Leise rifft eine Elektrogitarre vor sich hin. 4/4-Takt mit nachgezogenem Bein. Drei Minuten und 46 Sekunden hat der Song noch. Ein unauffaelliges Schnarren gesellt sich dazu. Vielleicht ein offener Regler. Der Beat wird schneller, der Klang voller, das Schnarren lauter. Eine zweite Gitarre dringt in den Song ein und spielt eine einfache Melodie. Die beiden Instrumente belauern sich ein wenig, umschmeicheln sich, finden zusammen, springen voneinander weg wie zwei scheue Katzen. Schliesslich kuscheln sie sich ein in trauter Disharmonie.
Die dritte Katze ist eine Stimme: >Kannst Du vor Deinen Augen die Explosionen sehen?< sagt sie mehr, als dass sie fragt. Fluesternd singend, vom >Feuerwerk in der Nacht<. Und dann will sie wissen: >Kannst Du in den Pfuetzen die Wolkenfetzen sehen?<, die sind wie >Spiegel in der Innenstadt<. Und wie sind die Tonbandfetzen bloss in die Baeume gekommen? Etwas steht bevor, eine Explosion? Gitarren, Stimme, nun auch eine Bass drum und eine scheppernde Hi-Hat schaukeln sich ein. Alles bewegt sich in dieser Nacht. Alles steuert auf den Anfang zu und auf das Ende. >Alles gehoert Dir/ eine Welt aus Papier/ Alles explodiert/ Kein Wille triumphiert<. Jetzt, jetzt muss es kommen Doch nichts. Nur eine zarte Explosion, >kein Wille triumphiert<, die Handbremse ist angezogen. Das Schnarren wird zum Kreischen, die Katzen laufen aufgeschreckt auseinander. Die Stimme singt fast traurig: >Alles explodiert<. Die Zeit ist um, was bleibt ist ein leises Schnurren, ein offener Regler vielleicht. Das ist der letzte Titel auf Tocotronics neuem Album. Einfach nur die Augen schliessen und sich auf eine Reise in die Nacht einlassen, voller zarter Explosionen.