Chinesen essen Hunde. Damit schockt man immer wieder den deutschen Tierschutzverein und die gesamtdeutsche Hundelobby: Hunde als leckeres Gericht wie Pudel suess-sauer, geschnetzelter Bernhardiner aus dem Wok mit Sternanis und Kanton Dackel kross auf gedaempfter Lotuswurzel. Zwischen klischeevollem Vorurteil und angstrhetorischer Schlagzeile dienen die meisten Dog-Eating-News aus dem Land der Mitte eher der eigenen Bestaetigung, wie zivil man hierzulande ist. Hier fuehrt man Hunde an der Leine und taeglich dreimal Gassi.
Nun aber holt China auf: Hunde als Haustiere setzen sich millionenfach durch – Tendenz so gigantisch steigend, dass zum Beispiel in Shanghai Gassigehen per Verwaltungsbeschluss reglementiert wird, damit chinesische Hundehaufen nicht gleichmaessig ueber den Tag in Shanghai verteilt werden, sondern nur zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten. Pinkeln in Parks und viel frequentierten Gebieten ist verboten. In Deutschland undenkbar, in China moeglich. Einen Einblick in das Leben mit Hunden und ihren Hundebesitzern in China, von Moeglichem und Unmoeglichem aus der chinesischen Hundewelt zeigt der fuer den Deutschen Dokumentarfilm 2009 nominierten Film >Im Jahr des Hundes< von Ursula Scheid.
Zwischen buntgefaerbtem Pudel auf der Chinesischen Mauer, Hundebesitzer-Fachsimpelei in einer Hochhaeusersiedlung Beijings, Traenen am Grab des verstorbenen Hundes und dem Wellness-Park fuer Hunde ausserhalb Beijings erzaehlt der Film anhand der Hunde viel ueber die Menschen dort ein Blick, den wir so nicht kannten, jenseits der ueblichen China-Themen. Wir tauchen ein, fuer einen Tag oder auch ein Jahr, erleben vier sehr unterschiedliche Lebenssituationen, ergaenzt und kontrastiert durch Hunde, die geliebt, kostuemiert, gefaerbt, begraben, geschlachtet und ausgestopft werden. Und stellen am Ende fest, wie aehnlich unser Leben ist – Und vor allem, wie unterschiedlich. [Anm. d. Red.: Am heutigen Abend gibt es die Moeglichkeit, den Film in der Reihe HAPPY XUEXI zu sehen.]