I Love PL

>Ich komme aus dem tiefsten Westen Deutschlands – aus Wuppertal. Ich habe weder polnische Vorfahren noch wurde meine Familie vertrieben. Anfang der neunziger Jahre habe ich auf dem schwarzen Brett vor der Mensa an der FU Berlin einen Aushang gesehen >Polnisch lernen in Krakau< und fand die Idee Polnisch zu lernen so abgefahren, dass ich mich entschieden habe fuer zwei Wochen dahin zu fahren.< So fing der von den Polen heiss geliebte Steffen Moeller die Panel-Diskussion >In weiter Ferne und doch so nah< an.

Inzwischen wohnt er schon seit ueber zehn Jahren in Warschau, kennt die Feinheiten der polnischen Sprache, spielt in einer polnischen Soap [L wie Liebe], hat ein eigenes TV-Programm. Die Diskussion fand im Rahmen der Medienwoche Berlin Brandenburg statt und eroeffnete die Tagung >Moving Europe Moving Pictures<. Es diskutierten deutsche und polnische Filmemacher, Schriftsteller und Journalisten. Die Idee ist, zusammen Filme zu drehen; durch Deutsch-Polnische Koproduktionen Probleme zu zeigen, die in dem Teufelskreis gegenseitiger Ueberempfindlichkeiten sonst nicht mehr angesprochen werden koennten. Es wurde viel gelacht. Danach, auf den Glassterassen der Akademie der Kuenste am Pariser Platz, bei einem Glass Wein, lernte ich den Buehnenbildbauer des Films >Am Ende kommen Touristen< kennen. Waehrend der Dreharbeiten in der Stadt Oswiecim [Auschwitz] verliebte er sich in eine Polin. Er verteilte Aufkleber >I LOVE PL< und ueberlegt nun, ob er nicht nach Auschwitz ziehen sollte. Danach wurde ich von Miska abgelenkt, die mich unbedingt dem Steffen vorstellen wollte. Miska schneidet Filme und wir haben uns vor ein Paar Jahren bei Organisation eines Film-Workshops in Stolzenhagen kennen gelernt.

Steffen ist nirgendwo zu finden, ich lande in einem Kreis von drei Frauen. Malina ist Polin und singt in einer Jazz Band; Anke dreht gerade einen Film ueber Vertriebene und was Ela macht, weiss ich nicht. Das Thema unseres Gespraechs: Behaarung. Malina hat naemlich neulich entdeckt, dass ihre 15-jaehrige Tochter >da unten< komplett rasiert ist. >Das ist ja furchtbar<, sagte Anke. Danach kommt die Frage nach Achselbehaarung: rasieren oder nicht? Und dann kommt Miska mit Steffen und das Thema wird schnell gewechselt. Steffen kuesst Ankes Hand [typisch in Polen aber Anke findet es unhygienisch] und dann stellte er meine Tasche auf den Boden, da wir tatsaechlich wenig Platz an dem Tisch hatten. Ich holte sie dann automatisch hoch und er lachte, dass wir alle so aberglaeubisch waren [eine Handtasche darf nicht am Boden stehen, weil so das Geld weglaufen kann].

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