Schilderdeutsch

In Berlin lauern sie an jeder Ecke: Tafeln, Banner und Leuchtreklamen. Vor allem die Reklame fuer Schnellimbisse und Restaurants setzt sich immer gefraessiger im Stadtraum durch. Oft sind diese hungrigen Blickfaenger jedoch kleine Oasen im eher grauen deutschen Schilderwald. Ich meine >Einbahnstrasse< und >Stop< hauen einen ja nun wirklich nicht vom Hocker. Aber die Tafeln von Doenerbuden und Gaststaetten ueberraschen mich immer wieder mit eigenwilligen Interpretationen der deutschen Sprache. Bei uns in der Schoenhauser Allee gibt es ein italienisches Restaurant, das ziemlich chic aussieht. Jeden Tag steht vor dieser Lokalitaet eine Tafel mit den Tagesangeboten. Letzte Woche gab es >zweifarbig gefuehlte Maultaschen< - ein poetisches Gericht! Und gestern dann >Nudeln mit Gemuese und Kroetersauce<. Mmmh, Kroetersauce… Fand ich dann aber doch ein bisschen abschreckend, zumindest die Vorstellung von Sauce, die aus Kroeten gewonnen wird. Kastanienallee Ecke Schoenhauser gibt es ein recht beliebtes Lokal mit indischen Speisen. Die bieten >Sheks, Begs und Mango-Lassi< an. Ich musste schon Recherchen anstellen, um herauszufinden, was Sheks und Begs sind. Aber logo: Shakes und Becks. Und zwei Haeuser weiter, beim Kebab-Center gibt es >Chickendoener mit Huehnfleisch<. Und so weiter und so fort. Berlin ist eine internationale Stadt und deswegen ist es auch okay, dass hier so etwas wie ein internationales Deutsch entsteht. Von Verlotterung keine Spur. Eher: Deutsch als Open Source. Den Quellcode kann jeder erweitern, abhaengig davon wie viel Zeit man hat und welches Interesse. Schilderdeutsch zeigt jedenfalls in welche Richtung das gehen kann.

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