Wettbewerb: T-Shirt fuer Kultur-Moped, zweite Runde!

An dieser Stelle wuerde ich gerne den Gewinner des Wettbewerbs T-Shirt fuer Kultur-Moped bekannt geben [besten Dank nochmal fuer die Erinnerung, dass im Ruhrgebiet Dinge, deren Bezeichnung einem nicht einfaellt, “Mopeds” sind, das ist zwar lustig, langt aber nicht und war ganz ueberhaupt sowieso zu spaet!]. Derjenige bekaeme feierlich sein T-Shirt ausgehaendigt, ab dem heutigen Tage wuerde jeder diesen neuen, lebendigen, runden, einfach nur griffigen Begriff benutzen, der unselige “Kulturschaffende” wuerde offiziell mit Wirksamkeit des heutigen Datums abgeschafft und an seiner Statt das neue Kultur-Moped am Zenit des Kulturbetriebes erstrahlen. So hatte ich mir das gedacht.

Da will man es sich in Ermangelung eigener kreativer Energien einfach machen, indem man die anderen denken laesst, auf dass sie bitteschoen binnen einer Woche einen dudentauglichen Begriff liefern, da verspricht man T-Shirts, Teddys und die Sterne vom Himmel und was macht ihr? Der Top-Vorschlag wurde mir leider nur muendlich und noch dazu nach Fristende vorgetragen: Kulturdurchfuehrender. Na, danke [Witz verstehen, Ausschreibungstext lesen]. Keiner kriegt das verdammte T-Shirt! Und einen Teddy schon mal gar nicht.

Damit wir uns da nicht missverstehen: Bei der naechsten Redaktionssitzung werde ich vorbringen, den Berliner Gazette-Shop um T-Shirts mit den Schriftzuegen >Cooltante<, >Kultivator<, >Ex Nihilist<, >Kultoese<, >Kulturraffender<, >Geistespfleger< und >Geschwaetz-Honk< zu erweitern und hoechstpersoenlich die ersten abgreifen. Aber T-Shirt-tauglich-cool ist zwar cool, aber eben nicht mehr. Jedenfalls haelt unser hochserioeser Chefredakteur das fuer keine geeigneten Begrifflichkeiten fuer seine woechentlichen Korrespondenzen mit Marcel Reich-Ranicki und dem Kulturstaatsminister. >Kulturateur< und >Kultureller< wiederum liessen sich dort zwar muehelos einflechten, sind aber irgendwie uncool, hm?!

>Kulturgenerierender< und >Kulturproduzent< bringt uns ja wohl keinen Meter vom >Kulturschaffenden< weg. >Zivikat< finde ich bezueglich seiner Herleitung beachtlich, bin mir aber nicht sicher, ob die Leute wissen, was wir von ihnen wollen, wenn wir auf das naechste Plakat schreiben: >Eine Veranstaltung von und mit acht Zivikats<. Die glauben doch, es erwarte sie eine Performance von acht Zivis im Catwoman-Dress. Unser wie bereits erwaehnt hochserioeser Chefredakteur und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass >es ja wohl total unserioes waere< [Zitat hochserioeser Chefredakteur], einen ausgelobten Preis schon nach der ersten Runde zu vergeben, wenn man ein Ding vorhat, das offensichtlich mehrer Runden scharfen Nachdenkens bedarf; sprich: wenn einem das Ergebnis nicht passt. Es gibt also eine neue Runde! Diesmal bis naechsten Mittwoch, 17.10., 23.59h habt ihr Zeit, euren kreativen Output noch zu steigern und der Welt und dem Duden einen Begriff zu schenken, auf dass selbst die Bundeskulturstiftung nicht mehr von >Kulturschaffenden< sprechen muss! Und untersteht euch, jetzt nichts mehr zu machen! Denkt an das T-Shirt! Das wird dank eurer Sprachkreativitaetssverausgabungen der ersten Runde jetzt so angesagt sein, dass ihr froh sein koennt, wenn ihr noch eins abbekommt, um total urbane-aware aus der Waesche zu gucken! Fuer Trendveraechter gibt's ja den Teddy.

