Designerin oder Grafikerin – wie meine Berufsbezeichnung richtig lautet – zu sein, heisst sich immer wieder mit neuen Themen zu befassen. Mit jeder Neuorientierung, auf Grund eigener Interessen oder – und in dem sehe ich auch die Herausforderung meines Berufs – im Auftrag eines Kunden, eignet man sich neues Wissen und Erkenntnisse an. Somit ist fuer mich Design eine Ausdrucksform von jedwedem Interesse, ob sozialkritisch oder werberisch.
Die Arbeit >Neotopia< entstand zum Thema Uniform. Dies war die Aufgabenstellung meiner Abschlusspruefung an der Hochschule fuer Gestaltung und Kunst in Luzern. Die Recherche ueber Uniform, Uniformitaet, uniformieren, gleichmachen, fuehrte meine Gedankengaenge zu persoenlichen Neigungen. Sprich, die Welt als ein Ganzes von sehr weit oben zu betrachten, die Vorliebe zu Karten, Rastern, Ordnungen und Systemen. Aber auch die angeborene Nationalitaet, Religion und Gesellschaft stets in Frage zu stellen, begleitet von der grundsaetzlich aufkommenden Irritation, wenn jemand ohne nachvollziehbaren Grund ungerecht behandelt wird. Ich beschloss darueber ein Buch zu machen, das fuer mich die geeignete Realisationsform war, um dieses Ideenspiel der gerechten Verteilung der Welt aufzuzeigen. Dass diese Arbeit aber schlussendlich im Buchhandel als Buch in einer ersten Auflage von 5000 Exemplaren erhaeltlich sein wird, habe ich mir nicht von Anfang an ertraeumen lassen! Erst auf Reaktionen und Ermutigungen hin, habe ich die Idee verfolgt, das Buch zu produzieren und zu realisieren. Die Aussage ist aber von Beginn an die gleiche geblieben. Irgendwie ist es ein Versuch, aufzuzeigen, dass unsere vertraute Umgebung aus anderen Gesichtspunkten heraus betrachtet ganz anders erscheint, als wir diese selber wahrnehmen. Und dass alles, was wir als Eigentum erachten, in der Gegenueberstellung zum Allgemeinwohl in Frage gestellt wird. Da bei >Neotopia< mit der Neuverteilung aller Ressourcen dieser Welt jeder Erdbewohner den gleichen Anteil erhaelt, geht es natuerlich auch darum, sein eigenes Land besitzen und selber verwalten zu koennen. Somit erteile ich jeder Person seinen eigenen Landcode. Mit dem Versuch, das neue Ordnungssystem in einer realen Form darzustellen damit es klarer nachvollziehbar wird. Jedes Land hat eine Flaeche von 291,5 x 291,5 Meter, welches 71% Wasser enthaelt. Wald, Wiese, Kultur- und Ackerland sind in der Mitte auf einem Rechteck angeordnet, eine Insel von 41 x 41 Metern, Arktis- und Antarktiseis befinden sich ebenfalls auf dem Quadrat. So sind 6"442"450"944 Laender ueber den ganzen Erdball verteilt. Aus der Distanz ergeben diese ein Muster, da jedes wie das andere aussieht. Das neue Orientierungssystem mit den Landcodes basiert auf einem Raster, in dem die Erde via Zooming in detailliertere Karten immer deutlicher erkennbar wird. Die Idee ist es nun natuerlich, an alle oder wenigstens an sehr viele Menschen ein Land zu vergeben! Das Internet sehe ich als eine geeignete Plattform fuer dieses Unterfangen da Zugang zu einem breiten Publikum besteht. Mit der Hilfe von Interaktivitaet soll das Leben in der neuen Weltordnung virtuell erlebbar und spuerbar werden. Landbesitzer werden mit der Allgemeinheit kommunizieren koennen. Der persoenliche Anteil der Welt wird laufend aktualisiert sobald etwas neues produziert wurde. Es sollen aber auch Ueberraschungen moeglich sein, evtl. kann wieder Handel getrieben, eine neue Ordnung gemacht werden. Die Seite wird aber fruehestens Anfang 2003 interaktiv sein. Im Moment geht es hauptsaechlich noch darum, dass sich auf der Neotopia-Homepage so viele Menschen wie moeglich registrieren! Per E-Mail werden die registrierten Personen dann benachrichtigt, wann es moeglich sein wird, das eigene Land auf der erwaehnten Internetseite betreten zu koennen.