Zarter Slam

>Heute bin ich einen Tag Mann< beginnt die niedliche, circa achtzehnjaehrige Blondine im roten Kleidchen ihren Beitrag. Und erzaehlt dann, wie sie in Kneipen sieben Bier trinkt, nach Lust und Laune ruelpst und furzt, im Stehen gegen Waende pinkelt und sich als Mann so richtig wohlfuehlt, bis sie zu Hause von der grossen boesen gruenen Spinne in ihr Maedchen- Dasein zurueckgerufen wird und verzweifelt ihren Freund um Hilfe ruft. Na ja, ganz suess und lustig vorgetragen, aber mehr auch nicht. Und so aehnlich geht es weiter.

Die naechste berichtet von ihrem Versuch, Kuenstlerin zu werden, indem sie ihrer Mama Kuechengeraete stibitzt, diese mit Farbe vollkleckst und an ihre alte Nachbarin verkauft. Ein schlaksiger 19-Jaehriger rennt in Matrix-Analogie vor U-Bahn-Kontrolleuren weg und landet in einer bizarren Parallelwelt voller geheimnisvoller Tueren. Ein anderer wird beim Versuch, einen voellig unnachvollziehbaren Krieg zwischen Teddybaeren und Spielzeugsoldaten spannend vorzutragen, schnell von der Buehne gedisst.

So in etwa hoeren sich die meisten Beitraege des Hamburger U20-Poetry Slams an. Bedingt durch die sehr unterschiedlich guten Lesekuenste der Teilnehmer werden ihre Vortraege entweder zum amuesanten Einblick in die Gefuehlswelt der unter-20-Jaehrigen oder zu sehr langweiligen fuenf Minuten. Wahrscheinlich ist es auch gemein, ihre Texte mit denen zu vergleichen, die ich in Berlin im Prater von erfahrenen Slammern hoere; das ist eine ganz andere Welt.

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