Wir sind die Roboter

>Wir haben uns nicht ausgesucht zu Robotern zu werden. Es gab einen Unfall in unserem Studio, bei dem unsere Sample-
Maschine explodierte. Als wir das Bewusstsein wiedererlangten, waren wir Roboter.< So drueckt es Thomas Bangalter aus, der zusammen mit Guy-Manuel de Homem-Christo das kongeniale Elektro-Duo >Daft Punk< bildet.

Die beiden gruen-
deten 1992 die Indie-Rock-Band >Darlin’<, deren Musik der >Melody Maker<, als >einen Haufen von dummem Punk< be- zeichnete – >Daft Punk< war geboren [1993] und wurde durch Hits wie >Around the World< und >Da Funk< schnell zu einem der erfolgreichsten Acts elektronischer Musik. Michel Gondry und Spike Jonze trugen durch herausragende Musikvideos nicht unwesentlich zu diesem Erfolg bei.

Die letzten drei Jahre haben >Daft Punk< damit verbracht, den Film >Electroma< zu drehen, die Geschichte der Daft Punks, zweier Roboter, die gerne Menschen sein moechten. In schwarzen Leder-Outfits, auf dem Ruecken die Nietenaufschrift >Daft Punk<, auf dem Haupt Roboterhelme, machen sie sich in einem schwarzen 1987er Ferrari 412, auf dessen Nummern- schild >Human< steht, auf den Weg. Sie leben in einer Welt, die der menschlichen in nichts nachsteht und von Robocops, Robobabys in Kinderwagen und Robomaenner und –frauen je- den Alters besiedelt ist. Da der Film ganz ohne Dialoge und Mi- mik auskommt, ist der Zuschauer allein auf Musik und Bilder an- gewiesen, wobei letztere von kaum zu uebertreffender Sug- gestivkraft sind.

Der Soundtrack enthaelt ueberraschenderweise kein einziges Stueck von >Daft Punk<, und wartet stattdessen mit Haydn, Chopin, Brian Eno und Todd Rundren auf. Insgesamt ist ein ungemein poetischer Film mit bestechend schoenen Bildern he- rausgekommen, der viele andere Filme zitiert, unter anderem >Gerry<, >Return of the Jedi< und >THX 1138<. Allerdings ist er mit 74 Minuten eindeutig zu lang geraten. Als Kurzfilm von 30 Minuten waere er zu einem Meisterwerk geworden, so ist er leider eine, wenngleich durchaus lohnenswerte, Gedulds- probe. Da sich kein Verleih fand, wurde der Film bisher nur auf Festivals gezeigt und zuletzt in Zusammenarbeit mit der Musik- zeitschrift Spex im Kino Arsenal in Berlin. Der geneigte Zu- schauer wird daher auf die DVD-Veroeffentlichung im Septem- ber warten muessen.

7 Kommentare zu “Wir sind die Roboter

  1. ein Traum von Wagen dieser 1987er Ferrari 412! zu hoffen ist, dass der film ihm gerecht wird… was ich nicht ganz nachvollziehen kann: was ist eigentlich die story von diesem Streifen? Oder gibt es keinen Plot?

  2. @Samson: Finde den Wagen auch toll. Die Story des Films ist recht einfach, die beiden wollen Menschen werden, finden ein Labor, wo man ihnen Latex auf die Helme aufträgt und so grotesk überzogenen, karikaturhafte Menschenköpfe formt. Die anderen Roboter regieren aggressiv darauf und die Sonne tut ihr übriges, das Latex schmilzt. Die beiden fliehen in die Wüste. Das Ende möchte ich hier noch nicht verraten…

  3. Mich wundert, dass da die Musik des Duos keine Rolle spielt. Immerhin hört sich das Ganze ein wenig nach der Maxi-Version eines Daft Punk Clips an…

  4. @Samson: Der Soundtrack ist auch ohne Daft Punk eigene Stücke sehr gut gewählt und harmoniert perfekt mit den Bildern. Das ganze hört sich nicht nur an wie die Maxi-Version eines Clips, in der Tat hat Guy-Manuel de Homem-Christo gesagt, Electroma sei eine ungeplante Ergänzung der Videos zu “Robot Rock” und “Technologic” vom letzen Album.

  5. @Samson: vielleicht kommt der clip ohne selbst-komponierte musik aus, weil die beiden einfach gemerkt haben, dass ihnen seit jahren nichts mehr so richtig gutes einfällt. nach dem ersten album “homeworks” kam ja nicht mehr viel, wobei das schon richtig gut war.

  6. Also ich ganz persönlich finde, dass jede der bisherigen 3 Platten (Homework, Discovery und Human after All) ihren ganz eigenen Charme hat. Daft Punk haben sich entwickelt, aber natürlich ist es hier, wie sonst auch im Leben, dem inviduellen Geschmack überlassen, ob man diese Entwicklung gutheisst oder nicht. Ein objektives Urteil ist sowieso unmöglich. Die Hauptsache ist doch: Daft Punk ist tanzbar!

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