Die Idee der Ausstellung >Fernsehen macht gluecklich< besteht darin, einmal beispielhaft zu erproben, wie sich Fernsehprogrammgeschichte ausstellen laesst. Wir wollten uns dabei nicht monografisch an einem Einzelwerk, einem Fernsehschaffenden oder an einem Genre abarbeiten, sondern eine Klammer finden, die genauso dem seriellen Charakter des Fernsehens Rechnung traegt wie einzelnen herausragenden Fernsehwerken einen Raum gibt. Wenn Sie so wollen, das ganze Programm eines Fernsehmuseums.
Natuerlich ist das Fernsehen per Definition nicht der primaere Interessengegenstand eines Filmmuseums. Aber das Filmmuseum Berlin ist dabei, eben diesen Gegenstandsbereich zu erweitern, um in Zukunft einmal zu einem Film- und Fernsehmuseum zu werden. Gerade das Beispiel des deutschen Films – mit seinen vielfaeltigen Beziehungen zum Fernsehen, in Produktion und Finanzierung – macht deutlich dass sich die klassische Unterscheidung Film hier, Fernsehen dort, gar nicht mehr sinnvoll treffen laesst.
Natuerlich besteht eine grosse Spannweite zwischen dem grossen Format, auch als synthetischer Kategorie, und der Alltagsware Fernsehen. Aber auch im Fernsehen gibt es die Einzelstuecke, die herausragen. Und auch was das Format angeht, ich meine die technische Entwicklung, sind im Zuge der Digitalisierung weitere Annaeherungen in den naechsten Jahren zu erwarten. Stichwort: Digitales Kino und HDTV-Fernsehen.
Folglich: Die neuen Medien tauchen bei uns auf wenn wir das bundesweite Medienexperiment Remote TV der Offenen Kanaele zeigen, wo es um die Moeglichkeiten geht, interaktives Fernsehen mit der Streaming-Technologie des Internets vom Wohnzimmer aus zu gestalten. Was wir sonst im Bereich des Digitalfernsehens sehen, ist ja die Uebertragung vom PC bekannter Funktionalitaeten auf den Fernsehschirm – der dafuer eigentlich zu klein ist. Die neue Form von TV Happiness besteht wohl fuer die grosse Zahl derer, die nicht selber Fernsehen machen wollen, darin, mit den neuen Diensten wie elektronischen Programmzeitschriften und intelligenten Videorecordern aus einem uebergrossen Angebot, das fuer sie richtige herauszufiltern. Das Glueck liegt also in der Emanzipation vom Programmschema der Veranstalter.
Ob man in den alltaeglichen Bildern der anderen Ausstellungsbereiche erstaunliche Entdeckungen wird machen koennen? Sicherlich, nehmen Sie beispielsweise das [noch junge] Farbfernsehen: >Willkommen Lebensfreude! – ein Film vom Verein Deutsches Turn- und Sportfest der DDR 1969<, ein einziges Ornament der Farben. Oder >Bei Bio< 1984. Oder Nam June Paik: Der hat fuenf grosse Video-Installationen aufgebaut, die unter Publikumsbeteiligung einen fantastischen Farbenrausch auf dem Bildschirm erzeugen. Gerade, weil Katastrofen- und Kriegsbilder aus dem Fernsehen Teil unseres Bildes von der Wirklichkeit sind, haben wir sie nicht zitiert, sondern sozusagen unterschlagen. Ich denke, jeder, der die Konzentration von Bildern des Gluecks, von Spass und Heiterkeit in der Ausstellung sieht, weiss selbst, dass dies nur die eine Seite des Programms ist. Aber die Seite, die fuer uns alle vielleicht die wichtigste ist: Die Aussicht auf ein paar schoene Stunden vor dem Fernsehschirm abseits der Katastrofen dieser Welt.
Ein Kommentar zu “Fernsehen macht glücklich”