14 Kommentare zu “Wettbewerb: T-Shirt fuer Kultur-Moped, zweite Runde!

  1. neulich ein interview mit petzold gelesen, dem filmemacher, der schimpfte auf kollegen, die so tun, als seien sie keine intellektuellen. so tun, als ob… schon interessant. in unserer zeit gibt es ja eine intellektuellen-feindlichkeit, so im zuge des alles schneller, einfacher, unpolitischer, dümmer, etc. vielleicht führt das auch zu einem “so tun, als sei mans nicht”, also: intellektueller. für ein begriff, der viel positives konnotiert und wenn er nicht als unchic gilt, dann assooziert wird mit verstaubten bildern von menschen mit ideen und reserviert wird für die meister. dabei, hey: wir sollten uns diesen begriff aneignen, ich schrieb neulich mal irgendwas in die richtung http://www.berlinergazette.de/?p=424

    worauf ich hinaus will: für mich sind alle “kulturschaffende” immer auch und vielleicht sogar zuallerst “intellektuelle”.

    wenn wir den begriff des kulturschaffenden damit ersetzen, können wir einige fliegen mit einer klappe schlagen, u.a. nämlich auch “den intellektuellen” neu beleben, ein neues bild von ihm, etc.

  2. also gut, drei vorschläge:

    a) naturzerstörende
    b) kult.schaff.ner
    c) t-shirt-gewinner

  3. Tach,

    als fachfremde (NaWi) würde ich sagen, man sollte von bekannten Berufsbezeichnungen auf unbekannte extrapolieren.

    Analysiert man die bekannten Berufsbezeichnungen, findet man z.B.:
    1.) -meister: Friseur-, Bäcker-, Fleischer-, Quartier-

    2.) -ant: Fabrik-, Labor-, Chemik-, Liefer-, Denunzi-, Intend-

    3.) -macher: Hut-, Korb-, Seil-, Tuch-, Spaß-

    4.) -ent: Dirig-, Delinq-, Dissid-

    man kann dieses Spiel wahrscheinlich exzessiv fortführen. Viel sinnvoller ist es allerdings, da aufzuhören, wo das spontane endet und das verkrampfte Nachdenken begänne – bei mir genau bei 4.)!

    Auffällig ist, dass sowohl 1.) als auch 3.) Suffixe aus länger vergangenen Tagen sind, als man noch mit der Hände Arbeit sein Brot verdiente oder einfach selber schuf (siehe Beispiel Bäckermeister). Demnach sind diese Suffixe alt.
    da gilt: alt=uncool da unzeitgemäß werden: 1.) und 3.) verworfen.

    Bleiben 2.) und 4.). Bei Analyse dieser Aufzählungen fällt auf, dass die Berufsbezeichnungen bei 2.) eher unsymphatisch, materiell, ja dinglich orientiert scheinen (z.B. Fabrikant: Rüstungsfabrikant, Lieferant), einen stark kreativitätsbehindern, lediglich verwaltenden Charakter haben (Intendant) oder deutlich negativ konnotiert sind (Denunziant, Laborant – das sind u.a. die, die den Laborratten Krebs anzüchten).
    Somit kann auch 2.) verworfen werden.
    Damit ergibt sich als einzige Lösung des Problems die Variante 4.), also das Suffix “-ent”.
    Das diese Lösung nicht nur die am wenigsten ungünstige, sondern auch sehr geeignet ist, die “Kulturschaffenden” durch die “Kulturenten” zu ersetzen, wird deutlich, wenn man auch hier die Beispiele untersucht:
    a) Dissident=Querdenker, Querulant, Abweichler, jemand der für etwas anderes steht und einsteht als die große träge Masse
    b) Dirigent=jemand, der aus bestehenden Tönen etwas völlig neues schafft, oder bekanntem zumindest etwas neues, ungeahntes abgewinnt und dabei die Erbauung und Erregung eines wie auch immer zusammengesetzten Publikums im Sinn hat, sich dessen Urteil aber auch unmittelbar aussetzt
    c)Delinquent=jemand, der am Rande der Existenz steht weil er Normen verletzt hat, was von der großen Masse nicht verstanden und geduldet wird, und der deshalb nur das leise Mitleid einer kleinen fühlenden (aber feigen) Gruppe bekommt, aber den lauten Spott des Pöbels.

    Welche Kulturschaffende pardon Kulturentin kann sich mit a),b)oder/und c) nicht identifizieren?

    Sendet das T-Shirt bitte an das Kinderhilfswerk, ich hasse bedruckte T-Shirts!
    Ausserdem passen die Dinger nie, weil sie für Männer geschnitten sind, also oben zu eng und unten zu weit!

    Liebe Grüße aus der Naturwissenschaft
    Eure Tinka-Lilith

  4. man kann star sein, ohne reich zu sein, man kann reich sein, ohne geld zu haben, man kann einflussreich, ohne star zu sein, man kann auch schon vor seinem tod geschichte schreiben, man kann sein erbe auch selbst essen, wenn man reich ist und einfluss hat, ohne geld zu haben und ein star sein, sondern einfach “nur” kultur macht, ohne sich zu prostituieren: ohne anschaffen zu gehen; kulturschaffende abschaffen hilft, und zwar indem man ist, was man ist, und nicht andern sagt, wie sie sein sollen, bzw. was nicht.

