Geist des Maidan: Erinnerungen an den “Marsch der Millionen” in der Ukraine

Die Schlagzeilen über den Krieg in der Ukraine reißen nicht ab. Doch was ist eigentlich aus dem Volksaufstand in Kiew geworden? Berliner Gazette-Autorin Rebecca Barth spricht vor Ort mit den Leuten über die Krise und was vom Geist des Maidan übrig geblieben ist.

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Liebespaare sitzen in den Cafés von Kiews Zentrum, schicke Frauen stöckeln überladen mit Einkaufstüten die Khreschatyk-Straße entlang. In den U-Bahn Aufgängen tummeln sich Männer in Anzug mit ihren Aktentaschen zwischen alten Babushkas, die Blumen, Souvenirs oder kühle Getränke verkaufen. Es ist heiß. Die Stimmung sommerlich ausgelassen. Nur die letzten Zelte, Blumenmeere und Kerzen an jeder Ecke erinnern noch an die Massenproteste, die die Stadt von November bis Ende Februar heimsuchten. In Kiews Zentrum ist annähernd Realität eingekehrt.

Auf Kiews Flaniermeile umlaufen die Frauen mit ihren Einkaufstüten geschickt die letzten Barrikadenreste. Vor dem McDonalds stehen drei Männer in Camouflage um eine improvisierte Karaoke-Anlage und singen ein ukrainisches Volkslied. Gegenüber liegt das Quartier des Rechten Sektor. Einer der Sänger improvisiert die Nationalhymne. Die Menschen, die an diesem warmen Sommerabend vorbeilaufen, bleiben stehen. Viele legen sich die Hand aufs Herz und singen mit. Vor dem Quartier des Rechten Sektors löst das keine Regung aus.

Das andere Gesicht des Maidans

Während auf der Khreschatyk zwischen Reifenstapeln und Holzpaletten gesungen und ein paar Bierchen getrunken werden, schleppt sich wenige hundert Meter weiter Sergej die Straße hoch. Er ist ein kräftiger Mann mittleren Alters. Seine Stirn glänzt verschwitzt. Sergej campierte monatelang auf dem Maidan und wurde hier Ende Februar angeschossen, als Scharfschützen auf Demonstranten zielten und Dutzende töteten. Mehrere Kugeln trafen ihn ins Bein, eine in den Nacken. Eine kleine Narbe blitzt unter seinem Camouflagehemd hervor.

Hier werden Blumenmeere und Kerzen immer dichter, die Barrikaden vielzähliger und höher. Es erinnert noch einiges an den Massenaufstand. An einem der Bäume rechts des Gehwegs bleibt Sergej stehen und beginnt zu weinen. An den Baum ist ein Bild geheftet. Es zeigt einen jungen Mann, der hier verstorben ist. „Viel zu jung“, sagt er, schüttelt verständnislos den Kopf. „Warum er und nicht ich? Ich bin doch schon alt.“ Sergej weint.

Sergej ist das andere Gesicht des heutigen Maidans. Traumatisierte, die es nach dem Ende der Revolution nicht mehr ins Leben zurückgeschafft haben und ihre Zelte auf dem Maidan nicht verlassen wollen, mischen sich zusehends mit Obdachlosen und Alkoholkranken. Psychologen bieten ihre Unterstützung an, dieses Angebot wird jedoch nicht von allen genutzt. Viele gaben damals für die Proteste ihre Arbeit auf, lebten nur noch für die Revolution. Jetzt wissen sie nicht mehr wohin. Sergej ist einer von ihnen. Die Bilder der Erschossenen, das Feuer von den Dächern lassen ihn nicht mehr los. „Und du siehst sie nur fallen und fallen, es fallen Schüsse“, schluchzt er.

Er humpelt weiter die Straße hoch zum nächsten Baum. Hier verstarb ein weiterer Bekannter. „Er fiel auf mich drauf, aber ich konnte nichts mehr tun.“ Er schüttelt verständnislos den Kopf und starrt mit leeren Augen ins Nichts. An seinem Handgelenk baumelt eine weiße Plastikkette mit einem Kreuz. Viele tragen sie in diesen Tagen, einige legen sie nieder vor den Bildern der Toten oder binden sie um die Laternen auf der Institutska-Straße.

