Was gibt es zu sagen?

Also das moechte ich gleich klarstellen. Ich hasse kitschige Liebesgeschichten. Die Liebe hasse ich nicht. Ja, man kann das doch ruhig so offen sagen: Meine Persoenlichkeit kann als aeusserst kompliziert spezifiziert werden. Ich strapaziere die Nerven von allen moeglichen Leuten: Meinen Eltern, meinen Lehrern, meinen wenigen Freunden, meinen Geschwistern usw. Nicht das die mich nicht lieb haetten, ich habe nur die vage Vermutung, dass sie sich manchmal wuenschen, mich nicht unbedingt am Hals zu haben.

Ich hatte nachts einmal die Vision, dass Gott mir die Aufgabe gestellt hat, die Vollendung der kommunistischen Weltrevolution durchzufuehren. Ich war total aufgeregt hab alle im Haus wachgemacht und bin wie wild durchs Wohnzimmer gerannt, habe dabei versucht dieses dicke Buch von Marx zu lesen, das bei meinem Vater im Regal stand. Dann hatte ich die Vision, dass diese dicken, unverstaendlichen Buecher an dem Scheitern der Revolution Schuld waren und ging wieder zurueck ins Bett. War ziemlich enttaeuscht von Gott. Schlaf ist ohnehin eine unbezwingbare Groesse fuer mich. Vielleicht leide ich an dieser Schlafkrankheit, oder besser gesagt dem Gegenteil davon. Staendig muede, aber immer wach.

Frueher habe ich mir immer vorgestellt, dass ich beruehmt waere. Ich habe schon unzaehlige Interviews gegeben. Irgendwelche Sprachen erfunden und Familien, die ich nie hatte. Ich hab meine Mutter, meinen Vater und eine Schwester, dann noch einen Bruder, irgendwo draussen auf den Weltmeeren. Schon wieder so eine Geschichte. Mein Bruder ist Klempner und arbeitet in Holland. Soviel dazu. Meine Schwester ist das krasse Gegenteil von mir. Sie studiert, so ein Wirtschaftsfachdingsbums. Soll sie ruhig. Ich wollte immer zur Armee, doch jetzt bin ich Pazifistin. Nicht erst jetzt- schon laenger. Wollte nur mal rausfinden, ob ich das koennte- einen Menschen toeten. Wahrscheinlich schon. Ich bin jetzt nicht total durchgeknallt, koennte es wahrscheinlich ohnehin nicht.

Worum es eigentlich geht, ist mir schon klar. Klare Ziele und Ehrgeiz und Zufriedenheit, wenn man etwas geschafft hat. So funktioniert es bei mir leider nicht. Ich bin aus Prinzip immer unzufrieden. Ich fange etwas an, verliere die Lust und bin nicht traurig drueber. Ich wollte schon alles Moegliche werden. Lehrerin, Aerztin oder hier so eine Art na Managerin fuer einen riesigen Konzern und dann alle Dateien zerstoeren… ein schoener Traum. Den Kapitalismus zerstoeren, mit nur einem Fingerschnippen. Ich hab nichts gegen den Kapitalismus, die Kommunisten, finde ich nur irgendwie sympathischer. Ich kann nicht sagen warum. Rennfahrerin. Das wollte ich auch werden. In der Schule ist das manchmal die Hoelle, wenn ich meine Antworten sage. Sie fragen mich >Warum?< und ich sage dann >Na jetzt nur aus dem Gefuehl heraus…< dann sagen sie, das man etwas >wissen< muss und nicht >fuehlen<.

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