Wofuer steht der Name Obama?

>Keine Stimme fuer Obama< fluestert mir ein junger Mann ins Ohr und drueckt mir dazu die neue Ausgabe einer kommunistischen Zeitung in die Hand. Entgeistert schaue ich ihn an und sage ihm, dass ich doch ohnehin nicht in den USA waehlen koenne. Innerlich stelle ich mich auf eine Diskussion ein, doch nichts passiert, ausser dass mir der Jungkommunist die Zeitung wieder wegnimmt.

Eine seltene Kombination dieser Tage: jung und obamakritisch. Doch inzwischen hat auch bei mir die Wirkung meines Anti-Hype-Gens eingesetzt. Unheimlich: Obama-T-Shirts mit verfremdeten Foto a la >Che<, ein SPD-Parteitag bei dem die Parole >Jes vi ken!< ausgerufen wird, Massenauflaeufe, wo der Kandidat auftaucht. Doch wofuer steht der Name Obama? Was passiert, wenn er im November zum neuen US-Praesidenten gewaehlt werden sollte? Kann der Welle der Begeisterung tatsaechlich eine Welle des Wandels folgen? Naomi Klein hat Vorbehalte gegenueber dem Kandidaten und Kleins Stimme ist die einer Bestseller-Autorin – sie wird gehoert. In einem Artikel, den sie fuer The Nation verfasste, weist sie darauf hin, dass mit Jason Furman und Austan Goolsbee zwei >Chicago-Boys< im Obama-Boot sitzen. Die >Chicago-Boys< sind Vertreter der Chicago School of Economics. Diese Denkschule steht fuer den neoliberalen laissez-faire Kapitalismus, den Klein in ihrem Buch >The Shock Doctrine< auseinandernimmt. Ist Obama also ein Neoliberaler? Klein befuerchtet, dass er den eingeschlagenen Kurs [z.B. seine Anti-NAFTA-Haltung] nicht beibehalten wird. Genauso ist es bei Bill Clinton 1993 naemlich auch gewesen. Anders als bei McCain, laesst sich Obamas politischer Standpunkt jenseits der Gaensehautmomente nur schwer definieren. Er sagt, er habe >grossen Respekt< vor den Maerkten, seine Haltung gegenueber der Todesstrafe ist rigide und wie genau er mit den Situationen im Irak und in Afghanistan umgehen wird, ist ungefaehr so klar wie Klossbruehe. Aber es ist Sommer und ich habe keine Lust auf Pessimismus. Vielleicht kann ich die Aufbruchstimmung noch eine Weile geniessen. Man kann sich ja auch im Herbst noch kritisch mit Obama auseinandersetzen und dann meldet sich bestimmt auch Naomi Klein nochmal zu Wort.

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