Die wenigsten hätten wohl mit einer derartigen Eskalation gerechnet, als die Demonstrationen gegen den ehemaligen Präsidenten Janukowitsch und die Korruption im Lande Anfang Dezember begannen. Anfang Dezember wurde aus den Studentenprotesten gegen das Nicht-Unterzeichnen des Assoziierungsabkommens mit der EU ein Volksaufstand, dem es um Würde, Anerkennung und vor allem Freiheit ging. Um ein „normales Leben“, wie die Leute sagen.

Eine Massenbewegung

Am 8. Dezember fuhr auch Maryana auf den Maidan. Es war der Tag, der als „Marsch der Millionen“ in die ukrainische Geschichte eingehen sollte. Für Politik interessierte sie sich vorher nicht. Ihre Bürgerpflicht trieb sie, wie sie sagt. Der bis dahin seit der Unabhängigkeit der Ukraine einzigartige Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten, trieb die Massen auf die Straße. „Als ich sah, wie die unsere Kinder verprügeln, musste ich einfach auf den Maidan“, sagt Maryana. Sie ist selber Mutter eines kleinen Sohnes. Die Bilder der prügelnden Berkut-Einheiten weckten Angst vor Zuständen wie in Russland oder Weißrussland. „Ich möchte nicht in einem Staat leben, in dem man für seine Rechte nicht demonstrieren darf, sondern stattdessen verprügelt wird. Ich möchte in einem freien Land leben.“

Maryana wohnt am Rand der ukrainischen Hauptstadt. Doch an diesem Tag war die Metro bereits nach wenigen Stationen völlig überfüllt. „Da waren Leute in der U-Bahn, die hab ich noch nie in der U-Bahn gesehen. So richtig feine Frauen in ihren Pelzmänteln und Stöckelschuhen“, grinst sie. Ihre Augen beginnen zu leuchten, wenn sie sich an diesen Tag zurückerinnert. An den beiden Stationen um den Maidan leerte sich die Bahn schlagartig, die Massen strömten geeint nach oben auf den Unabhängigkeitsplatz. „Wir haben uns nur angesehen und gelächelt“, beschreibt Maryana die Situation. „Wir hatten alle das gleiche Ziel.“

In den folgenden Wochen und Monaten formierte sich eine Massenbewegung. Ein neues Nationalgefühl einte die Demonstranten. Viele sprechen vom „Geist des Maidan“, der bis jetzt zu spüren sei, der auch nicht mehr wegzukriegen sein werde. Maryana möchte sich in Zukunft politisch mehr engagieren. „Ich mache mir jetzt Vorwürfe“, sagt sie und blickt etwas beschämt durch eine randlose Brille auf ihre Hände. „Ich frage mich, ob ich nicht mehr hätte tun können. Öfter hätte fahren sollen, mehr Sachen vorbeibringen sollen.“

Solidarität in der Krise

So geht es nicht nur ihr, und so organisieren sich die Ukrainer weiter, denn der Staat befindet sich nach dem Sturz Janukowitschs noch im Aufbau. Mittlerweile befindet sich das Land im Krieg. Die Solidarität untereinander hilft den Menschen auch mit dieser Situation umzugehen. Je länger die Krise dauert, je weiter der Krieg im Osten eskaliert, desto stärker rücken die Menschen zusammen. Das Nationalbewusstsein scheint jetzt noch viel stärker als zu Zeiten der aktiven Proteste.

Oben angekommen auf der Institutska trifft Sergej auf Flüchtlinge aus Slowjansk. Ein Ehepaar mittleren Alters, das erst vor wenigen Stunden in der Hauptstadt ankam. Jetzt wollen sie sich die Orte angucken, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kennen. Die Frau schluchzt, der Mann flucht auf die Separatisten. Als Sergej bemerkt, dass die beiden aus dem östlichen Teil des Landes kommen, spricht er sie an und heißt sie in Kiew willkommen. Es sei ein gutes Zeichen, dass Leute aus dem Osten nach Kiew flüchten, sagt er. Die Propaganda habe vielen derart das Hirn gewaschen, dass man sich über jeden freue, der die ganzen Lügen über russenmordende Faschisten nicht glaube. Er nimmt die Frau bei der Hand und zieht sie ein Stückchen die Straße runter, erklärt, wie es hier Ende Februar abgelaufen ist, von wo geschossen wurde.

