Wohin ist das Geld verschwunden?

Ich gebe offen zu, in Sachen Zahlen und positiver Geldhaushaltung kein besonders herausragendes Exemplar der Gattung Mensch zu sein. Davon kann mein Guthaben redlich Auskunft erteilen. Trotzdem draengen sich mir, angesichts der aktuell in allen Nachrichten kolportierten Zahlen der Wirtschaftskrise, sehr viele Fragen auf. Haben meine taeglichen U-Bahn-Mitfahrer, angesichts der abstrakten Flut von Summen, schon jegliches Interesse am Geschehen verloren?

Sind Zahlen mit einem dutzend >!< Nullen dahinter noch wirklich fassbar? Oder so uninteressant wie der taegliche Bombenanschlag in Bagdad, nur eine abstrakte Nachrichtenrealitaet? Es heisst, bis zum heutigen Tag seien offiziell im Finanzwesen weltweit ueber 1,6 Billionen Dollar Verluste und Abschreibungen angefallen.

Also exakt 1623,4 Milliarden Dollar! Wo ist die Kohle denn gelandet? Kann man den Mann oder die Frau kennen lernen? Ich bin ledig und waere zu allem bereit! Nun werden die volkswirtschaftlich kundigen seufzend weit ausholen wollen, um mir armem Wuerstchen erst einmal die Grundlagen der Geldtheorie zu erklaeren. Pflichtschuldigst habe ich selbst meine Hausaufgaben erledigt und in Erfahrung gebracht, das Geld, per definitionem, ein Tausch- und Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel und eine Recheneinheit ist. Es gibt Bargeld und Buchgeld. Grundvoraussetzung ist des Weiteren die Absatzfaehigkeit >es muss fuer den Empfaenger von Wert sein<, Massengewohnheit der Annahme >Der Empfaenger muss davon ausgehen koennen, dass das Geld auch fuer Andere einen Wert hat< und die Umlauffaehigkeit: >es muss ohne Wertminderung weitergegeben werden koennen<. Soviel kann man im Handumdrehen dem Internet entnehmen. Weiter habe ich gelernt, dass die aktuelle Geldpolitik im Wesentlichen von der Neukeynesianischen Geldtheorie beeinflusst ist. Das hat leider weder mit Robotern, noch mit Chinesen zu tun, sondern mit einer modernen Weiterentwicklung der Theorien des John Maynard Keynes. Letztlich laeuft alles darauf hinaus, dass das im Umlauf befindliche Geld nicht mehr durch einen materiellen Gegenwert, wie entsprechende Goldvorraete in Fort Knox, gesichert sein muss. Quasi erfundenes Geld. Rein theoretische Piepen. Heisse Luft. Somit hat auch niemand diese Summe geraubt. Es gibt keinen glatzkoepfigen James Bond-Schurken, der in einem Holz vertaefelten Riesen-U-Boot, mit Perserkatze im Arm sitzt und in all den Talern badet, wie ehedem Onkel Dagobert.

Der Zaster hat eigentlich nie wirklich existiert. Damit scheiden Ausserirdische Maechte auch vorerst aus. Trotz allem muss jemand geradestehen fuer die Verluste. Denn unser System basiert auf das Vertrauen in irgendeinen Gegenwert dieser Geldfiktion. Das sind aktuell Buergschaften des Staates, der kann einfach soviel Geld drucken, wie er fuer richtig haelt. Verbunden mit der Gefahr einer Inflation. Wenn es schief geht, ist die Mark bald nur noch fuenfzig Pfennig wert, wie nach einer Kindstaufe. Wenn wir das nicht tun, bricht das bestehende Geldsystem zusammen. Allerdings ohne bislang schluessige Alternative zu alledem.

Chaos. Ukrainische Verhaeltnisse. So geloben wir alle Besserung, wie einst vor dem Klassenlehrer, den Eltern oder dem Sachbearbeiter der Sparkasse. Im Moment uebernehmen das Politiker und Wirtschaftsfuehrer fuer uns. Denn wir tumben Toren zappen diese laestigen Details allabendlich moeglichst schnell weg. Dann waechst die Neuverschuldung Deutschlands mal eben um 300 Milliarden Euro, ganz egal! Im Moment liegen wir etwa bei 1535 Milliarden Euro. Das macht pro Kopf der Bevoelkerung exakt 18.709 Maeuse Schulden, bar auf den Tisch des Hauses.

