Weisst Du, was ich meine?

Gelungene Kommunikation – gibt es das? Grosse Skepsis ist angebracht, das haben uns Wissenschaftler und Denker nahe gelegt. Einer von ihnen sagte: Erst das Verstehen generiert nachtraeglich Kommunikation. Wenn es dieses Verstehen nicht gibt, wenn es also an Sinn mangelt, dann gibt es keine Kommunikation. Oder eben nur gestoerte, misslungene Kommunikation.

>Verstehst Du?< oder >weisst Du, was ich meine?< diese Satzpartikel, die meist am Ende der Aussage nachgeschoben werden - in meiner Jugend habe ich erlebt, wie sie immer haeufiger zu hoeren waren. Ich erinnere mich noch gut, wie jemand mich angenervt anstarrte und sagte: Kannst Du es bitte lassen, das staendig zu sagen? Man will verstanden werden, man will kommunizieren. Die Vorrausetzungen dafuer sind nicht gerade besser geworden. Als Faktoren der Kommunikationsstoerung gelten fremde Sprachen, Unkonzentriertheit, Desinteresse, persoenliche Probleme, Aussprache-Betonung, Satzbau, Krankheiten, Materialfehler, Fachchinesisch, Double-Bind [widerspruechliche Botschaften]. Gut vorstellbar, dass in der heutigen Gesellschaft, die auf Beschleunigung setzt, und Isolierung des Einzelnen foerdert, gleichzeitig aber Gleichschaltung anstrebt und letztlich doch nichts wirklich sich bewegen laesst – gut vorstellbar, dass Stoerfaktoren wie diese zugenommen haben. Vorstellbar ist aber auch, dass in dieser laermigen Umwelt aus der Bedraengnis heraus Techniken der Mitteilung entstehen, die klassischerweise Merkmale von gezielten beziehungsweise strategischen Kommunikationsstoerungen aufweisen. Das Kreuzverhoer ist eine solche taktische Kommunikationsstoerung. Ich, der Vernommene, werde kategorisch nicht verstanden: >Bitte wiederholen Sie das noch einmal!< Ich, der Vernommene, werde aufgefordert, mich zu erklaeren, immer und immer wieder, bis ich irgendwann muerbe bin, bis irgendwann der Lebenssaft aus meinem Koerper weicht, bis ich wie ein willenloses Objekt dasitze, kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Das einzige, dass ich weiss, ist: Mein Gegenueber will mich nicht verstehen. Haben Sie nicht auch schon einmal erlebt, dass gestoerte Kommunikation exakt diesen Effekt hat? Bei Ihrem Gespraech muss es gar nicht um die Frage nach der Wahrheit gegangen sein, auch nicht um Fakten. Aber darum geht es im Kreuzverhoer auch nicht immer.

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