Sie beginnt erneut zu weinen, bei Sergei hat die Wut auf das Geschehene mittlerweile überhand genommen. Zitternd zündet er sich eine Zigarette an, die er jedoch vergisst zu rauchen und in seiner Hand verglimmt. „Jetzt wissen wir wovor uns der Maidan beschützen wollte“, schluchzt die Frau in Anspielung auf die Separatisten, während Sergei fluchend auf die Einschusslöcher in einer Straßenlaterne deutet. Hier starben zwei Menschen. Einer gerade 21 Jahre alt. „Der Maidan hat unserem Land einen Dienst geleistet. Teuer bezahlt ja, aber notwendig“, sagt die Frau und wischst sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Sie bedankt sich bei Sergei für seinen Einsatz auf dem Maidan. Dem läuft mittlerweile wieder ein Gemisch aus Tränen und Schweiß das Gesicht runter.

Flucht nach Kiew

In Kiew kommen nun jede Woche mehr Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten an. Auch Maryana hilft entfernten Verwandten aus Donezk, die vor den Separatisten und den Gefechten fliehen. „Es gibt keine richtigen Evakuierungsprogramme von der Regierung“, sagt sie. „Wir organisieren das privat.“ Bis zum letzten Moment ist nicht klar, ob es Nastya und ihr Bekannter Stas mitsamt Frau und kleiner Tochter aus der Stadt schaffen. Der Weg mit dem Auto ist zu gefährlich. An den Checkpoints der Separatisten, an denen man zwangsläufig vorbei muss, werden die Autos der Flüchtenden geplündert oder Leute festgenommen. Nastya wurde verdächtigt ein rechter Terrorist zu sein. „Ich stehe auf der sogenannten „Rechter Sektor“- Liste“, erzählt sie. „Weil ich Widerstand geleistet habe“, fügt sie ironisch hinzu und setzt das Wort Widerstand mit den Fingern in Anführungszeichen. Der Regierung der selbsternannten Volksrepublik Donezk missfiel, dass sie die ukrainische Fahne hisste und sich so offen zur Ukraine bekannte.

Mit dem Zug schaffen sie es letztendlich nach Kiew. „Die Züge sind völlig überfüllt. Sie kommen komplett leer an und fahren komplett voll Richtung Kiew.“ In Kiew kommt sie bei Verwandten unter, – genau wie Stas mit seiner kleinen Familie. Sein Geschäft in Donezk musste er aufgeben. „Ein eigenes Unternehmen in Donezk aufzuziehen ist mutig“, sagt Maryana. Mutig oder naiv. Die Kriminalität, die Mafia, die in jeden Winkel des öffentlichen Lebens verwickelt ist, bekam auch Stas zu spüren. „Wir wollten eigentlich nach Australien auswandern“, berichtet er. Unter Janukowitsch habe es keine Zukunft gegeben, besonders nicht für junge Unternehmer. Der Plan nach Australien auszuwandern war schon fast perfekt. „Wir saßen praktisch auf gepackten Koffern“, grinst er. Doch dann kam der Maidan und mit ihm neue Hoffnung. Die Bewegung weitete sich nach und nach auf das ganze Land aus. In Donezk versuchte man sie zu unterdrücken. Korrupte Polizisten schlossen sich den Separatisten an, verweigerten pro-ukrainische Demonstrationen vor Übergriffen angeheuerter Titushki-Gruppen zu schützen. „Als Janukowitsch dann geflohen ist, haben wir einen Monat gefeiert“, berichtet Stas.

