>Do you speak art?< Spaetestens mit dem >linguistic turn< kam die Gewissheit: Nicht nur Worte sprechen, sondern jede andere >Aeusserung<, gleich ob belebt oder unbelebt, kann ebenso Text sein. Auch Kunst steht in einem Dialog zwischen sich und dem Betrachter [die romantische Vorstellung eines Botschaften verbreitenden Kuenstlers moechte ich hier uebersehen.] Aber was will/ kann ein Kunstwerk mitteilen? Die im Januar zu Ende gegangene Ausstellung im Gropius-Bau >Vom Funken zum Pixel< zu digital-interaktiver Kunst, schien mehr Fragen zu stellen, als sie beantworten konnte.
Wie anders ist es zu erklaeren, dass ein auffallend großer Teil der Besucher vor dem Gang in die jeweiligen Ausstellungs- raeume zunaechst die Informationstafeln lasen, die zu den wartenden Licht-, Video-, und Material-Installationen Auskunft gaben? Nur wenige >trauten< sich direkt, ohne Handreichung an die Kunst heran und liessen sie so unvoreingenommener und weniger gefiltert wirken. Dieser Zwang zur Vor- Aufklaerung ist Indiz fuer ein gestoertes Verhaeltnis zwischen Betrachter und Werk: Waehrend die Kunst in ihrem Duktus immer einnehmender und selbstbewusster wurde, wurde der Rezipient in seinem originaeren Urteil immer leiser. Dabei vergass die Kunst, dass sie als Medium nur festlegt, >dass< kommuniziert wird, aber nicht >was< und >wie< [Luhmann] - Betrachter wurden zu Konsumenten, Kunstwerke zu Produkten. Als Beleg fuer diese These mag auch die Flut an anleitender Literatur zur Kunstrezeption fuer Laien gelten, die das vergangene Jahr hervorbrachte. Doch der Kunstgaenger sollte sich emanzipieren und Raum bekommen, dem Kunstwerk wieder muendig gegenueberzutreten. Weil ebenso wie jeder Text in seinem Leser einen Co-Autor hat, braucht das Kunstwerk einen >Co-Kuenstler<, um seine immer neue, individuelle Vollendung zu finden. Als gute Uebung hierfuer bot sich dann doch noch ein Exponat in >Vom Funken zum Pixel< an: Nam June Paiks >Candle TV<. Die beruehmte Installation eroeffnet einen zweiwertigen Kommunikationskanal, - herausfordernd ohne zu ueberfordern - und ist ebenso so statement wie Auto-Diskussionsanlass. Denn die Fragen sollte der Betrachter immer selber stellen. Die Antworten kommen spaeter. >Yes I do!<
es gibt schon au so was wie ästhetische bildung. kontextinformationen können schon auch oft ein bonus für für kunst sein. aber du hast recht, dass kunstwerke auch ohne das funktionieren sollten. denn letztendlich kann man das was kunst meint, nicht einfach mit anderen mitteln sagen. sonst bräuchten wir ja gar keine kunst.