Sanfte Philosophie No. 1

>Wenn ich muede bin, kann ich fast gar nichts mehr machen.< Ich verschraenke die Arme. Paul aus Berlin lacht. Er sagt: >Schon mal Star Wars gesehen?< und ich sage >Sag jetzt nicht scheiss Yoda<. Und Domenico aus Neapel hat Yoda auf seinem Handy, denn wer ein Handy hat, mit dem ist La Force. Und das Maedchen aus meiner Stadt, Perth, mit dem ich im Flugzeug war und das die Leute, die ich kannte, als ich Teenager war, kennt, zeigt mir Fotos auf ihrem Laptop, auf denen Yoda auf eine Wand gesprueht ist, in einer Graffitiausstellung in Perth - und die Eroeffnung war >huuuuuge<. Bevor ich Australien verliess, haben mich meine Ex-Deutsche Freundin und ihr Vietnamesischer Freund dazu gebracht, zum ersten Mal Star Wars IV und V zu sehen [remastered].

Wir assen spanische Pasta und einen italienischen Salat, und danach veganen Sticky Date Pudding mit Vanille-Eis, und sahen die Filme mit englischen Untertiteln fuer Horgeschaedigte und hoerten Yoda zu. Meine Freundin erzaehlt, dass George Lucas Buddhist ist. Und Paul klopft an das Fenster und sucht Sabrina aus Berlin und er sieht mich meditieren und ich werde rot. Und stelle noch einmal die Uhr. Krystian redet ueber abschalten und ich erzaehle Sabrina von buddhistischer Philosophie – du suchst dir bei der Geburt deine Eltern aus, und alle Probleme die du hast, hast du dir ausgesucht, weil man irgendwie die meisten davon selber verursacht. Mein Bruder in den USA erzaehlt mir beim Skypen, dass Spinoza zufaellig auf die vier Saeulen des Buddhismus gestossen ist, und ich couch-surfe bei einem australischen Maedchen in London, die mir erzaehlt, dass Spinoza an die dritte Bewusstseinsebene geglaubt hat.

Und ich denke ueber Kunst nach, und Ego, und dass man nie versuchen kann, clever zu sein, oder etwas aussergewoehnliches zu schaffen, denn Postkarten, die man auf Blaetter eines Baumes schreibt, sollen keine Kunst sein, aber sind viel mehr, als sie sein sollten, ohne, dass das jemand wollte, und eine Gruppe aus einem anderen Workshop nahm ihre oeffentliche Aktion auf, aber die Magie entstand ungeplant im Vordergrund: Sie haben nur den Hintergrund kreiert. Der Kuenstler ist sanft, kann niemals zu schnell rennen, arbeitet mit Temperament, kann nicht zwingen, arbeitet mit Bescheidenheit, arbeitet mit anderen, hoert zu, reagiert, und lacht, immer. [Anm. d. Red.: Der Text ist waehrend des Transient Spaces Summercamps entstanden. Die Reihe wird in loser Folge in der Rubrik Reisen fortgesetzt.]

Ein Kommentar zu “Sanfte Philosophie No. 1

  1. “In ihrer Kunst reformuliert sie normative Nutzungen von Raum durch die Anwendung von Protestgesten.” Aha. Soso. Interessant. Und was heisst das?

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