Gehirngewaschene Idioten

Das Leben in Kiew ist fast doppelt so teuer wie in Donezk. Eine eigene Wohnung haben Stas und Nastya noch nicht. Eine Arbeit auch nicht. Wie ihre Pläne aussehen? Sie zucken die Schultern. „Wir versuchen erst eine Wohnung zu finden, dann einen Job“, sagt Nastya. Ihre Ersparnisse reichen noch bis Herbst. Haben sie bis dahin in Kiew nicht Fuß gefasst, geht die Flucht weiter in Richtung Europa. „Wie ist denn die Situation in Deutschland für Flüchtlinge? Was muss man da machen? Bekommen wir Asyl?“, fragt Stas. Ihre Heimat wollen sie eigentlich nicht verlassen. Jetzt, wo Janukowitsch weg ist, hoffen sie, dass sich das Land verändert. „Der Maidan war lange überfällig“, sagt Nastya. An der Situation im Osten seien Janukowitsch und seine Bande Schuld, genauso wie korrupte Polizisten, „gehirngewaschene Idioten“, womit sie Anwohner meint, die sich den Separatisten anschlossen, sowie „die Oligarchen, die Mafia und Putin“, zählt sie auf.

Im Donbass haben Firmenchefs und Oligarchen die absolute Macht über die Bevölkerung. Die Korruption ist sehr hoch und die Firmenbosse oftmals mit der Mafia verstrickt. Die Arbeiter sind von ihnen abhängig und handeln auf deren Befehl. Zu Sowjetzeiten waren besonders die Arbeiter aus dem Donbass in der Gesellschaft sehr angesehen. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine hat sich dies geändert. Auch deshalb sehnen sich einige in der Bevölkerung nach Russland. Russland steht symbolisch immer noch für die Sowjetunion. Die Leute sprechen größtenteils russisch und konsumieren russische Medien. In diesen war relativ schnell nach Ausbruch der Proteste in Kiew von einem faschistischen Putsch die Rede. Nastya berichtet von einigen Kirchen in denen dieselbe Propaganda verbreitet wurde. „Es gibt da von einer Chemiefirma eine Kirche, für die Angestellten besteht Kirchenpflicht. Da hat der Priester schon Ende Dezember von Faschisten in Kiew gesprochen.“

Russische Propaganda – Faschistische Rhetorik

Mit einer gezielten Rhetorik aus dem Zweiten Weltkrieg trifft man bei der russischen Bevölkerung und auch bei Menschen, die in der Sowjetunion aufwuchsen, einen wunden Punkt. Bis heute ist man in Russland stolz, den zweiten Weltkrieg gewonnen und die Nationalsozialisten unter ungeheuren Verlusten besiegt zu haben. Mit der Aufarbeitung ideologischer Elemente wie Antisemitismus oder Ausländerfeindlichkeit hat dies jedoch nichts gemein. Mit Faschisten werden im kollektiven Gedächtnis die deutschen Nationalsozialisten verbunden. Es werden Erinnerungen an das Leid des Krieges, an die immensen Verluste der sowjetischen Bevölkerung wachgerüttelt.

Auch aus diesem Grund scheint die russische Propaganda, die neben Desinformation besonders auf Worte wie „Faschisten“ oder „Genozid“ und „ethnische Säuberungen“ setzt, bei der Bevölkerung im Donbass derart stark gewirkt zu haben. Nachdem die Maidanbewegung auf andere Städte übergriff, begannen regionale Politiker vor Angriffen des Rechten Sektors zu warnen. „Sie haben uns erzählt, wir müssen die Stadt vor dem Rechten Sektor beschützen“, erzählt Nastya. Dieser kam jedoch nicht und so wurden Schlägertrupps angeheuert, die das örtliche Verwaltungsgebäude angriffen und sich als Rechter Sektor ausgaben, berichtet sie weiter.

Nastya und Stas sind nun Flüchtlinge im eigenen Land. In ihrer Heimatstadt tobt ein mittlerweile immer weiter eskalierender Krieg. Ihr Hab und Gut haben sie in wenigen Taschen mit nach Kiew geschafft. Obwohl sie nicht wissen, wie es weiter gehen soll, habe sie ihren Optimismus nicht verloren. Das ukrainische Volk habe Janukowitsch verjagt, „den Rest werden wir jetzt auch noch schaffen. Wir werden gewinnen“, sagt Stas überzeugt.

