Zurueck zu Anna

Tolstoj war mir schon laenger als schwierige Lektuere bekannt. Traurigerweise nicht zuletzt dank der Klitschko-Brueder in der Milchschnitte-Werbung. Wie schoen, dass man da manchmal falsch liegt und echt ueberrascht wird: so im Rahmen eines meiner Seminare an der Uni. In der Seminarankuendigung war ich von 1200 Seiten eher weniger begeistert, wurde aber komplett ueberrascht: Wir lasen Anna Karenina und ich war nach kurzer Zeit Feuer und Flamme. Ein Roman, den man geradezu verschlingt und gar nicht mehr weglegen will.

Wenn so etwas vorkommt, freut man sich richtig und die Uni macht gleich viel mehr Spass. Ein tolles Buch. Ich weiss nicht, wie Tolstoj es schafft, aber ich wurde in den Roman hineingesogen, hoffte und litt mit den Charakteren, freute mich ueber Gutes und war betroffen von Traurigem. Beim Pferderennen im zweiten Buch, eine der bekanntesten Szenen des Romans, hielt ich bis zum Ende die Luft an. Das Ende des siebten Buches las ich in der U-Bahn, wollte gar nicht mehr aussteigen und kam voellig deprimiert zu Hause an.

Auch die Diskussion im Seminar selbst war anders als sonst. Die Kommilitonen waren viel aktiver und leisteten konstruktivere Beitraege; man war wirklich interessiert! Die Stunden waren nicht lang genug, es gab immer noch was zu sagen und zu diskutieren. Am Ende der letzten Sitzung zu >Anna Karenina< war ich enttaeuscht, dass so viele Fragen unbeantwortet bleiben mussten, und traurig, Anna zu verlassen. Das Buch war wie ein Freund geworden. Nun steht es in meinem Regal, und ich kann immer, wenn ich Lust habe, zurueck zu Anna.

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