Wer leiht uns nun diese gigantischen Geldmengen? Der Westen an sich ist ja illiquide. China hat zwar 2 Billionen Dollar im Sparstrumpf, benoetigt aber selbst Konjunkturprogramme, zur Beruhigung der geschaetzt 35 Millionen Wanderarbeiter, die gerade arbeitslos wurden. In Japan sank das Bruttoinlandsprodukt so stark wie seit 35 Jahren nicht mehr. Die Araber haben zwar noch Kapital, taetigen aber im Moment gewaltige Irrsinns-Investitionen in ihren Wuesten, um auch nach Versiegen der fossilen Geldquellen, weiter tunlichst vermeiden zu koennen, selbst irgendwann einer geregelten Arbeit nachgehen zu muessen.

Saudi Arabien weist nach fuenf Jahren erstmals ein Haushaltsdefizit auf. Das Oel ist im Moment einfach viel zu billig. Damit waeren wir auch schon bei meiner Lieblingsmacht Russland: Die Oligarchen hat es hart getroffen. Von 101 Milliardaeren ueberlebten binnen eines Jahres nur noch 49 als solche! Zwei Drittel ihres Vermoegens verbrannte, immerhin 150 Milliarden Dollar. Schmalhans ist nun Kuechenmeister. Allerdings ist der Verlust nur auf dem Papier zu sehen, denn auch diese Werte waren rein spekulativ, aufgrund des hohen Oelpreises vor Jahresfrist. Monopolyreichtuemer.

Woher nun das riesige Darlehen nehmen, bzw. wer buergt fuer diese Welt? Bleibt doch nur extraterrestrisches Kapital, also Ausserirdische. Das Universum ist gross genug, da sollten ein paar Billionen kein Problem sein. Vielleicht sind alle Geruechte ueber Roswell und Area 51 wahr. Und am Ende des Tages geht es einzig nur um den schnoeden Mammon. Keine Perry Rhodan-Romantik vom edlen, wilden Ausserirdischen. Erfuellen sich alle Verschwoerungstheorien und die gruenen Maennlein finanzierten auch Obamas Wahlkampf?

Wie muss man sich ausserirdische Zahlungsmodalitaeten vorstellen und deren kosmisches Inkasso? Hafte ich als Einzelner fuer jene Pro-Kopf-Verschuldung von 18.709 Euro? Klopfen bald E.T. oder Alf als Gerichtsvollzieher an meine Pforte? Gibt es Moeglichkeiten der Ratenzahlung und kann ich gegebenen Falls eine Privatinsolvenz beantragen, die moeglichst fuer das gesamte Universum gilt? Wird die Erde pauschal in die Pflicht genommen und tauchen bei Zahlungsverzug monstroese Raumschiffe am Himmel auf, wie man es auf YouTube unter >Todesstern ueber San Francisco< so schoen sehen kann?

Zunaechst wird sicher ein riesiger Kuckuck auf den Mond geklebt. Nach vierzehn Tagen schliesslich, schleppt man den Erdtrabanten kurzerhand hinfort ins dunkle All. Keine Gezeiten mehr? Keine lauschigen Vollmondnaechte? Leider sehr unwahrscheinlich, auch wenn mir diese Loesung schon ob ihrer Bilder ziemlich zupass kaeme. Es ist alles noch sehr viel verwegener und skurriler: Wir leihen uns das Geld selbst! Verrueckt, was? Im schlechtesten Fall ist es ein Darlehen unserer ungeborenen Enkel!

Dafuer verpfaenden wir jetzt im weitesten Sinne die Arbeitskraft, das Wissen und Ressourcen kommender Generationen darauf, dass man rasch genauso weiter wurschteln darf, wie gehabt. Also Entenhausen perplex: Die Neffen opfern Onkel Dagobert den Sparstrumpf! Im wohl wahrscheinlichsten Fall werden wohl nur 20 Prozent der Verluste ueberhaupt jemals realisiert werden muessen. Denn die Ausloeser allen Übels, die schnuckeligen amerikanischen Subprime-Kredithaeuschen, stehen ja noch. Oder wurden die schon von Marsianern gepfaendet?

Ein Kommentar zu “Wohin ist das Geld verschwunden?

  1. Wieder mal früh Alarm geschlagen. Heute brachte der Spiegel erst etwas ähnliches. Hut ab!

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