Auf der Khreshatyk bestaunt das geflüchtete Ehepaar aus Slowjansk noch die Überbleibsel der Revolution, während Sergej in Richtung der Zelte auf dem Maidan zurückhumpelt. Das rechte Bein schleift er mehr schlecht als recht mit. An den Souvenirständen kann man Klopapier mit Janukowitschs Gesicht kaufen. Darüber lachen können die Flüchtlinge noch nicht. Der Schock der letzten Tage sitzt noch zu tief.

Sprache spielt keine Rolle

Auch Maryana fährt mittlerweile öfter ins Zentrum. Viel öfter als früher. Sie will auf dem Maidan sein, wo man den Zusammenhalt immer noch spüren kann. „Ich fühle mich jetzt als Ukrainerin“, sagt sie. Als Jugendliche zog sie nach Deutschland, erst vor einigen Jahren ging es für sie zurück in die Heimat. Ihr fehlte die Zugehörigkeit. „Aber jetzt kann ich mich als Ukrainerin fühlen.“ Obwohl sie russischsprachig ist. „Mit der Sprache hat das nichts zu tun. Russische Propaganda“, sagt sie schulterzuckend.

Die angebliche Unterdrückung der russischen Sprache wurde in russischen Medien kurz nach der Flucht Janukowitschs Thema, nachdem ein Abgeordneter der rechten Svoboda-Partei ein umstrittenes Sprachengesetzt wieder rückgängig machen wollte. Im Alltag scheint ein derartiges Problem jedoch nicht zu bestehen. Viele Westukrainer sprechen ukrainisch, können aber ins Russische wechseln, wenn dies nötig ist. Auf der anderen Seite können oftmals Leute, die im Alltag russisch sprechen, kein oder nur schlecht ukrainisch. Maryana und Nastya sind beide russisch sprachig. Mit dem ukrainischen hapert es noch.

In Kiew auf dem Maidan sind beide Sprachen vertreten. Während der Proteste wurden Reden auf der Bühne auf beiden Sprachen gehalten. Selbst der Politiker der liberalen Udar Partei, Vitali Klitschko, kann sich auf Ukrainisch nur schlecht verständigen. Er gilt jedoch allgemein als schlechter Redner und wurde von den Demonstranten nicht ernst genommen. Es herrscht die Meinung vor, jemand der sein Leben lang Schläge auf den Kopf bekommen hat, sollte besser nicht in die Politik gehen.

Ein neues Nationalbewusstsein

Klitschko ist trotzdem Bürgermeister von Kiew geworden und will den Maidan nun räumen lassen. Maryana wünscht sich hier ein Zentrum, das als Anlaufstelle dienen soll. „Wenn die Zelte mal weg sind, dann brauchen wir hier einen Anlaufpunkt. Ein Zentrum für politische Bildung, in dem man diskutieren kann, wohin jeder aus dem Land kommen kann.“ Aber erstmal müssten die Zelte bleiben, um den Politikern zu zeigen, dass das Volk es nie wieder zulassen werden, dass sich Politiker bereichern und das Volk betrügen, sagt sie.

Was mit friedlichen Protesten Ende November begann, hat innerhalb nur weniger Monate das ganze Land verändert und Teile in eine tiefe Krise gestürzt. Aber es hat auch die Ukrainer verändert. Einige haben ihre Häuser im Krieg verloren, andere bleiben traumatisiert zurück. Viele werden geschockt und verstümmelt aus dem Krieg zurückkehren. Trotzdem blicken die Leute optimistisch in die Zukunft. Es scheint, als habe das Volk seine Stärke entdeckt, die es auf positive Veränderungen im Land hoffen lässt. Die es aber besonders antreibt, diese Veränderungen selber zu bewirken. Die Proteste und die Krise scheinen das Land paradoxerweise zu einen und bewirken ein neues Nationalbewusstsein. Maryana ist nun stolze Ukrainerin.

Anm.d.Red.: Mehr zum Thema in unserem Dossier EUROPAKRISE. Das Foto stammt von Oleg Fadeev und steht unter einer Creative Commons Lizenz (cc by 2.0).

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