Raues Klima

Meine Wege fuehren oft durch den Goerlitzer Park. Sei es um Freunde zu besuchen, im Wrangelkiez zu feiern oder zu meiner Bank zu gehen. Jedes Mal bin ich von der Atmosphaere die dieser Park ausstrahlt aufs Neue fasziniert. Tuerkische Grossfamilien beim Grillen, Jongleure und Trommler in Aktion, sich entspannende Leute die das friedliche Treiben geniessen – und Heerscharen von Dealern die auf die Gunst des naechsten Passanten warten, als Pusher ausgewaehlt zu werden. Die Gegensaetze sind krass; es gibt einen Kinderbauernhof, Spielplaetze und Sportmoeglichkeiten im Park.

Aber es gibt auch das Edelweiss, welches seinem Namen durch Kokserparties alle Ehre machen soll. Man kann sowohl in eine nette Lagerfeuerrunde mit Musik freundlich aufgenommen, als auch von einer 13-jaehrigen Jungsbande mit Migrations- hintergrund ausgeraubt werden. Dass die Leute dort Parties feiern ist ja wunderbar, aber das Szenario am naechsten Tag gleicht dem Italien in der Zeit des Muellabfuhrstreiks. Ins Gruebeln ueber meine Zuneigung zum Goerli bin ich gekommen, nachdem mich eine Frau gefragt hat, ob es jetzt auch schon weisse Dealer hier im Park gaebe.

Die autonome Lebensart fernab gesellschaftlicher Konventionen und Werte spiegelt nicht meine Ideologie von linker Szene wieder. Gewalt, Rassismus, akute Umweltverschmutzung und das Zelebrieren von Drogen ist eher eine Form von widerwaertiger Anarchie als das Ausleben kreativer Subkultur. Wahrscheinlich gibt es aber gar keine Szene mit der man sich hundertprozentig identifizieren kann und am Ende traegt der Goerli irgendwie doch zu diesem schoenen rauen Klima Kreuzbergs bei.

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