Ein grosser Teil der Werke der documenta 12 wird in den Ausstellungsraeumen in eine mystifizierende Schummrigkeit getaucht. Bei einer Arbeit gehoert feines graues Zwielicht dagegen zum Kunstwerk: Inigo Manglano-Ovalles leicht bedrohlich anmutende Installation.
Durch eine grosse Oeffnung in der Ausstellungswand laesst sie sich ueber einen gewundenen, etwas abschuessigen Gang, der entlang einer grauen Betonwand fuehrt, betreten. Am Ende des Gangs kommt nicht das Schoene zum Strahlen, sondern man steht in einem fast dunklen Raum und faengt, nachdem sich die Augen an die Verhaeltnisse gewoehnt haben, langsam an zu sehen, wieso diese Arbeit >Phantom Truck< heisst. Die Ladeflaeche des maechtigen LKW-Anhaengers, der sich in dem finster wirkenden Raum verbirgt, ist mit Kisten und Geraetschaften gefuellt, die sich nicht genauer identifizieren lassen. Was hier hingestellt wurde, ist tatsaechlich so etwas wie ein Phantom. Denn Manglano-Ovalle rekonstruiert mit seinem Truck das 2003 herumspukende Geruecht, demnach der Irak ueber Lastwagen mit installierten Biowaffenlaboren verfuege. Was Colin Powell, der Aussenminister der Vereinigten Staaten, in die Welt gesetzt hatte und dessen Wirkung allgemein bekannt ist, wird hier mit einer Allegorie fuer die Prozesse von Wahrheit und Wahrnehmung in seinen Konstruktionsprinzipien offengelegt. Aus dem angrenzenden Raum stroemt rotes Licht und stoert den Prozess des Erkennens in der Dunkelheit. Auf dem Boden steht eine kleine schwarze Skulptur: >The Radio<. Dieser Kurzwellenradioempfaenger erscheint allerdings unverwendbar und doch wird gelegentlich ein Rauschen von Funkwellen hoerbar. Licht und Klang beeinflussen die Wahrnehmung der beiden nebeneinander liegenden Raeume und dringen in die Grenzbereiche unserer Sicht und unseres Gehoers ein. Politisch und sinnlich erzeugt Manglano-Ovalles Arbeit >Phantom Truck< eine besondere Raumerfahrung, die ich so leider nicht noch einmal auf dieser documenta erlebt habe. Leider fehlt vielen Arbeiten der Raum zur Entfaltung.
Für eine weitere Interpretation der Lastwagen mit angeblich installierten Biowaffenlaboren im Irak, siehe http://www.berlinergazette.de/?p=281