Trampolintranfers

Unter Kulturaustausch verstehe ich eigentlich so was Aehnliches wie Schueleraustausch, vielfach mit sich verfluechtigenden Werten und Materien.

In diesem Sinne betreibe ich Kulturaustausch, wenn ich mich mit Menschen verschiedener Provenienz treffe, mit ihnen trinke und rede, und dann ein Buch in unserem Verlag ins Deutsche uebertragen lasse, sagen wir aus dem Italienischen, Russischen, Serbokroatischen ins Deutsche.

Und indem ich Kuenstlerbuecher und Kunstkataloge versuche in Umlauf zu bringen. Natuerlich aber auch indem ich versuche gemeinsam mit dem Buero in Bozen Regionalfuehrer ueber Suedtirol in den deutschen Reisefuehrermarkt hineinzuverkaufen – Gott schuetze den Tourismus weiterhin…

Den folio-Verlag habe ich gemeinsam mit Hermann Gummerer in Bozen und Wien gegruendet, nachdem wir schwer eine Arbeit finden konnten. Zunaechst war das nur als reines Buchdienstleistungs- und – herstellungsbuero gedacht. Wir beide kamen aus der Kultur- und Verlagsarbeit und hatten eine Hingabe zu Kuenstlern und Papier.

Wir haben dann eine literarisch-essayistische Reihe aufgebaut, die Reihe >Transfer<. In dieser Reihe befinden sich, wie schon erwaehnt, Autoren aus dem mittel- und osteuropaeischen Raum, besonders aus Ex-Jugoslawien und Russland. Transfer ist zu verstehen im Sinne von Austausch, Vermittlung, Uebertragung. Allerdings schwimmen wir heute ziemlich weit weg von den Idealen der hehren Kulturvermittlung. Aufgrund der netten Lage des deutschsprachigen Buchhandels bemuehen wir uns vorrangig darum, die Marktanteile zu halten. Darueber hinaus kann man natuerlich versuchen, so etwas wie Programmatik aufrechtzuerhalten: Wenn man davon ausgeht, dass weiterhin Kuenstler und Schriftsteller ueber die Welt ernsthaft nachdenken und versuchen ein Gebilde zu schaffen, ein Gestell, dann kann man auch davon ausgehen, dass nicht alles nur der Performance anheimfallen wird. In diesem Sinne werden wir weiterhin so wichtige Dichter und Schriftsteller in die deutsche Sprache transponieren, wie den 82jaehrigen Andrea Zanzotto aus dem Veneto - der Weggefaehrte Pier Paolo Pasolinis ist diesjaehriger Hoelderlinpreistraeger. Oder den 81jaehrigen Michael Hamburger - wohl einer der bedeutendsten lebenden Lyriker. Oder Vincenzo Consolo aus Sizilien. Die juengeren Schriftsteller aus den suedosteuropaeischen und osteuropaeischen Laendern haben ein stetes Trampolin in die deutsche Sprache. Die Beobachtung der literarischen Landschaft und die Foerderung von jungen Talenten geben den Autoren auch eine Chance, ueberregional bekannt zu werden.

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