Wunderschoene Nofretete

Das Projekt, an dem ich gerade arbeite, heisst >Beautiful Nefertiti Paintings< und stellt mich erstmals vor die Herausforderung, etwas in der Oeffentlichkeit darzustellen. Als mein Vater mich in Berlin besucht hat, wollte er Nofretete unbedingt sehen, und deshalb befand ich mich eines Tages im Herbst im Alten Museum.

Nachdem wir die Raeume des Museums der Reihe nach durchschritten hatten, kamen wir endlich bei Nofretetes Bueste an. Ich wusste sofort, warum die Bueste so bekannt geworden ist: sie hat eine Ausstrahlung, die den ganzen Raum fuellt. Fuer mich war sie in diesem Moment ein Genuss, der nichts mit der Kunstgeschichte oder der historischen Perspektive ihrer Wichtigkeit zu tun hatte. Sie war einfach schoen, und waehrend sie aus dem Glaskasten guckte, der von hunderten von Blitzen der digitalen Kameras der Besucher getroffen wurde, schien sie eine Celebrity zu sein.

Schon immer kannte ich sie von unzaehligen Abbildungen, aber zum ersten Mal konnte ich wirklich erleben, was es bedeutet sie zu sehen, naemlich dass sie einer grossen Gruppe von Menschen bekannt ist, die sie bis zu dem Moment aber nicht in Wirklichkeit kennen. Eine bestimmte Art von Bekanntheit existiert auch in kleinen Gruppen, wie z.B. in einem Arbeitsumfeld.

Es existiert eine Bekanntheit zwischen Mitarbeitern in dem Sinne, dass Mitarbeiter an dem gleichen Arbeitsplatz sich einerseits kennen und anderseits keine Beziehungen zueinander haben. Ich habe Portraits gemacht von Menschen, die zu so einer Gruppe gehoeren. Ich wollte sowohl das Modell als Mensch darstellen, der innerhalb seines Umfeldes bekannt ist, als auch die kleine Gruppe einer groesseren Oeffentlichkeit erkennbar machen, indem ich die Modelle als Nofretete verkleide.

Die erste Reihe heisst >Beautiful Nefertiti Paintings<, fuer die ich die Malerei-Studenten der Kunsthochschule Berlin Weissensee 2008/2009 ausgesucht habe. Ich habe vor, die Portraets in der Stadt Berlin zu veroeffentlichen, damit die dargestellten Menschen nicht nur durch die Ikonografie der Nofretete erkannt werden, sonder auch ihre eigene Identitaet an Bedeutung gewinnt. Werbeplakate funktionieren gut, wenn sie sich im Kopf des Betrachters festsetzen. Deswegen waere es schoen, die Portraits als Werbung zu zeigen, ohne irgendeine Erklaerung oder einen Titel. Ich finde die Vorstellung ganz schoen, dass die Portraits als Werbung funktionieren in dem Sinne, dass sie versuchen, sich ohne ein Produkt oder eine Aussage zu verkaufen und auf sich aufmerksam zu machen. [Anm. d. Red.: Die >Beautiful Nefertiti Paintings< sind ab dem 8. Mai am U-Bahnhof Gleisdreieck zu sehen, mit freundlicher Unterstuetzung der WALL AG.]

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