Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? Ein Fazit

Groessere Umwaelzungen haben stets auch die Frage danach aufgeworfen, wie sich das Zusammenleben fortan gestalten wird. Unsere Zeit scheint dadurch gekennzeichnet, dass einerseits die groesste Umwaelzung aller Zeiten an die Wand gemalt wird [die oekologische Totalkatastrophe] und dass andererseits subtilere, aber vielleicht nicht weniger dramatischere Veraenderungen [die Verfluessigung der Gesellschaft] kaum wahrgenommen werden.

In beiden Faellen draengt sich die Frage nach der Zukunft des Sozialen nicht wirklich auf. Im Fall der oekologischen Totalkatastrophe nicht, weil ein Leben danach kaum denkbar ist, geschweige denn ein Zusammenleben. Im Fall der Verfluessigung der Gesellschaft nicht, weil dieser Vorgang offenbar auch das kritische Bewusstsein und die Faehigkeit grosse Fragen zu stellen, zu verfluessigen scheint.

Vor diesem Hintergrund stellte das Internationale Symposium MEERGEMEINSCHAFT am vergangenen Wochenende die Frage: Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? Es ging ganz entschieden nicht um die oekologische Totalkatastrophe, also nicht um das Schmelzen der Polkappen, nicht um das subsequente Ansteigen des Meeresspiegels, nicht um auch damit verbundene Wasserkrisen und Wasserkriege – also nicht um die Aufsehen erregenden, Schlagzeilen machenden Themen rund um unsere Meere da draussen. Sondern um das omnipraesente, aber kaum wahrgenommene Meer vor unserer eigenen Haustuer: zwischenmenschliche Beziehungen, die im Zeichen von Unverbindlichkeit, Fluechtigkeit, kurz: im Zeichen des Postmodern-Liquiden stehen.

An unterschiedlichen Stellen des Symposiums schimmerte durch, dass die gegenwaertigen Entwicklungen die Erfahrung des Zusammenlebens an einen naturnahen Zustand fuehren. Naturnah nicht nur, weil anarchisch [siehe etwa Gewaltausbrueche und Kriege], sondern auch, weil im Kontrast stehend zu den Ordnungsmustern der Moderne, die moeglichst grosse Distanz zur Natur etablierten und Schutzwaelle errichteten, welche jetzt an Gueltigkeit und Legitimitaet verlieren. Naturnah insofern aber auch, als dass das Leben auf Elementares zurueckgefuehrt wird: Was brauchen wir zum Ueberleben? Wieviel Wasser? Wieviel Geld? Wieviel Kommunikation? Wieviel organisiertes und wieviel zufaelliges Zusammensein? Freilich: Die Natur kann solche Fragen nicht beantworten. Dafuer aber die Kultur, in der sich das Wie des Zusammenlebens artikuliert. [Bilder des Symposiums hier.]

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