  5. Ein erster Gedanke. Kulturschaffende sind doch in Bezug auf Kultur was Artisten in Bezug auf Zirkus sind. Dazu läßt sich die Kulturszene auch gut als Kulturzirkus umschreiben. Also mein erster Vorschlag für diese Runde: Kulturartist

    @Tinka-Lilith: Eine beeindruckende Sprachanalyse, vor allem wenn man bedenkt, dass du Naturwissenschaftlerin bist!

  6. @leo: Die Schlussfolgerung des Ganzen habe ich nicht so ganz verstanden:

    Wir brauchen keinen Begriff für Leute, die mit Kultur zu tun haben?!

  7. Ich fühle mich etwas verkackeiert. Da müht man sich und macht und tut, schafft Kulturbgriffe und dann wird mit einem Wisch das Gewäsch als untauglich versenkt. Da kann man nur noch philosophisch reagieren.

    Wenn ich die Hörbuch-CD über Ungarn richtig verstanden habe, gab es dort im 19. Jahrhundert jemanden, der den Wortschatz der Ungarn ungemein erweitert hat, Grammatik auch. Damit die Lehnwörter aus anderen Sprachen verschwinden. Und was ist: Die Ungarn haben mittlerweile die beste Lyrik von allen.

    Ich schlage deshalb in Ableitung von allem den Begriff “Bekackerer” vor. Mein letztes Wort.

  8. Lieber Hufi, genau das habe ich versucht zu verhindern, dass du dich so fühlst, indem ich mich lang und breit erklärte, warum wir es uns rausnehmen, eine zweite Runde auszuschreiben.

    “Bekackerer” ist vielleicht hochphilosophisch, taugt aber im Unterschied zur “Cooltante” leider nicht mal für einen T-Shirt-Aufdruck:)

  9. Okay, ich gebe auf. Mein Hirnschmalz schmalzt dazu nichts mehr ab. Ich hab’s jetzt sogar mit Google versucht, aber wenn man die Begriffe “Kulturschaffender + Alternative” eingibt, landet man auf so ominösen Seiten wie http://www.berlinergazette.de oder http://www.kulturschaffende.de...

    Inzwischen finde ich den Begriff Kulturschaffende(r) gar nicht mehr so schlimm, genau wie ich mich ja auch an “Zugbegleiter” gewöhnt habe. Worthülsen sind besser als gar keine Wörter…
    Oder?

  10. KulturentIn! ich bleib dabei! s.o.

    Ausserdem muss man kämpfen für die Klarheit, die Reinheit und die Schönheit der Sprache! Dafür lohnt es sich zu kämpfen!
    Siehe Regener in “alle vier Minuten” (vom Album Romantik, 2001):
    “Sprache ist das wissen wir, das allerhöchste Gut und ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch nur ein Gartenzwerg”
    Also schlage ich vor, der “Zugbegleiter” ist als nächstes dran.
    Und dann werden endlich mal die “langen Jahre” ausgemerzt, ja? da warte ich jetzt schon lange Jahre drauf!

    Eure Tinka-Lilith

  11. Ich wiederhol mich einfach nochmal, weil ich meine Vorschläge so einmalig finde und sie aufgrund ihrer späten Einsendung und der an regelkonforme Normen orientierten Jury-Susanne sicherlich außer Acht gelassen wurden:

    ein Cogito-, Mens- oder Denkprovokateur
    oder ein Kultur- oder Geistesmotivator
    oder ein Kulturevitator.
    oder ein… Kulturprovokateur

    der Kulturgenerierende
    der Kulturdisputierende

    Neu wäre dann noch der Diskursmotivator, -provokateur, -evitator, oder der Diskursgenerierende.
    Scheiße, das is wohl alles nicht “fluffig” genug, he? Daran scheiterts.. hoffentlich nicht.. ist nämlich eine Seuche, das (allzu) “fluffige” neuerdings, in unserer Kultur und Geisteshaltung.

    .. das Kultur-Moped(-Viech) [mit “ch”, Susanne!!] möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal als meine Schöpfung markieren!
    Ansonsten viele mir in dieser Richtung noch der Kultur-Okkolüt ein – NA?!

  12. haha!
    der Kult.schaff.ner ist aber auch klasse, Resepekt! Könnte man das nicht ohne diese web2.0-Unsitte der Punkte innerhalb des Wortes umkreieren?

  13. Ich glaub ich muss mir mal ordentlich einen ansaufen – meine Denkröhren bringen echt nix “fluffiges” Zustande.. verdammte Hacke.. , die besten Ideen entstehen immer bei Bierlaune!

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