Der Schmerz liess nicht nach und mir wurde langsam schlecht. >Normalerweise werden diese kleinen Sachen im Sitzen be- handelt.<, meinte die Schwester. Woher ich denn eigentlich komme, war die Frage des Doktors, um den Smalltalk einzu- leiten, der mich von dieser grausamen Maltraetur ablenken sollte. >Spritze!< oder >Bandsaegeblatt!< oder >Ich verklage euch alle, Ihr brutalen Bestien!< wollte ich mir von der Seele bruellen.
>Germany<, konnte ich mit letzter Kraft fluestern. Wenn nicht schon vorher, dann spaetestens jetzt: Sie war dahin, irgendwo ganz weit weg: meine Coolness. Ich wollte wieder Kind sein, wollte weinen und konnte nur noch verzwei- felt lachen angesichts des Satzes, der auf meine Antwort folg- te: >Ick sprecke nur eine bisken Deutsch. Deutschland gut!<. >Na Mensch, wo haben Sie denn so gut Deutsch gelernt? Wenn Sie auch noch so gut naehen koennen…<. Das konnte oder wollte er dann nicht mehr verstehen. Er fing an und naehen konnte er wirklich gut, wie ich jetzt, nachdem die Wunde recht gut verheilt ist, behaupten kann. Als er Fertig war, begann auch die Betaeubung zu wirken. Es ist wirklich, wirklich schoen, wenn der Schmerz nachlaesst! Ein erleich- tertes Laecheln machte sich auf meinem Gesicht breit. Jetzt war ich in der richtigen Stimmung fuer etwas Smalltalk, aber der liebe Arzt musste leider weiter. Ich sollte noch etwas liegen bleiben angesichts der Strapazen und um einen etwaigen Zusammenbruch zu verhindern. Er bat die Sprechstundenhilfe, mir Tee oder Kaffee zu machen, Hauptsache mit viel Zucker. Sie brachte ihn auch sogleich und lachte. Ich weiss bis heute nicht, ob sie mich aus- oder anlachte. Ich entschied mich fuer letzteres und stieg mit ein. >Four sugar, please.<, sicher ist sicher. Jedes Mal wenn ich danach zum Doktor musste, um meinen Verband zu wechseln, traf ich sie auf dem Flur. Sie legte dann ihre kleine Hand auf meinen Arm, sah mich laechelnd an und fragte wie es ihrem Freund denn ergangen sei - solche Menschen und ihre Gesten machen Suedafrika liebenswert, denn sie geben einem das Gefuehl von Geborgen- heit. Nach knapp zwei Wochen war ich wieder einsatzbereit. Mein Respekt vor den Maschinen war enorm gestiegen, ich wollte jetzt noch vorsichtiger sein.