme und ihrer Freundschaft.
Feri und Renate sah ich zum ersten Mal bei einem Auftritt des Kabarettisten Thomas Freitag, das heisst eigentlich war mehr zu hoeren als zu sehen, denn Feri hat eine Lache, die an diesem Abend fuer mich so herzhaft rueberkam, dass ich mir in der Pause den Mann angesehen habe, der so mitreissend lachen konnte. Ja und dann stand ich vor einem Blinden, der mich anlaechelte und sich koestlich darueber amuesierte, dass mich seine Lache neugierig gemacht hatte. Die naechste Begegnung mit Feri und Renate fand mit Ankuendigung statt, als man mir sagte, wenn du mal wirklich gutes Saxophon hoeren willst, komm zu unserem naechsten Auftritt [Fats Jazz Cats] und meine Ueberraschung war gross, als Renate Feri mit seinem Tenorsaxophon zur Buehne brachte. Was ich dann erlebte, uebertraf alle meine Erwartungen.
Denn Feri, er spielte damals mit gebremstem Schaum, wie er hinterher selbst sagte, spielte nicht Tenorsaxophon, er zelebrierte es. Damit mich niemand einen Luegner schimpft, empfehle ich die Seite www.rainbowjazz.de. Unter Galerien findet man hoerenswerte Musik. Nicht, dass ich als Feris Groupie unterwegs war, Renate und er begeneten meiner Frau und mir immer oefter bei Musikveranstaltungen und als ich in der neu gegruendeten Brass Band >Renew< als Anfaenger antrat, stand ich auf einmal mit meinem Tenorsax neben ihm und jetzt versuche ich von ihm zu lernen. Was Renate und Feri meiner Frau und mir geben ist Naehe und Authentizitaet. Die Sache mit Matthias begann etwas spaeter im Jahr und unser erster Kontakt war wenig spektakulaer, hatte mit ebay zu tun. Matthias hatte bei ebay ein Tenorsaxophon von mir ersteigert und daraus entwickelte sich eine Korrespondenz, die derzeit taeglich und sehr intensiv verlaeuft. Wir sind uns vorher nie begegnet und keiner von uns beiden hat eigentlich um eine Brieffreundschaft, um Freundschaft ganz allgemein gebeten. Es passierte einfach. Eine mail folgte der anderen, zuerst ging es noch um das Sax, dann auf einmal Nachrichten unsere Herkunft, unsere Interessen betreffend. Diese Freundschaft, die, gleich der oben beschriebenen, nichts fordert und doch alles gibt, beruht auf gegenseitigem Vertrauen, auch wieder so ein Ding, das in diesem Jahr, eigentlich wie in den vielen Jahren zuvor, zu einer Raritaet geworden ist. Matthias fragt mich nicht und ich frage Matthias nicht, weshalb er mir soviel Vertrauen entgegen bringt, wir scheinen es gemeinsam zu geniessen und auch zu behueten. Gleiche Wellenlaenge, oder vertraute Muster, die man beim anderen festgestellt hat, irgend so etwas muss es schon sein, was uns verbindet, wie anders soll man das beschreiben? Genau genommen interessiert es uns auch nicht, wir lassen es einfach geschehen und das ist es was mir dieses Jahr 2009 so bedeutend gemacht hat. Diese Freundschaften sind fuer meine Frau und mich, ich glaube auch fuer die anderen Beteiligten zu Inseln geworden, die, weil sie nur uns bekannt sind und wir sie auch beschuetzen, in ihrer vollen Schoenheit sehen und betreten koennen. Es gibt, da bin ich mir sicher, noch viel mehr solcher Inseln, fuer jeden, manchmal gleich nebenan, aber ich muss darauf zugehen und zusehen, wie ich sie erhalten kann. Viele Gruesse an all jene, die sich auf den Weg machen. Es lohnt!