“Ausgezeichnet zeichnen” heisst die aktuelle Ausstellung in der Akademie der Kuenste, folglich erwarte ich natuerlich richtig gute Zeichnungen. Gespannt betrete ich das Gebaeude und freue mich auf anspruchsvolle Kunst. Am Eingang erwarten mich zunaechst Videos, deren Sinn mir erst schleierhaft ist, sollte es nicht um Zeichnungen gehen? Nach einigen Minuten merke ich: Die Videos zeigen Kuenstler bei ihrer Arbeit, sie zeigen den Entstehungsprozess verschiedener Zeichnungen. Das ist teilweise interessant, wird aber schnell langweilig; ewig dauernde Interviews nehmen jegliche Spannung.
Im ersten Stock dann Zeichnungen selbst. Ganz verschiedenartig sind sie, von Portraits, aus wenigen Strichen bestehend, bis hin zu grossformatigen Gemaelden und sogar Installationen, die ich nicht mehr Zeichnung nennen wuerde. Ich erkenne fertige Werke aus den vorher gesehenen Videos wieder, es ist interessant, zu sehen, wie das vollendete Produkt aussieht. Ich bleibe lange vor Bildern stehen, lasse sie auf mich wirken, diskutiere sie mit anderen Besuchern. Von einem Raum geht es in den naechsten, immer mehr Zeichnungen wollen auf mich wirken, meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, von mir betrachtet werden.
Mein Gehirn nimmt alles bereitwillig auf, reflektiert, lernt. Doch ich merke, wie meine Aufnahmefaehigkeit sowie mein Interesse an einzelnen Werken mehr und mehr schwindet. Langsam verschwimmen alle Zeichnungen zu einer einzigen, ich kann nichts mehr auseinander halten. Beim Verlassen des Gebaeudes starre ich auf zuvor diskutierte Bilder, habe das Gefuehl, sie noch nie gesehen zu haben. Ich bin voellig fertig. Kaum etwas bleibt mir als bemerkenswert im Gedaechtnis. Der Informationsoverkill steht anscheinend auch bei Ausstellungen auf der Agenda.
Schön, dass jemand ähnliche Erfahrungen in der Ausstellung gemacht hat.
Auch ich war zunächst überrascht von den Videos, zumal irgendwie eine Einführung in das Ausstellungskonzept fehlte. Ein roter Faden. Ich konnte keinen entdecken.
Die Masse an Bildern an sich finde ich eigentlich besser als Ausstellungen, in denen einem zum hohen Preis eine homöopathische Dosis an Werken präsentiert wird, jedoch ist es nicht gelungen, ein Konzept umzusetzen, das einen an die Hand nimmt und das Gefühl vermittelt, weder etwas zu verpassen, noch alles sehen zu müssen.
Es waren auf jeden Fall schöne Werke zu sehen und eben auch viele – aber ich stimme Dir zu: Das allein reicht nicht für eine gute Ausstellung.
Ich habe die Ausstellung noch nicht gesehen, aber ich kenne diese Erfahrung, die du gemacht hast, Lena.
In so einem Fall, versuch ich einfach, nach dem Prinzip: “Ich schaue mir ein Bild richtig an” vorzugehen. Wenn ich die die Gemäldegalerie gehe, dann nehme ich mir ein Bild vor und das schaue ich dann schon mal eine gute Stunde an…