Jubilaeen erfreuen sich prinzipiell grosser Beliebtheit im Kulturbetrieb. Kein 100. Geburtstag wird versaeumt, die Welt an die >großen Meister< und >bedeutenden Persoenlichkeiten< auch der juengsten Vergangenheit zu erinnern. In Schweden laufen seit langem die Vorbereitungen zu Ehren der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, in Italien beschaeftigt man sich mit Garibaldi und Norwegen feiert den 100. Todestag des Komponisten Edward Grieg. >Ach ja <, mag wohl der ein oder andere denken, und ist froh, einmal mehr an das kulturelle Erbe erinnert worden zu sein und, gegebenenfalls, in entsprechenden Veranstaltungen ausfuehrliches Material praesentiert zu bekommen. Manchmal ist die Feierlichkeit auch eine erste Begegnung. Zum 150. Geburtstag von Max Klinger stellt das Museum der bildenden Kuenste Leipzig erstmals in einer solchen Dimension seine Sammlung mit Werken des Kuenstlers aus. Klinger wurde am 18. Februar 1857 im Leipziger Stadtteil Plagwitz geboren, wohin er nach einigen Studienjahren in Karlsruhe, Bruessel, Berlin und Rom zurueckkehrte. Zwar zeugen Strassennamen wie >Klingerhain<, >Klingerbrücke< und >Klingerweg< als auch die Bronzeplastik des >Athleten< im Leipziger Zoo vom Bemuehen, den Kuenstler im Gedaechtnis der Stadt zu bewahren, doch so richtig entschlossen war man dazu lange Zeit nicht. Einsam und verlassen steht sein Elternhaus, das ihm nach seiner Rueckkehr als Wohnsitz und Atelier diente, in der Karl-Heine-Strasse 2. Irgendwann aber, so heisst es, will man es der Oeffentlichkeit wieder zugaenglich machen. Die Ausstellung laeuft unter dem Titel >Eine Liebe Max Klinger und die Folgen< und zeigt beispielsweise die grossen Radierungs-Zyklen >Ein Leben<, >Brahmsfantasie< und >Dramen<. Auch die beruehmte >Blaue Stunde< und die >Kreuzigung Christi<, die zu Lebzeiten Klingers fuer Aufregung sorgte, weil Christus voellig nackt dargestellt worden war was damit endete, dass Klinger sein Bild entsprechend uebermalen musste sind zu sehen. Um deutlich zu machen, welchen Einfluss Klinger auf die Kunst der Moderne hatte, werden des weiteren Arbeiten von Kaethe Kollwitz, de Chirico, Max Ernst und einigen anderen gezeigt, die sich auf Klingers Schaffen mittelbar oder unmittelbar beziehen. Auch bundesweit, wie in Karlsruhe, Berlin und Chemnitz, gibt es dieses Jahr die ein oder andere Klingerschau. Fuer Leipzig jedenfalls ist es ein Jubilaeum ganz zur rechten Zeit.