Tuerkischer Bratwurstmarathon mit Hugo Chavez

Seit 16 Stunden bin ich in Istanbul. Meine Uhr im Laptop will mir das nicht glauben, aber es ist so. Sie behauptet hartnaeckig, es seien nur 15 Stunden, sie will mir meine Erfahrungen hier nicht goennen, aber ich weiss es besser: in Istanbul gehen die Uhren eine Stunde schneller. Die Idee, der Zeit Beine zu machen ist dabei gar kein alter Hut. Sie hatte nicht nur Atatuerk in den 20er Jahren sondern vor einer Woche auch Hugo Chavez in Venezuela. Dort sollen bald alle Uhren 30 Minuten vorgehen. Den Sozialismus in seinem Lauf. Aber das nur nebenbei, schliesslich sind wir hier in der Tuerkei.

Apropos nebenbei: Wenn ich mich weiterhin so im Essayismus verliere, dann lesen meine naechste Kolumne nur noch die Pflichtleser und meine Esssaysammlung bleibt nach 2000 Seiten bei Rowohlt Fragment. Und ueberhaupt: Pflichtleser. Wer will schon Pflichtleser? Pflichtleser sind wie Amerikaner, die nichts zu verzollen oder Katholiken, die nichts zu beichten haben. Ich werde mich am Riemen reissen, meine mir Hoerigen, bzw. meine mich Lesenden nicht zu langweilen, nicht zu langweilen, nicht zu langweilen. Schliesslich will ich nicht so tun, als haette ich nicht nichts zu erzaehlen!

Dieser erste Bericht soll haarklein auflisten, was ich am ersten Tag erlebt habe, wie die Arbeit hier im Goethe-Institut ist und wie ich mich verteidigt habe, als mich nach der Landung um 4.00 Uhr in einer dunklen Seitenstrasse zwei Tuerken anmachten, der eine auf Bayerisch, der andere auf Englisch. Ich wollte nur kurz aufklaeren, warum die Tuerken keine Muelleimer haben, stattdessen die Menschen nachts auf der Strasse liegen. Und warum mein Vermieter Alkoholiker ist, zu seinem Geburtstag Thueringer Bratwuerste will und warum die Toilette auslaeuft. Und vor allem: wie die Aussichten von unserem Restaurant im 5. Stock auf den Bosporus sind. Viele Warums, das naechste Mal dann Wies. Zum Beispiel: Wie gut ist tuerkischer Tee oder Wieso alle Tuerkinnen eifersuechtige Maenner haben.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.