Felix Guattari? Ja, den Namen kennt man. In erster Linie in Verbindung mit einem anderen, weitaus strahlenderen Namen der Philosophie: Gilles Deleuze. Beide schrieben einige Buecher zusammen: >Anti-Oedipus< [1972], >Kafka. Fuer eine kleine Literatur< [1975], >Tausend Plateaus< [1980], >Was ist Philosophie?< [1991]. 1992, im Alter von 62 Jahren, starb Guattari.
Er wird in der breiten Oeffentlichkeit als Accessoire erinnert, genauer gesagt als Psychoanalytiker der den grossen Philosophen um kuehne Gedanken aus seinem Fachbereich bereicherte. Abgesehen davon ist der Autor kaum bekannt. Aber im Schatten hat der Mann nichts zu suchen. Er gehoert ausgeleuchtet, nicht zuletzt, um Deleuze besser zu verstehen.
Das erste Mal hoerte ich von Guattari, als mir ein Philosoph in Japan von ihm erzaehlte: Akira Asada. Er zueckte sein Portemonnaie und liess daraus eine Schwarzweissfotografie hervorluken: Ein Motiv, das Asada neben Guattari zeigte. Asada bezeichnete ihn als Freund und sagte mir spaeter in einem aufgezeichneten Gespraech: >Ich glaube seine Rolle wird unterschaetzt. Deleuze wird mythologisiert, er gilt als der ultimative Philosoph. Aber es war Guattari, der ihn mit den Kuensten, der Psychatrie und anderen Bereichen in Verbindung brachte. Guattari war ein Verbindungsmann, ein Connector. Deleuze wusste das und waehlte Guattari ganz gezielt als seinen Partner.< Es gibt derzeit eine grossartige Moeglichkeit Felix Guattari zu entdecken. In den USA ist kuerzlich ein Band mit Guttaris Schriften erschienen, er traegt den Titel >Molecular Revolution in Brazil< und wurde von Suely Rolnik aufgezeichnet. Sie begleitete Guattari auf einer intellektuellen Expedition nach Brasilien, kurz nachdem das Land sich von 20 Jahren Diktatur befreien konnte. Die beiden Intellektuellen waren Zeugen einer Zeit des quasi-revolutionaeren Umbruchs und wollten diese Energie nicht nur aufsaugen und dokumentieren, sondern auch mit ihren wichtigsten Katalysatoren in Dialog treten. Besonders erwaehnenswert: Guttaris Gespraech mit dem spaeteren Praesidenten Brasiliens Lula da Silva.