Der Sound aus der zweiten Hand

Manchmal überkommt einen Nostalgie oder auch die Sehnsucht, dass sich nicht alles so rasend schnell verändert. Nichtsdestotrotz geht die Entwicklung weiter, und wer weiß schon, wie uns vertraute Dinge in Zukunft aussehen, beziehungsweise klingen werden – vorallem jene, die wir nur aus der zweiten Hand kennen?

Auf dem Weg nach Hause begegnen mir manchmal ein zwei von ihnen. Manchmal auch ein paar mehr. Je nachdem, in welche Straße ich abbiege. Mal sind sie nach wenigen Monaten weg und ein paar Tage später entdecke ich schon wieder einen neuen.

Die Rede ist von guten alten Second Hand Plattenläden. Jene mit Holzkisten draußen, in denen nach Genre sortiert die ein oder andere besondere Platte für wenig Geld zu erwerben ist. Drinnen im Schummerlicht sitzt meist ein älterer Herr mit grauem Vollbart, der wirkt, als wäre er wie seine Platten, ein Relikt früherer Zeiten.

MP3 statt 33

Jene Beschreibung trifft sicherlich nicht mehr all zu oft zu, aber in meiner Vorstellung gibt es sie noch, diese Art von Plattenladen. Während ich bei meinem letzten Besuch im Plattenladen die alten Cover durchschaute, schön sortiert nach Genre und Name, stellte ich mir vor, wie es vielleicht in ein paar Jahren sein könnte: Wird dann an meiner Stelle jemand stehen, der mit MP3 aufgewachsen ist und sich Second Hand MP3’s anhören?

Sich vor einen Rechner setzen und die digitale Second Hand Bibliothek durchschauen? Oder sich vielleicht gleich mit seinem IPad in einen Raum setzen, sich mit dem ladeninternen digitalen Second Hand Katalog verbinden lassen, um sich die gestochen scharfen Cover anzuschauen?

Schön mit einer Optionsleiste, auf der es dann möglich ist, den gewählten Titel im Original Schallplattensound zu kaufen, mit dem leichten Knistern im Hintergrund? Wahrscheinlich zückt der Käufer dann nur noch seinen USB-Stick oder gleich seinen MP3 Player und zieht sich das gekaufte Second Hand Album auf eben dieses Medium.

Schwarze Zukunftsmusik

Aber wer weiß das schon. Letztendlich ist dies sicherlich noch weit entfernte Zukunftsmusik. Mir kam diese Vorstellung nur in den Sinn, als ich so da stand und jene schwarze Plastikscheibe aus der Hülle nahm, um sie auf den Plattenspieler zu legen und dem knisternden Geräusch von Seite A zu lauschen. Ich würde das vermissen.

2 Kommentare zu “Der Sound aus der zweiten Hand

  1. Ich finde es jetzt schon schade, dass immer weniger Leute im Laden in Cds reinhören und alles nur über’s Internet läuft… das führt doch zu einer Vereinsamung!

  2. ich kenne auch viele plattenläden mit second hand platten und auch neuen (gemischt) — aber da arbeiten keine alten leute, meistens jedenfalls nicht, sondern junge nostalgiker wie du. vielleicht ist ja ein trend …

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